Mit dem 2.2.2022 hatte das Hochzeitsjahr 2022 bereits seinen ersten Höhepunkt. Die weiteren folgen im (Spät-)Sommer, Herbst und Winter – insbesondere bedingt durch die aktuelle Entwicklung von Corona, durch die viele Feiern – auch der vergangenen zwei Jahre – auf das dritte und vierte Quartal verschoben wurden. Wir stellen Dir die besten Hochzeitstrends und Entwicklungen vor.
Auf der diesjährigen WPPI in Las Vegas, der weltgrößten Veranstaltung rund um Hochzeits- und Porträtfotografie, gab es einen spannenden Überblick und Ausblick auf aktuelle und kommende Trends. Unser erster Eindruck: Das Segment boomt nicht gerade, ist aber wieder auf Kurs, um auf hohem Niveau stabil zu bleiben. Und da viele von euch mit der Hochzeitsfotografie Geld verdienen und die Saison gerade Fahrt aufnimmt, haben wir acht Trends und Tipps zusammengefasst.
55 Prozent Bildbearbeitung
Was charakterisiert den „Wedding-Profi 2022“? Hochzeitsfotografen verbringen nur vier Prozent ihrer Zeit mit dem eigentlichen Fotografieren. Mehr als die Hälfte der Zeit, nämlich 55 Prozent, wird für die Bildbearbeitung aufgewendet, gefolgt von Verwaltung und Orga mit 18 Prozent sowie Kommunikation, für die dann nur noch sieben Prozent des Zeitvolumens bleibt. Besser wäre: 40 Prozent für Kommunikation, 30 Prozent fürs Fotografieren und 30 Prozent für den leidigen Rest.
2.000 Euro Umsatz pro Auftrag
Kurzer Rückblick: Die durchschnittliche Anzahl der Hochzeiten pro Jahr lag in den USA in der jüngeren Vergangenheit bei 28 Terminen. Gezahlt haben die Kunden pro Auftrag etwa 2.000 Euro, Tendenz leicht steigend, da mittlerweile mehr als die Hälfte aller Brautpaare mehr oder weniger umfangreiche Videos ordern. Das Thema liegt zwar seit Jahren schon im Trend, aber die Kunden scheinen es erst jetzt zu begreifen, was ein professionelles von einem stümperhaft zusammengedrehten Video unterscheidet. In Zukunft, das prognostizieren wir an dieser Stelle, wird es praktisch keine Hochzeit mehr ohne Video-Story geben. Dies zeigte sich insbesondere auf der WPPI, wo Videofotobücher erneut ein absoluter Trend waren.
Hochzeitstrend Nr. 1
Ultra-Hochzeitstrend: der Antrag
Das Business fängt allerdings schon viel früher an: Der Ultra-Hochzeitstrend in den USA ist der Heiratsantrag. Blumenblüten, die aus Helikoptern auf die Liebste gestreut werden, Orchestermusik auf einsamen Berggipfeln, Oper-Inszenierungen oder gigantische Flashmobs: Wer von seiner Braut das Ja-Wort erhalten möchte, muss sich mächtig ins Zeug legen und, wie im Fall einiger Football-Stars, bis zu 100.000 Dollar ausgeben. Mit dabei: Fotografen und Videoprofis in Mannschaftsstärke, denn in Social-Media-Zeiten ist die Geschichte nur wahr, wenn sie auch dokumentiert und geteilt wird. Auch hier haben wir eine klare Prognose: Der „Proposal“-Trend wird sich in spätestens zwei Jahren auch bei uns voll durchsetzen, wenn auch mit etwas bescheidenerem finanziellem Aufwand. Weitere Trends stellen wir dir im folgenden vor.
Hochzeitstrend Nr. 2
Natürliches Licht liegt klar im Fokus
Steht man vor der Wahl, den Brautpaaren Aufnahmen mit Blitzlicht oder natürlichem Licht anzubieten, liegt Letzteres in der Gunst klar vorne. 53 Prozent der Kunden bevorzugen Aufnahmen mit „Available Light“. Entsprechend herausfordernd können die Fotos werden, wenn das Sonnenlicht schwierig wird. Etwa zur Mittagszeit, bei sehr tief stehender Sonne. Ebenfalls kritisch: Bilder bei der Feier in zum Teil wenig ausgeleuchteten Räumen oder der Party zu später Stunde. ISO-starke Kameras sind ergo im Vorteil. Genau wie sehr lichtstarke Brennweiten. Seien es klassische Festbrennweiten wie 35mm oder 50mm mit f/1,4 oder durchgängig lichtstarke Telezooms wie die Klassiker 24-70mm und 70-200mm mit f/2,8. Um natürliches Licht professionell in Szene zu setzen, bieten sich selbstverständlich auch Reflektoren & Co. an. Übrigens, Aufnahmen, die nur mit Blitzlicht umgesetzt werden, wünschen sich 19 Prozent der Brautpaare. Die verbleibenden 28 Prozent verlassen sich bei der Wahl der Lichtquelle auf den Profi.
Hochzeitstrend Nr. 3
Top-Trend Nachhaltigkeit
Immer deutlicher zeigt sich, dass Brautpaare sich über die Nachhaltigkeit ihrer Hochzeitsfeier und die verwendeten Produkte Gedanken machen. Ideen, wie die Hochzeitsfeier möglichst plastikfrei und umweltfreundlich gestaltet werden kann, finden sich zuhauf. Bei einigen Dingen bedeutet dies Verzicht – wie zum Beispiel auf die über Jahrzehnte sehr beliebten Ballons, die mit Grüßen der Hochzeitsgäste in den Himmel geschickt werden. Schon lange wird dieser Brauch nicht nur aufgrund der Umweltverschmutzung immer unbeliebter. Entsprechend können auch Fotografen und Fotografinnen sich nachhaltig präsentieren und ihre Endprodukte auf das Hochzeitspaar und ihre Gäste abstimmen. Etwa mit nachhaltig produzierten Fotobüchern und Fotogeschenken sowie rein digital versendeten Aufnahmen und Videos der Feier.
Hochzeitstrend Nr. 4
Unplugged Weddings
Sogenannte „Unplugged Weddings“ werden in Zeiten der Smartphones mit Highend-Kameras immer wichtiger und gewinnen an Bedeutung. Unter diesem Trend sind Feiern zu verstehen, auf denen die Gäste dazu aufgerufen werden, ihre Smartphones und eigenen Kameras in der Tasche zu lassen. Der Hochzeitstag wird nur von professionellen Fotografen – und immer öfter von Videografen – begleitet und festgehalten. Nach der Hochzeitsfeier erhalten die Gäste dann ebenfalls die schönsten Bilder und somit einmalige Erinnerungen. Das hat sowohl für die Gäste als auch den Fotografen gleich mehrere Vorteile: Fotografen und Videografen werden in ihrer Arbeit nicht durch Hobbyfotografen, die sich ins Bild schieben, behindert. Auf den Fotos der Hochzeitsgäste sind deren Gesichter zu erkennen, da sie in den besonderen Momenten – insbesondere beim Ja-Wort und dem Hochzeitstanz – nicht ihre Smartphones und Kameras davor halten. Und zu guter Letzt: Die Hochzeitsgäste können die Emotionen und Momente direkt und live – nicht durch den Bildschirm ihrer Geräte – erleben. Das stärkt die professionelle Fotografie und eröffnet neue Chancen.
Hochzeitstrend Nr. 5
Freie Zeremonie, kreative Chancen
Bis noch vor gar nicht langer Zeit war die einzige Alternative zum bloßen Behördengang auf dem Standesamt die kirchliche Trauung als deutlich festlichere Zeremonie. Doch vor allem in den letzten Jahren gewann die freie Trauung ganz deutlich an Beliebtheit. Für professionelle Fotografen ergeben sich dadurch neue, kreative Chancen und Möglichkeiten. Denn bei der Gestaltung und dem Ablauf der Trauung in einer freien Zeremonie kann das Hochzeitspaar vollkommen frei von Konventionen ihre Hochzeit planen. Als Themen kommen etwa gemeinsame Hobbys oder Leidenschaften infrage oder man kann Elemente aus verschiedenen Glaubensrichtungen und Kulturen einfließen lassen. Eine Vielzahl an neuen Motiven, die es gilt, in Szene zu setzen. Zudem ermöglicht das Fotografieren auf einer freien Trauung, das eigene Hochzeits-Portfolio kreativ zu erweitern. Wichtig dabei: Passe Dich an die Gegebenheiten der Location an und fokussiere Dich – neben dem Paar, den Gästen und den Emotionen – auch auf die Umgebung und interessante Details, die die Zeremonie widerspiegeln.
Hochzeitstrend Nr. 6
Starke Bilder, starke Marke
Um erfolgreich zu sein, solltest Du Dir eine klare Strategie erarbeiten. Dein Ziel: Mache Dich zu einer Marke. Wichtig dabei: die Corporate Identity. Die nach außen repräsentierte und nach innen gelebte Einstellung Deines Unternehmens. Sie spiegelt Deine Persönlichkeit, Deine Werte wider. Das, was Dir wichtig ist und auf was Du Deinen persönlichen Fokus legst. Das kann zum Beispiel sein, dass Du nachhaltig leben möchten. Zweiter Punkt: das Corporate Design. Dieses umfasst alles, was gestalterisch kommuniziert wird und ein Gefühl für Deine Persönlichkeit symbolisiert. Dazu zählt Dein Logo, die verwendete Schriftart und die dazugehörigen Farben. Wenn Du etwa nachhaltig leben möchtest, ist Dir als erste Assoziation sicher die Natur sehr wichtig. Passende naturnahe Farben wie Grün- oder Brauntöne könnten hier demnach gut dazu passen. Beides, Corporate Identity und Corporate Design, bildet letztendlich Deine Marke. Marke bedeutet auch, dass (potenzielle) Kunden Deinen Geschäftsauftritt und Deine Bilder emotional mit etwas Positivem verbinden, etwa mit Nachhaltigkeit und Freude, und sofort verstehen.
Hochzeitstrend Nr. 7
Sichtbar auf allen Kanälen
Du willst dich von deinen Mitbewerbern unterscheiden, aber nicht um jeden Preis. So gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, bei potenziellen Kunden „auf deren Schirm“ zu geraten, ohne zu sehr herauszustechen. Hochzeit ist etwas Positives, und so solltest du auch auftreten. Am häufigsten wird auf Nachfrage von vielen Kolleginnen und Kollegen die Mundpropaganda als Mittel zum Zweck genannt. Sie ist zudem eine Art Selbstläufer, denn andere sprechen über Ihr Angebot, und du selbst musst eigentlich „nur“ im Gespräch bleiben. Aber auch die Akquise über deine Präsenz an Locations (deine Visitenkarte im Landgasthaus) oder bei Hochzeitsplanern (auf der Empfehlungsliste) gehört ebenso zu den Möglichkeiten, an Jobs zu kommen, wenn gleich sie auch etwas schwieriger zu realisieren sind. Zudem kann auch die gute Positionierung in Suchmaschinen helfen, Reichweite zu generieren und für potenzielle Kunden interessant zu wirken. Allen voran spinnen Social Media in Form von Instagram, Pinterest und Co. ihre Netze, um von Menschen gesehen zu werden. Wer hier mitspielen möchte, muss sich regelmäßig im Internet zeigen und Inhalte generieren. Authentizität ist Trumpf.
Hochzeitstrend Nr. 8
Baue Vertrauen zu deinen Kunden auf
Vertrauen basiert auf zwei aufeinander aufbauenden Werten: Erfahrung und Information. Qualitätssiegel, wie das von Verbänden (etwa der Bund professioneller Portraitfotografen, kurz bpp), oder Veröffentlichungen auf Blogs (nicht nur dem eigenen) sind optisch schnell erfassbar und an verschiedenen Stellen, wie der Website oder in Printprodukten, einfach anzubringen. Kundenstimmen oder Google-Bewertungen können ebenfalls eine Möglichkeit sein, Vertrauen zu wecken. Sie sind öffentlich zugänglich und verifizieren Sie als echt und glaubwürdig. Eine zusätzliche Maßnahme zum Vertrauensaufbau ist der Einblick in eine bereits bestehende Kundengalerie, die der Hochzeit ähnlich ist, die gerade angefragt wird. Frage ein Paar nach einer 13-stündigen Begleitung in einer Scheune, zeige gerne alle 600 Bilder der letzten Scheunenhochzeit, die du im Portfolio hast. Eine passwortgeschützte Galerie und natürlich das vorherige Einverständnis des Kunden, dessen Bilder du zeigst, ist obligatorisch. Auch ein Engagement-Shooting, also das Aufnehmen von Paarfotos im Vorfeld einer Hochzeit, kann zum einen helfen, Vertrauen aufzubauen, und zum anderen für das Paar (und auch für dich) gleichzeitig eine Art Übungsstunde sein. Damit zeigst du nicht nur, wie du arbeitest, sondern auch, dass es dir wichtig ist, dass sich das Paar vor der Kamera wohlfühlt und du zuverlässig liefern kannst.
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