Wir sprechen mit Fotografin Kerry James über ihre Arbeit, was für sie gute Hochzeitsbilder ausmachen und über die größten Hürden bei der Hochzeitsfotografie.
Kerry James ist Hochzeitsfotografin und spezialisiert auf „zeitlose, dokumentarische Hochzeitsfotografie, die gefühlvoll und humorvoll ist und einen Hauch von Chic hat“, wie sie selbst sagt.
Die Hochzeitswunder von Kerry James
In diesem Interview verrät sie einige ihrer Erfolgsgeheimnisse in diesem anspruchsvollen und wettbewerbsintensiven Bereich.
Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Als Kind liebte ich es, Fotos anzuschauen. Ich fand es spannend zu sehen, wie alles früher aussah und wie sich Menschen, Autos und die Orte im Laufe der Jahre verändert hatten! Wann immer ich die Familie besuchte, holte ich die Fotoalben heraus. Ich nahm die Fotos gerne aus dem Album, um zu sehen, ob auf der Rückseite etwas geschrieben war, irgendwelche Informationen, damit ich mir die Geschichte hinter dem Bild besser vorstellen konnte. Ich hatte das Gefühl, in eine vergangene magische Ära einzutauchen. Mit neun Jahren bekam ich dann meine erste rote Kodak-Kamera, die ich genau drei Tage lang besaß und dann in Blackgang Chine auf der Isle of Wight verlor!
Was hat dich speziell an der Hochzeitsfotografie gereizt?
Ich hatte keine Ahnung, dass ich einmal Hochzeitsfotografin werden würde. Ich stand kurz vor dem Abschluss meines Studiums in „Graphic Communication“, als mich eine Freundin fragte, ob ich Interesse hätte, bei ihrer Hochzeit Fotos zu machen. Ich war so begeistert, dass ich dachte: „Vielleicht ist das ja mein Job?“ Der Gedanke gefiel mir, nie wieder arbeiten zu müssen und stattdessen für etwas bezahlt zu werden, das ich gern mache.
Was waren deine ersten Erfahrungen in der Hochzeitsfotografie?
Nachdem ich das Angebot meiner Freundin, bei ihrer Hochzeit zu fotografieren, angenommen hatte, beschloss ich, erst einmal etwas Praxis zu sammeln. Während meines Studiums bot sich mir die Gelegenheit, ein Praktikum bei einem Hochzeitsfotografen zu machen. Ich habe die Chance ergriffen. Es stellte sich heraus, dass der Mann, der um Hilfe gebeten hatte, gar kein Hochzeitsfotograf war, sondern von einem Freund gebeten worden war, eine Hochzeit zu fotografieren. Er hatte keine Ahnung, was er da tat, und die Kamera, die er dabeihatte, war nicht mehr zu gebrauchen. Die ganze Sache war ein völliger Reinfall: Der Typ veröffentlichte dann eine Diashow mit all meinen Bildern und gab sie als seine eigenen aus, wobei er behauptete, er sei ein Hochzeitsfotograf. Ich war schockiert und bestand darauf, dass er sie sofort von Youtube entfernt.
Wie würdest du deinen fotografischen Stil beschreiben?
Echt, natürlich, farbenfroh, humorvoll und mit einem Schuss Chic! Ich möchte die Hochzeit so authentisch wie möglich festhalten, aber auch mit Humor und all den Dingen, von denen ich weiß, dass sie die Fotos auch noch in Jahren interessant machen werden.
Welche Ausrüstung nimmst du mit auf Hochzeiten und warum?
Ich verwende zwei Canon EOS 5D Mark IV und Festbrennweiten. Der Grund dafür ist, dass wir an der Universität Canons hatten und ich mich mit dem System am besten auskenne. Die erste Vollformatkamera, die ich mir selbst gekauft habe, war auch von Canon. Ich habe mit spiegellosen Kameras von Fuji und Sony experimentiert, aber damit kam ich nicht zurecht. Festbrennweiten verwende ich, weil sie so viel mehr Licht durchlassen als die meisten Zoomobjektive. Ich liebe das romantische Bokeh der geringen Schärfentiefe bei Aufnahmen mit großer Blende, besonders bei Porträts.
Ist bei einem Shooting schon einmal etwas schiefgegangen?
Nun, bisher hatte ich nur zwei Pannen. Bei der ersten habe ich es geschafft, einen vollen Blumenkasten in der Kirche umzuwerfen, Sekunden vor dem ersten Kuss. Ich hatte versucht, eine gute Komposition zu finden, und vergessen, dass es eine Stufe gab, und bin auf die Pflanzen gestürzt. Zum Glück hat man mir danach verziehen. Die zweite war eine schlechte Entscheidung, einigen Hochzeitsgästen vom Hotel zur Kirche zu folgen. Sie verirrten sich, und ich geriet so in Panik, dass ich mich verfahren habe. Am Ende bin ich in eine Einbahnstraße gefahren und habe mein Auto auf einer gelben Ampel direkt vor der Kirche stehen lassen, Sekunden bevor die Braut eintraf! Jetzt vertraue ich nie mehr den Wegbeschreibungen anderer und habe nun ein Auto mit eingebautem Navi.
Wie finden deine Kunden dich, und wie präsentierst du dein Business?
Indem ich auf meiner Website so offen und ehrlich wie möglich bin. Ich zeige nur die Arten von Bildern, die ich fotografieren möchte, und schreibe meine eigenen Webtexte in meinem Tonfall, damit potenzielle Kunden eine gute Vorstellung von mir haben und wissen, ob wir zueinander passen.
Es gibt viele Hochzeitsfotografen. Wie verhältst du dich gegenüber der Konkurrenz? Wie stellst du sicher, dass du dich von der Masse abheben?
Ich versuche, mir keine Gedanken darüber zu machen, was die anderen machen; es ist Zeitverschwendung, sich über die Arbeit oder die Marketingbemühungen der anderen aufzuregen. Wir sind alle unterschiedlich und jeder von uns hat seine eigene Vorstellung davon, wie wir eine Hochzeit fotografieren. Ich habe in der Vergangenheit an Workshops teilgenommen, aber um ehrlich zu sein, wenn man erst einmal die Techniken der Fotografie beherrscht und sich auf die geschäftliche Seite der Dinge verlassen kann, folge ich lieber meiner Intuition. Ich möchte nicht kopieren, wie andere Fotografen vorgehen, sondern eher das Gegenteil tun. Deshalb habe ich auch den Namen ‚A Tall Long Legged Bird‘ für mein Business gewählt! Als ich nach Namen für meine Marke suchte, stellte ich fest, dass die meisten Hochzeitsfotografen ihre Namen benutzten, also beschloss ich, etwas anderes zu wählen.
Was sind die häufigsten Fehler, und wie kann man sie vermeiden?
Lass dich nicht dazu verleiten, die Arbeiten anderer Hochzeitsfotografen als Inspiration für deine eigenen zu verwenden, sondern schaue dir andere Genres der Fotografie und Kunst an, um dich zu inspirieren. Sei vorsichtig bei der Bearbeitung: Modeerscheinungen und Trends kommen und gehen. Bleibe realistisch und zeitlos, und denke an die knalligen Farben vor ein paar Jahren – die sind jetzt out!
Was macht ein gutes Hochzeitsfoto aus?
Ein großartiges Hochzeitsfoto ist ein Foto, das eine Geschichte erzählt, das man sich immer wieder ansehen kann und das alle Erinnerungen und Emotionen des Tages wieder aufleben lässt.
Wie stellst du sicher, dass du keine großen Momente verpasst?
Nachdem ich mehr als 200 Hochzeiten fotografiert habe, kann ich in der Regel voraussehen, wann etwas Bedeutsames passieren wird. Es geht darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ich beobachte mein Paar wie bei einem Basketballspiel, ich lege die Kamera selten zur Seite und habe sie immer parat. So kann ich alles fotografieren, was ich sehe.
Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Ich bin wirklich glücklich, wo ich jetzt im Leben stehe, also plane ich im Moment nicht zu weit voraus. Ich habe vor, weiterhin das zu tun, was ich liebe, und Hochzeiten zu fotografieren, so lange es mir noch Spaß macht. Wenn ich jemals der Hochzeitsfotografie überdrüssig werde, werde ich es mir anders überlegen, aber im Moment ist das Leben gut so, wie es ist!
10 Tipps von Kerry James
1. Authentisch sein: Bringe deine Persönlichkeit zum Vorschein, und du wirst die richtigen Paare für dich gewinnen, was deine Arbeit sehr viel angenehmer macht.
2. Vertraue deinem Instinkt: Wenn dumerkst, dass die Chemie zwischen dir und den Kunden nicht stimmt, nehme die Buchung nicht an.
3. Sei präsent: Halte fest, was im Hier und Jetzt passiert, und mache dir keine Gedanken über die nächsten Fotos.
4. Vorausplanen: Informiere dich im Voraus über den Veranstaltungsort, und kommuniziere regelmäßig mit deinen Paaren.
5. Lächeln: Sorge dafür, dass sich die Hochzeitsgäste in deiner Nähe wohlfühlen, dann wirst du tolle Fotos machen.
6. Nett sein: … zu jedem. Frust hat am Set nichts zu suchen.
7. Selbstvertrauen haben: Glaube an dich selbst. Versuche, jede Hochzeit besser als die letzte einzufangen.
8. Früh da sein: Mache dich mit dem Ort vertraut, prüfe die Standorte und das Licht, lerne die Familie kennen.
9. Backups: Sei immer auf das Schlimmste vorbereitet. Habe Backups von allem, was du dir vorstellen kannst: Objektive, Batterien, Speicherkarten, Blitzgeräte – und natürlich eine Kamera!
10. Niemals in Panik geraten: Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, atme durch, bleibe ruhig und versichere dem glücklichen Paar, dass du alles unter Kontrolle hast.