Wie arbeitet man am besten mit einem Zweitfotografen? Wir sprechen mit zwei Expertinnen aus der Branche und verraten, worauf es bei der Zusammenarbeit ankommt.
Es gibt Momente, die sich einfach nicht wiederholen lassen. Ein Zweitfotograf am Set kann dir bei Veranstaltungen helfen, noch präsenter zu sein und noch mehr dieser wichtigen Momente einzufangen. Das ist besonders bei der Hochzeitsfotografie nützlich. So kannst du Braut und Bräutigam beim Fertigmachen begleiten.
Ein zusätzliches Paar Augen (und ein weiterer Sucher) sind aber auch nützlich, um die Gäste und ihre Reaktionen einzufangen. Es ermöglicht dir, den Tag noch umfangreicher zu dokumentieren. Wir haben uns den Rat von zwei Expertinnen geholt, die wissen, wie es ist, mit einem zweiten Fotografen zu arbeiten oder selbst zweite Fotografin zu sein: Claire Pulman und Christina Davies.
Claire Pulman ist eine professionelle Hochzeitsfotografin, Christina Davies ist zudem auch als Familien- und Werbefotografin tätig und liebt es, die Geschichten ihrer Kunden festzuhalten. „Ich bin so dankbar, dass ich mein Geschäft in Vollzeit führen und das tun kann, was ich liebe“, sagt sie. Ganz gleich, ob du ein etablierter Profi bist, der einen zweiten Fotografen sucht, oder ob du gerade erst anfängst und als zweite:r Fotograf:in in die Branche einsteigen willst, du solltest dir die Tipps dieser Profis nicht entgehen lassen.
1. Vertrag abschließen
Unabhängig davon, ob du einen zweiten Fotografen einstellst oder als zweite:r Fotograf:in angeheuert wirst – der Papierkram ist wichtig. Du solltest niemals einen Auftrag annehmen oder jemanden einstellen, ohne einen entsprechenden Vertrag zu haben, mit dem beide Parteien zufrieden sind. Der Vertrag ist ein rechtsverbindliches Dokument, das beide Fotografen schützen soll.
Christina sagt: „Das größte Verwaltungsproblem, das mir einfällt, ist die Entscheidung darüber, welche Genehmigungen du in deinem Vertrag erteilen willst. Darf der Fotograf alle Bilder verwenden? Einige von ihnen oder keine? Das hängt von jedem Fotografen ab und davon, womit man sich gut fühlt. Ich habe schon Hochzeiten fotografiert, bei denen ich keine Erlaubnis hatte, ein Bild zu verwenden, und andere, bei denen ich ein oder zwei Bilder mit Erlaubnis verwendet habe – damit habe ich kein Problem. Das hängt alles von deinem Vertrag mit dem Kunden und deinem Vertrag mit dem zweiten Fotografen ab. Überlege dir also gut, welche Rechte du vom Paar und was du vom zweiten Fotografen verlangst“, rät sie. Du musst auch an eventuelle Haftungsfragen denken und sicherstellen, dass diese abgedeckt sind. Claire sagt, dass sie sich immer vergewissert, dass ihr zweiter Fotograf eine eigene Versicherung hat.
2. Ähnlichkeit im Stil
Wenn du einen zweiten Fotografen suchst, ist es wichtig, jemanden zu wählen, der einen ähnlichen Stil hat wie du. Oder einen Fotografen, der deinen Stil adaptieren kann. So trifft sich Claire Pulman gerne vorab mit den Fotografen und erklärt ihnen, wie sie ihren eigenen Stil an ihren annähern können.
Zudem wirft sie ungern jemanden ins kalte Wasser: „Ich vergewissere mich, dass die anderen Fotografen bereit sind. Wenn man gemeinsam eine Veranstaltung fotografiert, muss man Vertrauen haben.“ Christina Davies geht ähnlich vor und ist ebenfalls gerne vorbereitet. Sie lässt sich eine Mappe mit Bildern schicken und trifft sich dann mit den Fotografen auf ein Bier.
„Es ist ja bekannt, wie gern Fotografen über Kameras sprechen, und es ist schön sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten. Außerdem ist es wichtig, dass der zweite Fotograf vorab genau über den Zeitplan und die Ereignisse des Tages informiert ist. Sie können und werden ihre Arbeit besser machen, wenn sie wissen, was passiert.“
3. Abstimmen und unterstützen
Als zweiter Fotograf ist es wichtig, dass man genau das fotografiert, was man mit dem anderen Fotografen abgesprochen hat. Davies Ratschlag ist, dass du ehrlich mit deinen Fähigkeiten sein solltest. „Wir lernen alle jeden Tag noch hinzu, egal wie lange wir schon fotografieren“, sagt sie. Die Fotografin begann ihre Karriere in der Hochzeitsfotografie als Zweitfotografin und empfand das als eine lehrreiche Erfahrung: „Scheue dich nicht, Fragen zu stellen. Auch ich mache das noch, wenn ich einen Stil oder etwas sehe, was ich bisher noch nicht selbst fotografiert habe.“
Zudem rät sie, den Hauptfotografen regelmäßig zu fragen, was man machen kann. „Sei offen dafür, auch mal nur der Assistent zu sein und die Ausrüstung oder Blumen zu halten oder dem Hauptfotografen an einem heißen Tag ein Getränk zu bringen. Und schließlich: Genieße es! Es kann ein langer Tag sein, aber auch ein wunderbarer. Hochzeitsfotografie ist ein wundervolles Gebiet, bei dem du dich auch kreativ austoben kannst“, sagt Davies. „Außerdem gibt es als Fotograf kein schöneres Gefühl, als diese wundervollen Momente für das Paar einzufangen.“
CL AIRE PULMANS TOP-TIPPS
… für Zweitfotograf:innen:
- Einige dich vorab mit dem Hauptfotografen über den Vertrag und die Inhalte.
- Kläre im Voraus ab, was erwartet wird, und geht gemeinsam die Zeitpläne durch, damit du genau weißt, wann was passiert.
- Kaum etwas ist so wichtig wie die Kommunikation: Bleibe ständig in Kontakt. Hier geht es um Zusammenarbeit und darum, dass man verschiedene Aufnahmen macht.
Mehr zur Fotografin findest du unter:
www.clairepulmanphotography.co.uk
4. Planung und Kommunikation
Bei der Arbeit ist es wichtig, dass du mit deinem zweiten Fotografen planen, wie du den Auftrag angehen wirst. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Hochzeit mit zwei Fotografen liegt in der Planung und Kommunikation. Claire Pulman sagt: „Man muss in der Lage sein, miteinander zu kommunizieren, denn es geht nicht darum, dass eine Person alles einfängt, sondern dass man zusammenarbeitet, um verschiedene Aufnahmen zu machen. Es hat keinen Sinn zu versuchen, dass beide das gleiche Bild machen. Man muss sich mit dem zweiten Fotografen wohlfühlen und ihn bitten können, bestimmte Teile des Events zu fotografieren, an denen man selbst nicht dabei sein kann. Wenn ich Gruppenaufnahmen mache, bitte ich meinen zweiten Fotografen, Leute zu fotografieren, die herumstehen, damit wir eine Vielfalt haben.“
5. Netzwerken
Ein Großteil des Fotobusiness hängt davon ab, wen man kennt und wie man gute Kontakte knüpft. Viele der Fotografen, mit denen unsere Expertinnen zusammenarbeiten, verfügen über gute Beziehungen, die es einfacher machen, sich in Zukunft Aufträge zu sichern. Wenn man gerade erst anfängt, kann es natürlich schwierig sein, diese Kontakte zu knüpfen, aber es gibt keine andere Möglichkeit, in der Branche Fuß zu fassen, als sich zu vernetzen, sich auf Jobs zu bewerben und so viel wie möglich herumzufragen.
Und man weiß nie, wann man Glück hat – Claire Pulman antwortete auf eine Facebook- Anzeige, und als sie den Fotografen kennenlernte, wurde sie eingestellt, weil sie auch ein Fan des Sportvereins „Newcastle United“ ist! Auch, wenn du vielleicht kein großer Fan von Facebook bist, gibt es dort einige Fotogruppen für Hochzeitsfotografen, in denen man auch nach Zweitfotografen und Assistenten suchen kann. Auch über Websites wie www.fotoassistent.de lassen sich Fotoassistenten finden.
Christina Davies nutzt die Facebook-Gruppen auch, um Aufträge und Fotografen zu finden, ihr Business zu bewerben sowie ihre bestehenden Kontakte zu nutzen. Unser Tipp: unbedingt vorher in die Gruppenregeln schauen. Manche Gruppen wünschen keine Eigenwerbung, die Suche nach Zweitfotografen ist aber oft erlaubt.
EXPERTIN IM GESPRÄCH
Christina Davies von Fish 2 Photography spricht über ihre Erfahrungen mit einem zweiten Fotografen am Set. Im Kurzinterview verrät sie, wie und warum sie mit Zweitfotografen zusammenarbeitet.
Wann arbeiten Sie bei einem Auftrag mit einem Zweitfotografen und warum?
Ich arbeite hauptsächlich für Hochzeiten mit Zweitfotografen zusammen. Von Zeit zu Zeit setze ich einen Assistenten bei anderen Shootings ein. Aber mit einem Zweitfotografen würde ich wohl nur bei Hochzeiten und Events zusammenarbeiten. Ich mag es, einen zweiten Fotografen zu haben, da man so eine andere Perspektive auf den Hochzeitstag bekommt. Außerdem hilft das den Druck, überall gleichzeitig sein zu müssen, etwas abzumindern.
Wie wählen Sie einen zweiten Fotografen aus? Arbeiten Sie oft mit den gleichen Fotograf:innen zusammen?
Ich arbeite tatsächlich meistens mit den gleichen Zweitfotografen zusammen. Das sind zumeist andere professionelle Fotografen, für die ich selbst auch als Zweitfotografin schon gearbeitet habe.
Wie funktioniert das logistisch bei einem Auftrag mit zwei Fotografen? Worauf müssen Sie achten?
Ich informiere den zweiten Fotografen im Voraus über alle Zeitpläne. Er muss genauso gut informiert sein wie ich. Natürlich gebe ich vor, wo ich sie haben möchte und was sie fotografieren sollen. Aber wenn man erst einmal eine Beziehung zueinander aufgebaut hat, wird das für beide einfacher und instinktiver. Wenn ich einen Zweitfotografen auswähle, schaue ich mir immer seine Arbeit an und spreche mit ihm, um zu sehen, wie wir miteinander auskommen – das ist mit Abstand das Wichtigste.
Ich habe schon einmal schlechte Erfahrungen mit einem Fotografen gemacht, der zwar ein großartiges Auge für die Komposition hatte, dem es aber an Kamerakenntnissen mangelte. Hätten wir uns vor dem Tag mehr unterhalten, hätte ich helfen oder Fragen beantworten können. Andersherum habe ich auch schon für Leute fotografiert, die mir nichts über die Hochzeitslocation, die Ankunftszeit und die Adresse gesagt haben … Ich hatte nicht einmal den Namen der Braut. Das war so schwierig, weil ich mich völlig auf mein eigenes Wissen über eine Hochzeit verlassen musste, um zu wissen, was sie wollten und wo sie mich haben wollten. Das geht gar nicht – ich will auf alles vorbereitet sein!