Aller guten Dinge sind drei. Ob das auch auf das neueste Kameramodell von Blackmagic zutrifft, zeigt unser Praxistest. So viel vorneweg: Die BMPCC 6K Pro ist ein echtes Schwergewicht für professionelle Videografen – in mehr als einer Hinsicht.
Unter ambitionierten Filmern hat sich Blackmagic Design bereits einen klingenden Namen gemacht. Sowohl die beiden ersten Kameramodelle des Herstellers als auch das umfangreiche Zubehör-Portfolio für Live-Übertragungen, Bildschnitt und Videobearbeitung erfreuen sich großer Beliebtheit. Das Erfolgsgeheimnis: Nicht nur, dass die Produkte der australischen Firma im Vergleich zu vielen Konkurrenten deutlich erschwinglicher sind; das Unternehmen stimmt sämtliche Kameras, Zubehör und auch die hauseigene Software perfekt aufeinander ab.
Bei den einzelnen Komponenten scheut sich Blackmagic indes nicht davor, bei anderen Unternehmen zuzugreifen. So entstehen praktikable Lösungen, die für eine Vielzahl an Anwendern wie maßgeschneidert daherkommen. Klasse!
Riesiges Leistungsspektrum
Wie bereits die 6K-Version vor ihr, setzt die neue Blackmagic PCC 6K Pro an vielen Stellen auf Bewährtes. Das beginnt bereits beim Bajonett: Hier bedient sich die Kamera am umfangreichen Angebot von Canon und bei den Objektiven mit EF-Mount. Eine gute Wahl aus gleich zwei Gründen. So sind Optiken hier nicht nur zu günstigen Preisen auf dem Gebrauchtmarkt zu haben, sondern überzeugen auch in Sachen Abbildungsqualität. Apropos: Hinter dem Objektiv kommt bei der PCC 6K Pro ein Super-35-Sensor mit einer Auflösung von etwas mehr 21 Megapixeln zum Einsatz. Der Bildchip mit 23 x 13 Millimetern liefert, wie der Name der Kamera bereits vermuten lässt, Bewegtbild in 6K-Auflösung, genauer mit bis zu 6.144 x 3.456 Pixeln.
Doch sehen wir uns die Kamera zunächst einmal von außen an; hier hat sich im Vergleich zur Vorgängerin ordentlich was getan. Sowohl Größe, Gewicht als auch der Formfaktor erinnern Fotografen nicht nur an den Mittelformat-Boliden von Fujifilm, die GFX 100. Das 180 Millimeter breite und samt neuem Akku-Griff beinahe genauso hohe Gehäuse ist nur mit einem Wort zu beschreiben: monströs. Das Gewicht ist mit etwas über 1,2 Kilogramm zwar leicht unter der ähnlich riesigen Kamera von Fujifilm, liegt aber mindestens genauso satt in der Hand. Statt Aluminium und Magnesium, wie es viele Fotografen von DSLMs und DSLRs kennen, setzt Blackmagic hier auf Polycarbonat und Carbonfaser.
Ein ungewohntes Gefühl beim Anfassen bleibt dennoch; angesichts der ausladenden Proportionen wirkt das Gewicht beinahe schon leicht. Während unseres Praxistests konnten wir keinerlei Defizite feststellen, das Gehäuse ist robust und steckt auch Stöße ohne Macken problemlos weg. Und auch wenn die Blackmagic Pocket Cinema Camera 6K Pro so den Begriff „Pocket“ zwar ad absurdum führt; das massive Gehäuse der Kamera dürfte die meisten Videoproducer vor nicht allzu große Probleme stellen. Die Portabilität des Kamera-Set-ups spielt in der Regel ohnehin meist nur eine untergeordnete Rolle.
Die BMPCC 6K Pro in der Praxis
Wir packen den Koloss also ein und stellen die Leistung der Kamera am Eisbach im Herzen von München auf die Probe. Dabei fällt umgehend auf, dass sich Blackmagic in Sachen Ergonomie und Benutzerfreundlichkeit nach wie vor an Bewährtem orientiert. Sämtliche Direkttasten auf der Ober- sowie Rückseite der Kamera sind tadellos erreichbar. Drei Tasten lassen sich individuell mit verschiedenen Funktionen belegen, das beschleunigt den Umgang mit der Kamera enorm. Ein Rändelrad an der Vorderseite in Reichweite des rechten Zeigefingers und zum schnellen Anpassen der verschiedenen Aufnahme-Parameter wirkt sofort vertraut. Neu bei der PCC 6K Pro sind zwei Knöpfe zur Steuerung des ND-Filters. Richtig gelesen: Direkt im Gehäuse integriert reduziert er das einfallende Licht um wahlweise 2, 4 oder 6 Blendenstufen. Dem Drehen mit lichtstarken Objektiven bei Offenblende steht somit nichts mehr im Weg.
Video-DSLM im XXL-Format
Ein weiteres Highlight stellt der riesige Touchscreen dar, der nun endlich nach oben und unten geklappt werden kann. Mit einer Diagonalen von satten fünf Zoll bietet das Display freie Sicht auf das Motiv; einfach toll. Im Vergleich zur 6K-Version wirkt das Display deutlich heller und lässt sich auch bei direkter Sonneneinstrahlung jederzeit gut ablesen. Die Bedienung über den Monitor funktioniert einwandfrei. Sowohl die Einstellungsmenüs als auch die Aufnahme-Oberfläche sind mit großen und klar gekennzeichneten Schaltflächen ausgestattet; vorbildlich. Alternativ liefert Blackmagic auch noch einen optionalen Klappsucher für die Kamera, der einfach aufgesteckt und festgeschraubt wird. Mit seinen 3,7 Millionen Bildpunkten kann der Sucher zwar nicht ganz mit den aktuellen Topmodellen der DSLMs mithalten, liefert aber jederzeit ein verzögerungsfreies Vorschaubild. Dank Augensensor schaltet die Kamera schließlich automatisch zum Hauptdisplay um, wenn der Sucher nicht genutzt wird. Das gehört bei vielen Kameras zwar mittlerweile zum guten Ton, spart aber allemal wertvollen Strom.
Apropos: In der BMPCC 6K Pro kommen nicht mehr die Akkus von Canon, sondern stärkere Stromspender von Sony zum Einsatz. Die Modelle vom Typ NPF570 verfügen über eine Kapazität von 2.200 mAh und sind insofern eine gute Wahl, weil sie nicht nur über mehr Ausdauer verfügen, sondern auch in anderen Produkten von Blackmagicund weiteren Herstellern Verwendung finden. Wer also etwa einen BM-Video-Assist oder auch ein portables Lichtsystem sein Eigen nennt, kann vorhandene Akkus weiterverwenden.
Im Praxistest erwies sich die BMPCC 6K Pro dennoch als äußerst stromhungrig. Bereits nach rund 40 Minuten im Dauerbetrieb und mit maximaler Displayhelligkeit war ein Batteriewechsel notwendig. Wer länger aufzeichnen möchte, reduziert die Displayhelligkeit oder greift zum neuen Batteriegriff, der gleich zwei Sony-Akkus fasst und die Laufzeit so verdoppelt. Oder nutzt doch lieber eine externe Stromquelle, die dank verriegelndem Netzstecker sicher mit der Kamera verbunden wird.
Professionelles Videowunder
Ein Feuerwerk erleben wir dann aber beim Blick auf die verschiedenen Formate, Funktionen und das, was am Ende im Schnittprogramm landet: Wie bereits erwähnt, liefert die BMPCC 6K Pro hochauflösende Videos mit bis zu 6.144 x 3.456 Pixeln und 50 Bildern pro Sekunde. Den Dynamikumfang gibt der Hersteller mit stolzen 13 Blendenstufen an. In der Nachbearbeitung der Aufnahmen am Rechner fällt auf, dass insbesondere feine Details in dunklen Bereichen enorm weit hochgezogen werden können. Dafür verantwortlich dürfte die sogenannte Dual-Native-ISO-Architektur sein: Zwei unabhängige Schaltkreise sorgen dafür, dass selbst bei höheren ISO-Werten lästiges Rauschen minimiert und der Dynamikumfang maximiert werden. Auffällig auch, dass Aufnahmen mit dem hauseigenen LOG-Format sehr stark entsättigt sind. Das liefert noch mehr Spielraum in der Nachbearbeitung.
Allein die Liste an Videofrequenzen und Bildformaten aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Stellvertretend beschränken wir uns auf die Eckdaten: Wer die Bildhöhe auf 2.560 Pixel begrenzt, dreht mit 60 fps, unterhalb von 1.512 Pixeln sind sogar zeitlupentaugliche 120 fps möglich. Kodiert wird entweder in Blackmagic-RAW oder Apples ProRes 422. Die maximale Datenrate liegt bei 323 MB pro Sekunde; in vielen Formaten kann die Datenmenge aber auch individuell an die Bedürfnisse der Filmer angepasst werden. Damit der interne Pufferspeicher auch bei höchster Qualität nicht überläuft, setzt die BMPCC 6K Pro auf schnelle Speicherkarten vom Typ CFast und parallel dazu auf den UHS-II-Standard, wenn eine SD-Karte eingesetzt wird. Über USB-C lassen sich schließlich auch noch externe SSD-Laufwerke oder per HDMI externe Rekorder mit der Kamera verbinden.
Rundum-sorglos-Videos?
Bei allem Lob für die Leistung der BMPCC 6K Pro gibt es zuletzt aber auch noch ein wenig Kritik: Neben der nur schwachen Akku-Laufzeit mit nur einer Batterie ist uns in der Praxis in erster Linie der markant ausgeprägte Rolling-Shutter-Effekt bei schnellen Kamerabewegungen oder auch rasanten Motiven negativ aufgefallen. Wenn möglich sollte die DSLM also nur im Notfall als Handkamera und besser zum szenischen Drehen verwendet werden. In puncto Ton empfehlen wir auf jeden Fall die Verwendung eines externen Mikrofons, denn: Die Kamera verfügt zwar über gleich vier integrierte Tonabnehmer im Gehäuse, aber auch große Öffnungen samt dahinterliegendem Lüfter zur Kühlung. Beim Abhören der Aufnahmen vernehmen wir ein Surren, das besonders in ansonsten ruhigen Aufnahmesituationen die Tonqualität doch beeinträchtigt.
Nicht im Paket fehlen dürfen dafür die hauseigenen Programme. Jeder BMPCC 6K Pro liegt eine Vollversion von Davinci Resolve Studio 17 bei. Die beliebte Software- Suite arbeitet nahtlos mit den Rohdateien der Kamera zusammen und bietet einen riesigen Funktionsumfang; egal, ob im Schnitt, beim Color-Grading oder sogar bei der Erstellung ausgefallener Effekte.
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