Canon hat den Vorhang gelüftet und die mit Spannung erwartete Profi-DSLM EOS R3 offiziell vorgestellt. Wir waren im Canon-Hauptquartier in Krefeld dabei und durften die Neuheit bereits in den Händen halten – und die beeindruckenden Features vorab ausprobieren.
Bei der Ausstattung des Flaggschiffs geht der Hersteller dabei in die Vollen. Neben einem neu entwickelten Back-illuminated Stacked CMOS-Vollformatsensor mit 24,1 Megapixel bietet die Kamera 30 Bilder in der Sekunde mit schnellen Tracking-Funktionen für Menschen-, Tier- und Sportaufnahmen, einen Eyecontrol-Autofokus und Videoaufnahmen in 6K-Auflösung mit 60p. Die Canon EOS R3 wird ab November 2021 für rund 6.000 Euro erhältlich sein.
Ultrakurze Belichtungszeit
Dreh- und Angelpunkt für viele Verbesserungen ist der neue, rückseitig belichtete Vollformat-Stacked-Sensor. Canon (zur Firmenseite) setzt auf eine Auflösung von 24,1 Megapixel, um eine gute Balance zwischen Auflösung und Geschwindigkeit zu erreichen. So ist die EOS R3 mit elektronischem Verschluss in der Lage, bis zu 30 RAW-Bilder pro Sekunde mit kontinuierlicher Schärfe- und Belichtungsnachführung aufzunehmen. Dabei können für rasante Action-Sequenzen sogar Verschlusszeiten bis zu einer kurzen 1/64.000 Sekunde eingestellt werden. Der Wert bezieht sich auf die Verwendung des elektronischen Verschlusses und zeigt eindrucksvoll, was technisch bereits alles möglich ist. In dem Zusammenhang ist es eine gute Nachricht, dass Canon den Rolling-Shutter-Effekt nach eigenen Angaben „fast vollständig eliminiert“ hat.
Außerdem soll der elektronische Verschluss nun auch Blitzgeräte von Drittanbietern unterstützen. Hilfreich ist auch die bewegliche Lagerung des Sensors, die eine 5-achsige Bildstabilisierung ermöglicht. Dabei arbeitet der sensorbasierte Stabilisator mit der optischen Stabilisierung in einigen Canon-RF-Objektiven zusammen und kann auf diese Weise bis zu acht Belichtungsstufen ausgleichen.
AF-Tracking & Deep Learning
Der neue Sensor bringt darüber hinaus wichtige Vorteile bei der Fokussierung mit sich. Canon arbeitet hier weiterhin mit dem „Dual Pixel CMOS AF II“-Verfahren, das in der EOS R3 auf verbesserten Deep-Learning-Algorithmen basiert. Damit ist der Autofokus in der Lage, Köpfe, Augen, Körper und Gesichter von Menschen und Tieren zu erkennen und nachzuführen.
Das gilt sowohl für Fotos als auch für Filmaufnahmen. Da sich die Kamera vor allem auch an Sportfotograf:innen richtet, hat Canon eine Funktion zur Fahrzeugerkennung und -verfolgung entwickelt, mit der sich Motorräder, Rennwagen mit offenem Cockpit sowie GT- und Rallye-Fahrzeuge professionell verfolgen lassen. Dabei können Fotograf:innen entscheiden, ob sie die Schärfe auf das Fahrzeug oder den Helm des Fahrers setzen möchten. Im ersten Praxistest klappte dies verblüffend gut und könnte gerade im Sportsegment ein echtes „Killerfeature“ sein.
Die Augen-, Gesichts-, Kopf- und Körpererkennung steht jetzt in allen AF-Modi zur Verfügung. Zudem soll der Autofokus auch bei schwachen Lichtverhältnis von bis zu –7,5 (!) LW zuverlässig scharf stellen können. Zur Wahl der Fokuspunkts kann die EOS R3 neben zwei Controllern auch mit einem Eyecontrol-AF aufwarten. Wie der Name schon andeutet, orientiert sich der Autofokus dabei am Auge des Fotografen oder der Fotografin und bewegt den Fokuspunkt genau dorthin, wo er oder sie hinschaut. Funktionieren soll dies auch bei Brillenträgern, da in dem Fall spezielle Sensoren die Bewegungsänderungen der Hornhaut des Auges erfasst.
Zur Nutzung der Funktion ist vorab eine Kalibrierung nötig, die zu noch besseren Ergebnissen führen soll, wenn man sie bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen durchführt. Gespeichert werden können die jeweiligen Eyecontrol-Profile dann direkt auf der Kamera. Via Speicherkarte lassen sie sich zudem auf andere EOS-R3-Kameras übertragen. Wichtig vor allem im Agentureinsatz, wenn mehrere Fotograf:innen die gleiche Kamera verwenden möchten.
6K-Videos und 4K-Zeitlupen
Canon möchte die EOS R3 als starke Hybrid-Kamera positionieren und stattet sie mit sehenswerten Videofunktionen aus. So zeichnet das Profi-Flaggschiff in hoher 6K-RAW-Auflösung auf – und das mit 60 Bildern in der Sekunde. Durch die maximal möglichen 6K werden auch 4K-Videos per Oversampling in 6K gefilmt und dann auf 4K mit 60p runtergerechnet. Das sorgt für schärfere Bilder mit mehr Details. Darüber hinaus besteht im 4K-Modus die Möglichkeit, mit 120p aufzuzeichnen. Dadurch lässt sich in der Nachbearbeitung eine leichte Zeitlupe erreichen. Zwei Kartensteckplätze, darunter ein UHS-II-SD-Kartensteckplatz und der ultraschnelle CFexpress-Kartensteckplatz, erlauben die Aufnahme von 6K-RAW-Videos und unterstützen die gleichzeitige Aufzeichnung auf beiden Karten im MP4-Format.
Das Gehäuse der EOS R3 ist mit einem eingebauten, vertikalen Handgriff ausgestattet, und eine robuste Magnesiumlegierung und Dichtungen schützen die DSLM gegen Staub und Spritzwasser. Für die Aufnahme selbst steht ein dreh- und schwenkbares Touchdisplay mit 4,1 Millionen Bildpunkten bereit sowie ein elektronischer Sucher mit 5,76 Millionen Bildpunkten und einer Bildwiederholrate von bis zu 120 Bildern pro Sekunde.
Zum Test zur Kamera: Canon EOS R3 vs. Nikon Z 9: Die Action-Giganten