Fotograf Philipp Reinhard berichtet über seinen Einsatz bei den Olympischen Winterspielen 2022 unter verschärften Corona-Bedingungen, und davon, wie er noch spontan das Basketball Top-Four Pokalfinale mit der Kamera begleitet hat.
Januar 2022, Abflug nach Beijing zu den Olympischen Winterspielen. Die PCR-Tests waren negativ, also konnte es losgehen. Aus dem Flieger ausgestiegen, begrüßten einen Menschen mit Seuchenschutzanzügen und es ging direkt mit den nächsten PCR-Tests weiter. Bin ich wirklich in China oder doch in einem Film?
Bevor die Olympischen Spiele losgingen, gab es noch jede Menge zu tun. Für mich war es superwichtig, mir alles vor Ort anzuschauen. Zum Beispiel Bobbahn, Alpinstrecke und Skiflugschanze. Wenn man nur eine Minute zwischen den einzelnen deutschen Athleten Zeit hat, war die Planung der Laufwege und der unterschiedlichen Perspektiven extrem wichtig.
Der Wintersport ist zum Fotografieren sehr schwierig. Gerade jetzt ohne Fans – viele Helme, Masken und deutlich weniger Möglichkeiten, komplette Geschichten zu erzählen, da die Sportarten so schnell sind und die zu überbrückende Distanz größer ist. Kleiner Spoiler: Jeder Wintersport ist mindestens doppelt so schnell, wie er im Fernsehen aussieht. Man muss „on Point“ sein und seine Technik irgendwie immer am Start haben.
Die Temperaturen waren bis -28 Grad Celsius eher sehr kalt und haben sowohl den Körper als auch die Technik ans Limit gebracht. Ich habe mich tagtäglich in ein Merinowolleoutfit geworfen, die Handwärmer aufgeheizt und die beheizbaren Fußsohlen angeschmissen. Zudem hatte ich Power-Banks und Folien dabei, um den Laptop zu wärmen und vor Schnee zu schützen. Verschlusszeit-Rädchen und ISO-Rad meiner Leica sind aber dennoch zweimal kurz festgefroren – der Auslöser klappte aber immer tadellos.
Trotz aller Herausforderungen hat es rückblickend megaviel Spaß gemacht und es sind viele schöne Bilder und Geschichten entstanden. Wir vier Fotografen, die Team Deutschland begleitet haben, haben uns übrigens dazu entschieden, wieder ein Buch über die Spiele herauszubringen: „BJNG22“ darf schon vorbestellt werden auf www.tky21.de, Lieferung beginnt im Mai.
Durch Verschiedenes, beispielsweise das frühe Ausscheiden des deutschen Herren-Eishockeyteams, hat sich für mich zudem eine kleine Chance ergeben: Das Top-Four Pokalfinale der HAKRO Merlins Crailsheim, dem Basketballclub, den ich begleite, doch noch zu fotografieren.
Das war alles superspontan. Mittwochs die Idee gehabt, angefragt und nachts den Flug umgebucht. Donnerstags noch in China fotografiert. Um 22 Uhr zurück ins Hotel und um 23 Uhr ging es los zum Flughafen. Früh um 5:30 Uhr in den Flieger gestiegen, über Zürich nach Frankfurt geflogen. Dort stand mein Wagen und dann ging es knapp 600 km nach Berlin – just in time. Ich war sogar 15 Minuten vor Ankunft des Teams da. So konnte ich sowohl beim Halbfinale am Samstag als auch beim Finale am Sonntag dabei sein.
Das Halbfinale wurde Samstagabend gewonnen und so hatte sich die Reise schon gelohnt. Das Pokalfinale sonntags wurde knapp gegen ALBA Berlin verloren. Ein trauriger und schmerzhafter Moment für den kleinen Underdog- Verein – und auch für mich. Selten musste ich mir beim Fotografieren so stark die Tränen verdrücken.
Für mich war es definitiv etwas ganz Besonderes, bei den Olympischen Spielen und beim Basketball-Pokalfinale dabei zu sein, und ich durfte mir damit gleich zwei Träume erfüllen. Danke für die Chance, Team Deutschland – und ein großes Dankeschön an meine Fotografenjungs (Marvin, Max & Paul!), die mich die letzten drei Tage bei Olympia vertreten haben – stark!