Fukushima! Krass, so ein Thema bekommst du vielleicht nur einmal im Leben!“ – das war der erste Gedanke von Nick Frank, als die „METER Group“ mit dem Auftrag für das Projekt „Made in Fukushima“ auf ihn zukam. Worum genau es dabei geht, erzählt der Fotograf im Interview.
Interview: Nick Frank mit „Made in Fukushima“ für „METER Group“
Nick, wie kam es zu dem Auftrag „Made in Fukushima“ für die „METER Group“?
„METER Group“ ist ein Kunde, den ich seit knapp sieben Jahren betreue. Christian Hertel, VP Marketing, hatte mir von einem potenziellen Dreh zu einem Produkt vor Ort in Fukushima erzählt. Dabei ging es darum, den lokalen Reisbauern bei der Dekontaminierung ihrer Felder zu helfen. Ich fand das Thema richtig spannend und war mir sicher, dass man daraus etwas Größeres – mit mehr „impact“ – entwickeln kann, nicht nur einen schnöden Casefilm. Eine Idee, die sowohl gut für „METER“ ist als auch „Buzz“ für die lokale Situation vor Ort generiert. Faktisch ist es eben so, dass man vor dem Reis aus Fukushima keine Angst haben muss, sich das Produkt aber nicht verkauft. Christian Hertel und ich sind dann im Mai 2018 nach Fukushima geflogen und haben dort einige Tage mit Bauern gesprochen und fotografiert.
Wie war es, vor Ort in Fukushima zu sein?
Das war schon echt spannend. Wir hatten uns im Vorfeld nicht wirklich über Fukushima informiert. Wir sind aus dem Zug gestiegen, die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und wir dachten: „easy“. Am nächsten Tag hatten wir Nebel und sind durch verlassene Dörfer gefahren – da wurde uns dann doch schon etwas anders. Wir hatten einige Geigerzähler dabei, richtig gefährlich wurde es aber nie – im Wald würde ich dort aber trotzdem nicht übernachten wollen. Besonders herausfordernd war die Interaktion mit den Leuten. Diese sind Ausländern gegenüber sehr verhalten. Man darf nicht vergessen: Japan ist das einzige Land, in dem auch zwei Atombomben gefallen sind. Der unbedingte Wille, die Strahlung zu besiegen, ist in der Kultur fest verankert.
Die Story wurde zu einem Buch. Warum?
Ein Buch hebt ein Projekt noch mal auf ein anderes Niveau, finde ich. Es entsteht eine andere Wertigkeit. Strahlung ist nicht greifbar, ein Buch kann ich aber anfassen, es hat eine Haptik. Insbesondere, weil das Buch aus dekontaminierten Reisstroh direkt aus Fukushima hergestellt wurde, entsteht ein spannendes Gedankenspiel.
Das Projekt hat einige Awards gewonnen – möchtest du uns kurz davon erzählen?
Das war von Anfang an unsere Hoffnung, deswegen haben wir uns einen starken Partner für die Umsetzung gesucht – „Serviceplan“ hat uns da einiges ermöglicht. Reflektiert man die wichtigsten weltweiten Awards aus 2019 und 2020, war „Made in Fukushima“ das zweiterfolgreichste Projekt. Darauf bin ich schon verdammt stolz.
Nick Frank
(*1975) Nach 15 Jahren als Art- und Creative Director in der Werbung, wechselte Nick Frank 2014 in die künstlerische Fotografie und verkaufte zunächst Nutzungsrechte an Agenturen und Direktkunden. Nach knapp zwei Jahren kamen die ersten Auftragsarbeiten, mittlerweile arbeitet der Münchner zu 95 Prozent kommerziell in den Bereichen Architektur, Corporate, Branding und visuellem Storytelling.