Albrecht Voss ist Werbe- und Architekturfotograf. Wir sprechen mit ihm über seinen Einstieg in die Fotografie, was Bergsport und Architekturfotografie gemein haben und warum „Klinkenputzen“ am Anfang seiner Karriere besonders wichtig war.
In der vergangenen Woche sprachen wir mit Albrecht Voss über seinen Sieg in der Architektur-Kategorie bei den Hasselblad Masters 2021. Das Interview kannst du hier nachlesen. Dieses Mal berichtet er über seine Arbeit als Werbe- und Architekturfotograf. Für dich hat er viele Tipps parat, wie ein Einstieg in die Karriere als Fotograf:in gelingen kann.
Albrecht Voss, Sie sind Werbe- und Architekturfotograf. Wie sind Sie zur Architekturfotografie gekommen?
Mein erster Fotoauftrag war für die „Bild“-Zeitung Leipzig. Im Grunde war es die Idee meiner Frau. Sie sagte: „Mensch, du fotografierst jedes Wochenende – damit kannst du doch auch Geld verdienen.“ Also habe ich unsere beiden lokalen Tageszeitungen angefragt, ob sie noch einen lokalen Fotografen suchen und die „Bild“ hatte damals zugesagt. Das war mein Nebenjob während des Studiums. Doch Fotojournalismus ist ein hartes Brot mit knallharten Deadlines – das habe ich als Familienvater und im Studium nicht so gut unter einen Hut gebracht. Ich wollte meine Bilder mehr planen. So bin ich zur Werbefotografie gekommen. Da habe ich mehr Zeit, kann mich mit den Blitzen austoben und das Beste aus jedem Bild herausholen. Das ist eher mein Steckenpferd.
Wann genau war Ihr erster Auftrag?
Das war 2010 mit der „Bild“. 2012 bin ich dann zur Werbefotografie übergegangen.
Das ist aber ein interessanter Wechsel vom Fotojournalismus zum Werbefotografen.
Ich denke, jeder Fotograf hat am Anfang auf alles Lust, weil ihm das Fotografieren Spaß macht. Dann fotografiert man Blumen, Haustiere, Menschen und Landschaften. Das fand ich am Fotojournalismus auch schön: Da kann man ganz viel ausprobieren. In der Zeit habe ich auch gelernt, aus jeder Situation ein gutes Bild mit nach Hause zu bringen. Aber mir hat die Zeit für jedes Foto gefehlt. Die hat man halt im Fotojournalismus nicht, wo man sehr viel reaktiv arbeiten muss.
Wie sind Sie beim Einstieg in die Werbefotografie vorgegangen?
Am Anfang habe ich für jedes Unternehmen Werbung gemacht, das welche brauchte. Darunter waren auch einige Immobilienmakler und Architekten. Ich merkte schnell, dass Gebäude fotografieren mir sehr gut liegt. Da habe ich eine Grundbasis, ein schönes Design, mit dem ich weiterarbeiten kann. Im Vergleich zu den Mitarbeiterporträts, die mich viel Kraft gekostet haben. Bei den Architekturprojekten bin ich jeden Tag motiviert hin und noch motivierter wieder zurückgekommen. Da wusste ich: Das ist meine Leidenschaft. Anschließend habe ich über viele freie Arbeiten mein Portfolio in Richtung Architekturfotografie ausgebaut.
War es schwer, als neuer Fotograf Kunden zu finden?
Ich habe mir jeden Kunden sehr hart erarbeitet, den ich in meinem Portfolio habe. Ich bin die ersten Jahre tatsächlich „Klinkenputzen“ gegangen. Ich bin in Leipzig von einem Immobilienmakler zum nächsten gelaufen und habe mich vorgestellt. Das war eine harte Zeit. Ich hatte kein großes Portfolio, keine Kontakte, und das war die einzige Möglichkeit, neue Geschäfte zu akquirieren. Die größten und besten Aufträge, die ich in meiner Laufbahn hatte, kamen aus solchen Situationen heraus. Zwei große Hürden gab es zu überwinden. Die erste ist die Kaltakquise. Und das andere das Problem am Anfang ist: Man würde gerne arbeiten, um sein Portfolio zu erweitern, aber die Kunden setzen ein gutes Portfolio voraus, um dich zu buchen. Freie Fotoserien waren für mich die einzige Möglichkeit, um die Kunden zu erreichen, zu denen ich hinwollte. Indem ich vorab die Zeit investiere, um ihnen zu zeigen, was ich kann.
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