Ein klassisches 50mm-Objektiv mit f/1,8 darf in keiner Fototasche fehlen. Ist eine Blendenstufe mehr den hohen Aufpreis wert?
Die spiegellosen Kameras von Sony greifen mittlerweile auf eine breite sowie flexibel einsetzbare Palette an nativen Objektiven zurück; Tendenz stark steigend. Zum Jubiläum, genauer gesagt für die 60. Optik mit E-Bajonett, hat sich der japanische Hersteller etwas Besonderes ausgedacht, was nebenbei bemerkt unter Kritiker:innen der Marke lange als völlig unmöglich galt: Nicht nur, dass es sich um ein auf kompromisslose Bildqualität getrimmtes Exemplar aus der berüchtigten G-Master-Serie handelt; mit Offenblende f/1,2 ist das SEL50F12GM das derzeit lichtstärkste Modell des Herstellers überhaupt. Wir haben das Objektiv ausgiebig getestet und verraten, ob das jüngste G-Master den Kaufpreis wert ist.
Klasse Ausstattung und Features
Wer das lichtstarke 50er sein Eigen nennen möchte, muss in der Tat zunächst tief in die Tasche greifen. Knapp 2.300 Euro ruft Sony für die Ausnahme-Optik auf. Im direkten Vergleich mit der hauseigenen Konkurrenz ein stolzer Preis, denn: Die in Kooperation mit Zeiss entstandene Alternative mit Offenblende f/1,4 ist schon für 500 Euro weniger zu haben. Typisch für die Premium-Linie des Herstellers glänzt das FE 50 mm f/1,2 GM dafür mit jeder Menge praktischer Features: Der leicht gezahnte Blendenring, der mithilfe eines Schiebeschalters in den stufenlosen Betrieb wechselt, steht dem professionellen Anspruch sehr gut zu Gesicht. Fotograf:innen und Filmer:innen haben so stets volle Kontrolle über die Blendenöffnung. Der Bajonett-Anschluss verfügt über eine kleine Dichtungslippe, die das Eindringen von Feuchtigkeit und Staub verhindert. Dazu gibt es noch den obligatorischen AF/MF-Umschalter, den breiten sowie griffigen Fokusring und die frei mit Funktionen belegbaren Funktionstasten am Tubus; kurz: Vollausstattung.
Bereits beim ersten Kontakt wird klar, dass Sony höchsten Wert auf Robustheit und ein sattes Handling legt. Das Gewicht von knapp 780 Gramm wirkt in Kombination mit einer spiegellosen Kleinbildkamera des Herstellers perfekt ausbalanciert; keine Spur von Kopflastigkeit. Dabei weist die lichtstarke Festbrennweite beinahe exakt die Abmessungen des bereits erwähnten, lichtschwächeren FE 50 mm f/1,4 ZA auf. Elf Blendenlamellen sorgen für kreisrunde Lichtpunkte im Bokeh und wunderschöne Sonnensterne zugleich. Im Inneren verrichten 14 Linsen, darunter drei auflösungssteigernde XA-Elemente, in zehn Gruppen ihren Dienst. Damit die schweren Linsen-Elemente auch zuverlässig und vor allem flott fokussieren, sind gleich vier Linear-Motoren verbaut; mit durchschlagendem Erfolg: Nicht nur, dass die Optik sprichwörtlich innerhalb eines Wimpernschlags scharfstellt; die Präzision sucht selbst unter den bisher besten Modellen des Herstellers ihresgleichen. Besonders bemerkenswert an dieser Stelle auch die Tatsache, dass sich das FE 50 mm f/1,2 beim wiederholten Fokussieren keinerlei Schärfe-Ausreißer leistet.
Sony FE 50 mm F1,2 GM: Starke Bildqualität und Bokeh
Alle erwähnten Ausstattungsmerkmale führen am Ende dazu, dass sich auch die Bildqualität in beinahe jeder Aufnahmesituation von ihrer besten Seite zeigt. Eine hohe Auflösung – abgeblendet dann sogar am Bildrand – sorgt für einen hohen Detailgrad in den Fotos. So punktet das G-Master mit einer knackigen Schärfe an unserer Testkamera. Doppelt abgeblendet – also bei f/2,5 – lassen sich noch schärfere Aufnahmen ablichten. Mehr Auflösung lieferte bisher nur die erstplatzierte Optik; das Sony FE 20 mm f/1,8 G. Sehr gut gefallen uns auch die sanften Übergänge zur Unschärfe im Vorder- und Hintergrund. Und auch die Form sowie die homogene Beschaffenheit der Lichtpunkte im Bokeh (s. Bild rechs) sind über jeden Zweifel erhaben.
Großen Wert haben die Entwickler auch auf die Korrektur von Verzeichnungen gelegt; weder tonnen- noch kissenförmige Verzerrungen sind mit bloßem Auge zu entdecken. Leichte Farbsäume sind indes an kontrastreichen Kanten erkennbar, lassen sich in der Postproduktion am Rechner aber gut kaschieren. Die stark ausgeprägte Randabschattung bei Offenblende ist schließlich Geschmackssache und sorgt für einen charakteristischen Look. Abblenden reduziert den Effekt maßgeblich. Die NanoAR-Linsenbeschichtung der zweiten Generation reduziert darüber hinaus interne Reflexionen und damit Geisterbilder und Flares bei direktem Gegenlicht zuverlässig. Unser Fazit: fantastisches Objektiv mit herausragender Gesamtperformance und mit Lichtstärke f/1,2 das aktuell lichtstärkste Modell im Sony- Objektivsortiment. Wir sind begeistert. Kauftipp für Profis.