Kameras aus der GH-Serie stehen seit Anbeginn für kompromisslose Video-Performance mit praktischen Features und bärenstarkem MFT-Sensor. Doch ist die Panasonic Lumix DC-GH5 II mehr als nur ein kurzes Intermezzo auf dem Weg zum eigentlichen Flaggschiff-Modell?
Die spiegellosen Kameras aus der GH-Reihe zählen zum Besten, was sich kreative Filmer wünschen können. Entsprechend gut ist ihr Ruf in der Video-Community. Seit der Panasonic Lumix GH3 aus dem Jahr 2012 konnte jedes Modell mit neuen, leistungsstarken Video-Funktionen auftrumpfen. Nach Erscheinen der fünften Generation hat der Hersteller seine Agenda allerdings leicht abgeändert: Auf die im Jahr 2017 erschienene GH5 folgte ein Schwestermodell mit dem Suffix „S“ und einer Sensorauflösung von rund 10 Megapixeln. Die vergleichsweise großen Pixel prädestinierten die DSLM eher für Schwachlicht-Aufnahmen; in puncto Funktionsumfang und Features herrschte dagegen eher Stillstand.
Von vielen Filmern sehnsüchtig erwartet wurde daher das Modell mit der Nummer 6 im Namen. Doch erstens kommt es bekanntlich anders und zweitens, als man denkt: So lässt die zwar angekündigte, aber bislang nur vage beschriebene Flaggschiffkamera GH6 noch etwas auf sich warten. Laut Panasonic (zur Firmenwebseite) soll die Video-DSLM Anfang 2022 veröffentlicht werden. Um die Wartezeit zu überbrücken, präsentierte der Hersteller allerdings eine überarbeitete GH5.
Panasonic Lumix DC-GH5 II im Test: Modellpflege oder Nachfolgerin?
Für treue Anhänger der Marke, aber auch für potenzielle Neueinsteiger stellt sich unmittelbar die Frage, ob sich eine Investition in die Panasonic Lumix DC-GH5 II lohnt. Letztere dürften schließlich auf die erste Generation schielen, die im Angesicht der Neuerscheinung bereits jetzt im Neupreis gefallen ist. Die kurze Antwort bereits vorneweg: Ja, die neue Lumix lohnt sich; allerdings nur dann, wenn Filmer und Fotografen die neuen Features auch wirklich nutzen. Doch alles der Reihe nach.
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Gehäuse. Neuerungen verstecken sich hier lediglich im Detail: Neben ein paar farbigen Akzenten und zusätzlichen Beschriftungen der Bedienelemente auf der Rückseite verfügt die Lumix GH5 II über ein geändertes Display. Die Auflösung steigt leicht auf jetzt 1,84 Millionen Bildpunkte, die Anzeigen-Diagonale schrumpft um 0,2 Zoll minimal auf jetzt 3,0 Zoll. An der seitlichen, um 180 Grad nach vorne drehbaren Aufhängung – unserer Meinung nach die für Filmer beste Lösung – ändert sich zum Glück nichts. Der Touchscreen ist nach wie vor auch bei direkter Sonneneinstrahlung sehr gut ablesbar; alternativ wandert das Auge zum hervorragenden elektronischen Sucher mit 3,68 Millionen Bildpunkten, 0,78-facher Vergrößerung und 100 Prozent Bildfeldabdeckung.
Das Gewicht der GH5 II steigt im Vergleich zur Vorgängerin um zu vernachlässigende zwei Gramm; alle weiteren Dimensionen sind absolut identisch. Einerseits gut, da bereits vorhandenes Zubehör ohne Probleme weiterverwendet werden kann. Andererseits sehen wir bei anderen Kameras in den letzten Jahren einen Trend hin zu mehr Portabilität und Kompaktheit. Die GH-Serie trotzt also dieser Entwicklung und kommt unverändert wuchtig, wenn auch mit einem satten Gefühl in den Händen sowie einem durchdachten Handling daher.
Der Weg zur nächsten Generation
Die größten Veränderungen verbergen sich wie erwartet im Inneren der Video-DSLM: So löst der Sensor der GH5 II zwar immer noch 20 Megapixel auf, ist dank einer neuen AR-Beschichtung aber nun deutlich unempfindlicher gegenüber Streulicht von der Seite. Das Ergebnis: Ungewollte Lens-Flares – Fotografen wohl besser bekannt als Geisterbilder – treten stark reduziert auf. Für einen ordentlichen Leistungsschub sorgt indes der überarbeitete Venus-Bildprozessor; sowohl Autofokus, Video-Modi als auch Serienbilder profitieren von der gesteigerten Rechenleistung: So basiert das AF-System zwar unverändert auf einer Kontrast-Messung mit 225 Feldern samt DFD-Technologie, stellt auf Motive aber einen Deut schneller scharf; insbesondere bei Schwachlicht. An der Genauigkeit gibt es wie bei der Vorgängerin nichts zu meckern.
Neu an Bord der GH5 II und zusätzlich zur Augen- und Gesichtserkennung der GH5 finden wir eine sehr praktische Kopf-, Körper- und Tier-Erkennung, die in der Praxis ausgezeichnet funktioniert. Besonders gut gefallen hat uns wie auch beim Schwestermodell die Möglichkeit, die verwendeten Fokus-Felder vollkommen individuell gestalten zu können. Kreative Bildkompositionen mit gezielter Schärfe gelingen so spielend.
Schnelle Foto-Serien meistert die DSLM im Test nun tatsächlich mit knapp zwölf Bildern pro Sekunde; die Vorgängerin kam hier auf rund 11 fps. Und auch bei der Ausdauer spüren wir einen ordentlichen Sprung: Während JPEGs nach wie vor ohne Einschränkungen auf die eingesetzten SD-Karten vom Typ UHS-II geschrieben werden, verdoppelt sich die Menge beim Fotografieren in RAW oder im kombinierten RAW-JPEG-Betrieb.
Und wo wir gerade bei den Verbesserungen sind: Auch der Bildstabilisator agiert nun merklich effizienter, bügelt feine Wackler und sogar stärkere Verschiebungen zuverlässig aus. Ein Ersatz für den Gimbal oder das Stativ ist das im Gehäuse integrierte System dabei selbstverständlich nicht; mit vier bis fünf Blendenstufen mehr Toleranz in der Praxis zählt der Stabilisator aber dennoch zum Besten, was wir bislang in einer Systemkamera erlebt haben.
Volle Video-Power voraus
Beim flüchtigen Blick auf die Video-Spezifikationen hat sich bei der GH5 II zunächst wenig getan. Noch immer finden wir Videos mit 4.096 x 2.160 Pixeln sowie Full-HD-Clips mit bis zu 180 fps inklusive Kodierung nach h.265-Standard in den aufgeräumten Einstellungsmenüs samt Touch-Interface. Die maximale Datenrate liegt unverändert bei 400 Mbit/s. Wer jedoch genauer hinsieht, entdeckt jede Menge kleine, aber feine Anpassungen. So sind bei höchster Auflösung nun 60 statt wie bisher 50 fps möglich.
Bei interner Aufzeichnung und 4:2:2 Farbunterabtastung bei 10 Bit Farbtiefe steigt die Bildfrequenz von 24 auf jetzt 30 fps. C4K-Clips bei 4:2:0, 10 Bit und 60 fps sind ebenfalls neu an Bord. Hinzugesellen sich noch zahlreiche anamorphote Aufnahmemodi, die unter anderem die gesamte Sensorfläche im Format 4:3 auslesen und nach der Verarbeitung Videos in 6K-Auflösung liefern. Eine Option, die zusätzlich auch für Content-Creator in den sozialen Medien interessant ist: Das Material kann in der Postproduktion entsprechend den Bedürfnissen zugeschnitten werden.
Apropos Social Media und Nachbearbeitung: V-Log L ist anders als bei der Vorgängerin direkt ab Werk vorinstalliert. Den Dynamikumfang gibt der Hersteller hier mit zwölf Blendenstufen an. Dazu gibt es die brandneuen Cinelike D2 und Cinelike V2 Presets sowie zwei neue Farbprofile: L. Monochrome S und L. Classic Neo. Wird für Instagram, TikTok, Twitch und Co. im Hochformat gefilmt, speichert die Kamera dank Lagesensoren diese Information direkt in der Videodatei ab; manuelles Drehen im Schnitt fällt somit komfortabel weg.
Zusätzlich können sich Filmer direkt beim Drehen unterschiedliche Frame-Markierungen zu verschiedenen Seitenverhältnissen anzeigen lassen. Ein Tally-Frame in Form eines roten Rahmens auf dem Display informiert, dass die Aufnahme läuft. Richtig spannend wird es dann allerdings beim Thema Streaming: Nicht erst in Zeiten von Lockdown und Homeoffice werden qualitativ hochwertige Live-Übertragungen immer beliebter. Wer selbst auf Sendung gehen möchte, ist bei der Lumix GH5 II genau richtig.
Panasonic Lumix DC-GH5 II im Test: Die mobile MFT-Webcam
Dank kostenloser „Lumix Sync“-App für iOS- und Android-Smartphones stellt die Panasonic Lumix DC-GH5 II eine drahtlose Verbindung ins Internet her. Alternativ lässt sich die DSLM aber auch direkt in ein bestehendes, drahtloses Netzwerk einbinden. Unterstützt werden dabei alle Plattformen, die auf das RTMP- oder das gesicherte RTMPS-Protokoll von Adobe zurückgreifen und eine maximale Video-Auflösung von 1080 p mit 60 fps.
Per Software-Update sollen zu einem bisher nicht genannten Zeitpunkt in diesem Jahr noch die kabelgebundene Übertragung samt Live-View-Composite und USB-Tethering mit einem 4G/5G-fähigen Smartphone folgen. Einziger Wermutstropfen: Die parallele Aufzeichnung auf eine SD-Karte ist während des Streams nicht möglich. Wer hier also nachbearbeiten möchte, muss über den vollwertigen HDMI-Anschluss auf einem externen Rekorder aufzeichnen.