Wir zeigen dir, wie du mit Bildausschnitten und Kamerabewegungen verschiedene Stimmungen erzeugen kannst. Außerdem sprechen wir mit dem Videografen Simeon Quarrie über die Bedeutung von Videos für die Eigenwerbung.
Glücklicherweise unterscheiden sich die kreativen Praktiken der Filmkomposition nicht stark von denen der Fotografie. Die Drittelregel gilt weiterhin, ebenso wie das Prinzip der Führungslinien und der Goldene Schnitt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass du diese Anordnung für die Dauer eines Videoclips beibehalten solltest. Dies bringt einige Herausforderungen mit sich, insbesondere wenn du Motive im Fokus halten und dabei eine ruhige Hand behalten willst. Einen klaren Plan der benötigten Aufnahmen zu haben, ist dabei stets von Vorteil. In bestimmten Fällen ist Spontaneität aber dennoch am besten; ein Storyboard ist für das ergebnisorientierte Arbeiten am Set unerlässlich.
Eine genaue Planung ermöglicht es dir, zu visualisieren, wie du die Kamera bewegen musst, um das Motiv perfekt eingerahmt und scharf abzubilden. Es verlangt mehr, als dem Motiv mit der Kamera zu folgen: Du musst überlegen, wie du die Kameraposition veränderst, etwa um die Kontinuität zu gewährleisten. Du wirst dich nicht immer über ebene Flächen bewegen; eine Bewegung zu üben, kann unter Umständen nötig sein.
Vergiss außerdem nicht das dynamische Framing – das Bewegen der Kamera für spezielle Effekte. Dies ist ein weiteres Element der videografischen Komposition, das bei den meisten Standbildern fehlt. Auch wenn es der erste Impuls ist, den Fokus auf dem Motiv zu halten, ist das bewusste Verschieben eine Möglichkeit, dem Betrachter mitzuteilen, was er wann sehen muss.
DREI NÜTZLICHE TECHNIKEN
Dolly-Bewegung
Eine der gängigsten Bewegungen, der Dolly, ähnelt dem Trucking: Die Kamera bewegt sich aber auf das Motiv zu oder von ihm weg. Diese Bewegung hilft dabei, die Umgebung allmählich zu enthüllen oder das Motiv zu isolieren, auch wenn es selbst in Bewegung ist. Damit dies funktioniert, ist es wie beim Trucking unabdingbar, dass die Kamera ruhig steht, idealerweise auf einer Schiene oder einer sich bewegenden Plattform.
Dolly-Zoombewegung
Der Dolly-Zoom ist eher ein Spezialeffekt und eignet sich hervorragend, um Charaktergefühle zu vermitteln. Die Kamera wird auf das Motiv zu- oder von ihm wegbewegt, während die Brennweite des Objektivs geändert wird. Dadurch wird die Größe des Motivs im Bild beibehalten, die Größe der Hintergrundelemente ändert sich. Es entsteht die Illusion, dass sich die Zuschauer:innen der Motivposition nähern oder weiter davon entfernen. Eine Technik, die beispielsweise im Film Vertigo verwendet wird.
Trucking-Bewegung
Bei dieser Bewegung bleibt der Abstand zwischen Motiv und Kamera konstant, während die Kamera der Motivbewegung von einer Seite zur anderen folgt. Das sogenannte Trucking ermöglicht es dir, das Motiv im Bild zu halten, während es sich in eine vorher festgelegte Richtung bewegt. Normalerweise wird das Kamera-Rig für die stabilsten Aufnahmen auf einer Schiene platziert, wenn sich das Motiv mit höherer Geschwindigkeit bewegt. Die Schiene trägt dazu bei, Vibrationen und ruckartige Bewegungen, die durch die Bewegung der Kamera selbst verursacht werden, zu reduzieren.
Der Profi im Gespräch: Simeon Quarrie
Meine Reise in die Videografie begann, als mir auf der Hochzeit eines Freundes eine Videokamera überreicht wurde. Jetzt ist Fotografie und Videografie mein Geschäft. Die Verwendung beider bietet Flexibilität und erschließt mir neue Möglichkeiten zum Geschichtenerzählen. Mein Rat an Fotografen, die Videos aufnehmen möchten, ist, die Ähnlichkeiten zu verinnerlichen – du kennst sich schließlich mit der Komposition, der Beleuchtung sowie der Interaktion mit Models aus. Beim Filmemachen ist die Person, die für die Dreharbeiten verantwortlich ist, der „Director of Photography“; das sagt schon alles.
Die größten Unterschiede liegen in der Kamerabewegung – diese vermittelt deine Geschichte. Bewege dich nicht zu schnell, bleibe länger im Moment, und nehme mehr auf, als du brauchst. Du brauchst nur 30 Sekunden? Nimm zwei Minuten Filmmaterial auf! Denke bei Aufnahmen für die sozialen Netzwerke daran, dass viele Leute Clips anfangs ohne Ton abspielen. Deine Videos müssen also auch ohne Sound Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mache weite und enge Aufnahmen, um den Kontext zu zeigen.
Die Bedeutung von Videos für die Eigenwerbung ist enorm gestiegen. Schaue dir Unternehmen an, die für sich selbst werben – früher drehte sich alles um Zeitschriften und die klassischen Printmedien. Dann kamen Inhalte für das Netz. Jetzt, in Zeiten schneller WLAN-Verbindungen, ist Video ein Schlüsselelement. Wir sind alle daran gewöhnt, Zoom zu verwenden; ein rasanter Fortschritt der digitalen Transformation ist im Gange. Die Leute sind es gewohnt, Webcams, Instagram Stories und Reels zu sehen; Social-Media-Algorithmen priorisieren diese Art des Contents. Es gibt mehr Videoinhalte als je zuvor. Wenn du also deine Profikamera verwendest, kannst du dich spielend über die Qualität von anderen abheben!
Wenn Fotografie dein Geschäft ist, wende dich selbst der Kamera zu. Kunden kaufen deine persönliche Marke; ein Video ist der ideale Weg, deine Persönlichkeit zu zeigen.