Für Karsten Thormaehlen ist die Umsetzung eines Stilllebens ähnlich der Zubereitung eines Gerichts. So gilt es, viele verschiedene Zutaten zu einem runden und appetit- beziehungsweise „kaufanregenden“ Ergebnis zu vereinen. Wie der Fotograf Glätteisen von „GHD“ für das Magazin „74mag“ wirkungsvoll in Szene setzte, erzählt er im Interview.
Herr Thormaehlen, wie kam es zu dem Auftrag „GHD für 74mag“?
Mit dem Herausgeber des 74mag-Magazins Oliver Szilagyi arbeite ich schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich zusammen. Zu dieser Zeit vertrat er mich auch als Repräsentant. Der Hersteller für Haarpflegeprodukte „GHD“ war Anzeigenkunde des 74mags – der „Hair Bible“, wie sich das Magazin im Subtitel selbst nennt – und ich war damals als Stilllifer für Magazine wie „Madame“, „Vogue“, „Elle“ und viele mehr gut gebucht.
Wie genau sah der Auftrag aus?
Es ging um ein Advertorial: eine 8-seitige Fotostrecke – teils Anzeige, teils editorialer Beitrag –, in der mehrere Glätteisen von GHD inszeniert und einem Anwendungsbeispiel in Form eines Hairstylings an einem Model gegenübergestellt werden sollten. Die Redaktion entwickelte dazu eine kleine Geschichte: „Vier Stationen eines romantischen Rendezvous“ – von der hübsch gestalteten Einladungskarte in der Post bis hin zu den Spuren einer gemeinsamen verbrachten Nacht.
Wie sah die Umsetzung dann aus?
Insgesamt wurden vier Szenen und Motive gestylt und fotografiert: zwei in einem dunklen und geheimnisvollen, zwei in einem hellen und romantischen Look. Das Styling und die perfekte Platzierung der Objekte im Set übernahm die Stylistin Tina Reisinger. Perspektive, Bildaufbau und Lichtführung hingegen unterlagen meiner Expertise. Der Setaufbau und das Styling wurden immer wieder optimiert und wir nahmen insgesamt über 100 Belichtungen auf, aus denen es letztlich die vier finalen Bilder herauszupicken galt. Die Postproduktion übernahm Ramona Reuter, die den Aufnahmen durch Anpassung der Tonwerte, Desaturierung und teilweises Um- und Einfärben den finalen Schliff verlieh und den gewünschten „Look“ der Geschichte nochmals verstärkte.
Was war besonders herausfordernd?
Produkte zum Leben zu erwecken, sie Geschichten erzählen zu lassen und so für den Betrachter interessant zu machen, ist immer wieder eine Herausforderung. Die Komposition eines Stilllebens lässt sich, denke ich, gut mit dem Kochen vergleichen. Der Fotograf steht vor der Aufgabe, ein Menü zu kreieren, es appetitlich anzurichten und so zu präsentieren, dass einem allein beim Anblick das Wasser im Munde zusammenläuft. Ob es dann den Erwartungen entspricht und auch allen schmeckt, steht auf einem anderen Blatt.
DER FOTOGRAF
Bankkaufmann, Altenbetreuer, Philosophiestudent: Karsten Thormaehlen (*1965) kam über viele Umwege zur Fotografie. Nach einem Kommunikationsdesign- Studium arbeitete er knapp zehn Jahre als Art- und Kreativdirector und ist seit 2003 als freiberuflicher Fotograf, Herausgeber und Dozent mit Studio in Frankfurt am Main tätig.
karstenthormaehlen.com