Der in Brasilien geborene Fotograf Jeean Alvarez steht für ausdrucksstarke Nude-, Fashion- und Lifestyle-Aufnahmen. Seine Bilder waren bereits in der Vogue und im Playboy zu sehen. Jetzt hat der Fotograf seinen Bildband „Beleza“ veröffentlicht. Wir sprechen mit ihm darüber, wie sein Buch entstanden ist, welche Herausforderungen es zu meistern galt und welche Rolle Ibiza für seine Aufnahmen spielt.
Jeean, mit deinem Bildband „Beleza“ hast du dir einen Traum erfüllt. Erzähl uns ein bisschen was darüber. Was bedeutet Beleza und was gibt es in deinem Buch zu entdecken?
Als Fotograf möchte ich andere gerne an meiner Kunst teilhaben lassen. Es wäre ja schade, nur Bilder zu machen, die dann zu Hause an der Wand hängen, wo niemand sonst sie zu Gesicht bekommt. Deshalb war es immer mein Traum, einen eigenen Bildband mit meinen Arbeiten zu produzieren. In „Beleza“ zeige ich Bilder, die in die warme, sonnige Richtung gehen. Ein großer Teil der Aufnahmen habe ich auf Ibiza fotografiert. Ich möchte mit meinen Bildern ein Gefühl der Sehnsucht nach Sonne Strand und Meer wecken. Tatsächlich habe ich schon einige schöne Rückmeldungen von Leuten bekommen, die sich meine Bilder angesehen haben und sofort Lust hatten, in den Urlaub zu fahren.
Das Wort „Beleza“ kommt aus dem Portugiesischen und steht für „Schönheit“. Genau das möchte ich mit meinem Bildband ausdrücken. Auch wenn ich in meinem Buch sehr viele Sensual- und Nude-Aufnahmen zeige, geht es nicht in erster Linie um nackte Haut. Meine Bilder sind sinnlich und zeigen starke, selbstbewusste Frauen. Dabei fotografiere ich meine Aufnahmen immer so, dass jedes Bild auch mit Kleidung genauso gut funktionieren würde.
Die Produktion deines Bildbandes hat viele Herausforderungen mit sich gebracht. Lass uns ein bisschen hinter die Kulissen schauen. Was war los und wie ist es dir gelungen, dein Bildband schließlich doch noch erfolgreich zu veröffentlichen?
Es war tatsächlich ein langer Weg. Die Idee kam mir schon 2017. Ein Jahr später habe ich zum ersten Mal angekündigt, an einem Bildband zu arbeiten und hatte bis dahin bereits zwei, drei Bilderstrecken dafür produziert. Geplant habe ich von Anfang an mit rund 200 Seiten. Dafür habe ich mir einen Verlag gesucht und rund 10.000 Euro meines eigenen Geldes in die Produktion investiert. Laut Verlag sollte es dann 2020 endlich losgehen.
Anfang 2021 habe ich dann herausgefunden, dass der Verlag in die Insolvenz gegangen ist und das Buchprojekt damit auf Eis lag. Ich bin aber nicht der Typ, der schnell aufgibt. Wenn ich mir etwas vorgenommen habe und mir meinen Traum erfüllen möchte, dann setze ich auch alle Hebel in Bewegung, um diesen Traum zu verwirklichen. Ich habe das Projekt daher wieder komplett selbst in die Hand genommen, mir einen Grafiker, einen Texter und Übersetzer gesucht und mir ein externes Team zusammengestellt.
Wenn man aber alles selber macht, merkt man erst, wie viel Arbeit drinsteckt. Beim Layout und bei den Texten gab es immer wieder Korrekturschleifen. Dadurch zog sich die Produktion weiter in die Länge. 2022 war ich dann soweit zufrieden, dass auch bei meinen Bildern alles passte. Da ist bei über 200 Bildern jede Menge Retusche-Arbeit angefallen. Die Retusche wollte ich aber nicht abgeben, weil es dann nicht mehr meine eigene Arbeit gewesen wäre.
Aber dann war es endlich so weit. Ich bin sehr froh, dass ich die Ergebnisse endlich mit all den Kunstbegeisterten, die mich kennen, teilen kann. Häufig poste ich von meinen Shootings Häppchen auf Social Media. Durch den Bildband bekommt man jetzt die ganze Story und meine Philosophie hinter meinen Bildern mit.
Die meisten deiner Bilder sind auf Ibiza entstanden. Was macht die Insel als Location für dich so einzigartig?
Ibiza ist zum einen von Deutschland nicht so weit weg. Zum anderen bietet mir die Insel viele schöne Locations. Wenn ich Lust habe, outdoor zu shooten, kann ich ans Meer fahren und nach schönen Palmen und Felsen Ausschau halten. Außerdem habe ich auf Ibiza richtig tolles Licht, das die Haut sehr schön aussehen lässt. Es gibt verschiedene Fincas, Villen und unterschiedliche architektonische Stile von von alt bis modern.
Ibiza bietet mir damit die Möglichkeit, ganz verschiedene Ideen umzusetzen. In Deutschland gibt es in dem Aufnahmebereich, in dem ich shoote, draußen nur wenige Optionen. Für drinnen gibt es zwar ein paar Hotels, aber das war es dann auch schon wieder. Ibiza bietet mir mehr Abwechslung und ist auch optisch ansprechender.
Deine Bilder zeigen einerseits viel Haut, bleiben dabei aber sehr natürlich. Worauf achtest du bei deinen Aufnahmen?
Mir ist es sehr wichtig, dass man bei meinen Bildern merkt, dass wir eine coole Stimmung am Set hatten und dass sich meine Models wohlfühlen. Dann kommt ihre Schönheit besonders zur Geltung. Es waren bislang viele Models dabei, die vorher noch nie ein Nude-Shooting gemacht haben. Durch die gute Stimmung und das Vertrauen merkt man ihnen auf den Ergebnisbildern nicht mehr an, dass sie in dem Bereich noch keine Erfahrung hatten.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit deinen Models? Und wie gehst du grundsätzlich von der Planung bis zur Umsetzung an deine Bilder heran?
Wenn ich ein Shooting plane, mache ich mir zunächst Gedanken zum Model. Sobald ich ein geeignetes Model für meine Bildidee habe, überlege ich, welche Kleidungsstücke gut passen könnten, und besorge die Sachen. Im Grunde kann das Model zu mir kommen, ohne sich um etwas kümmern zu müssen: Sie erhält ein Styling von mir und kann sich einfach auf das Posieren konzentrieren. Dabei lege ich viel Wert auf den Gesichtsausdruck des Models. Ich schieße nicht einfach drauf los und hoffe, dass irgendwas Cooles dabei sein wird. Das ist nicht meine Philosophie. Wenn ich beim Fotografieren merke, was gut funktioniert, dann leite ich das Model genau dahin, um das Bild zu perfektionieren.
Bereits während der Aufnahme achte ich darauf, dass alles stimmig ist – also dass etwa das Outfit richtig sitzt oder die Pose mit dem Licht harmoniert. Dadurch fällt in der Nachbearbeitung nicht mehr so viel an. Ich investiere zwar schon viel Zeit in die Nachbearbeitung, aber das Ausmaß hält sich in Grenzen. Ich retuschiere zwar die Haut, bin aber zurückhaltend mit dem Verflüssigen-Filter etc. Da achte ich vorher schon drauf, dass alles gut aussieht.
Auch zu den Locations mache ich mir viele Gedanken: Wie man im Buch sieht, habe ich für beinahe jedes Model eine andere Locations gewählt. Denn ich achte darauf, dass jedes Model ein auf sie abgestimmtes Set mit eigenen Outfits bekommt.
In deinem Bildband sind sowohl Schwarz-Weiß- als auch Farbbilder zu sehen. Nach welchen Kriterien entscheidest du, ob du ein Motiv farbig oder in Schwarz-Weiß bearbeitest?
Tendenziell gibt es in meinem Bildband tatsächlich mehr Schwarz-Weiß-Aufnahmen als Fotografien in Farbe. Allerdings mache ich mir da vorher keine großen Gedanken dazu. Ich bereite ein Setting vor, schaue was gut wirkt und oft ist es so, dass mir bei starken Kontrasten im Bild Schwarz-Weiß besser gefällt. Das entscheide ich dann aber später erst bei der Nachbearbeitung.
Gibt es ein Bild, das dir in deinem Bildband besonders am Herzen liegt?
Die Frage hat mir kürzlich auch ein Model gestellt. Da habe ich geantwortet, dass ich das gar nicht so festmachen kann. Man muss sich vorstellen, dass das Buch für mich wie ein eigenes Kind ist. Alle Bilder im Buch liegen mir am Herzen. Ich habe ja darüber hinaus noch viel mehr Bilder gemacht, die dann aber vielleicht einfach nicht so gut dazugepasst haben.
Folglich zeigt die Auswahl aus dem Buch bereits die Arbeiten, auf die ich stolz bin. Jedes Bild daraus könnte ich nehmen und aufhängen. Es gibt sicherlich welche, die ich etwas stärker finde als andere, ich kann aber keinen Favoriten herausziehen.
Ganz schwierig war die Cover-Auswahl: Immerhin musste das ein Bild sein, das ich richtig gut finde. Nun ist es so, dass das Bild, das aktuell auf dem Cover ist, ursprünglich gar nicht mein Favorit war. Aber ich habe es dem Grafiker gegeben und der hat es so eingebaut, dass man nur den Körper des Models sieht. Und das hat mir sehr gut gefallen. Mein eigentlicher Favorit (im Buch auf Seite 92) zeigt ein Model, das durch eine große Tür sieht. Als der Grafiker aber den Text auf das Bild gelegt hat, fand ich es nicht mehr gut. Das jetziger Coverbild passte besser und wirkt insgesamt viel stärker.
Du hast deinen Bildband „Beleza“ Mitte Mai offiziell vorgestellt. Wie ist der Release Day gelaufen und welches Feedback hast du bekommen?
Die Bücher sind schon drei Wochen vorher bei mir eingetroffen. Allerdings habe ich diese Info noch für mich behalten, weil ich bei über 100 Vorbestellungen sonst zu viele Anfragen bekommen hätte, ob ich die Bücher vielleicht schon vorab verschicken kann. Ich wollte aber, dass die Leute, die zum Release Day da sind, auch die ersten sind, die den Bildband sehen. Nur bei meinem Vater habe ich da eine Ausnahme gemacht. Er war der Erste, der „Beleza“ ansehen durfte.
Am Release Day habe ich viel positives Feedback bekommen. Grafiker fanden das Layout sehr cool, sowohl in Bezug auf die Bildauswahl als auch typografisch. Die meisten, die das Buch bestellt haben, kommen direkt aus der Fotobranche. Die Models haben mir gesagt, dass es für jedes Model in dem Bildband eine Bestätigung ist, in so einem tollen Gesamtwerk dabei zu sein. Auch das Feedback der Fotograf:innen fiel positiv aus: Tolle Models, tolle Bilder, tolle Gesamtgestaltung! Es war aber auch viel Arbeit und viel Zeit, die bis dahin vergangen ist und ich freue mich, dass sich die Mühe gelohnt hat und ich die Rückschläge gut weggesteckt habe.
Wie viele Exemplare hast du drucken lassen? Und was unterscheidet die normale Version von der Box-Edition?
Der Bildband ist auf 500 Exemplare limitiert. Es gibt 30 Limited Editions, von denen bereits fast die Hälfte verkauft ist. In dieser Box gibt es einen edlen Schlüsselanhänger aus Echtleder, auf dem auf beiden Seiten das Cover zu sehen ist. Hinzu kommen ein Original-Polaroid aus den Shootings, das einmalig ist, und eine edle gedruckte Karte mit einem Motiv aus dem Bildband. Außerdem liegt ein zweites Polaroid bei. Es wurde im Nachhinein gedruckt und der Rahmen zeigt bunte Früchte, um für Sommer-Feeling zu sorgen.
Was kostet dein Bildband und wo kann man ihn kaufen?
Die normale Version von Beleza liegt bei 69 Euro plus fünf Euro versicherter Versand innerhalb Deutschlands. Die Limited Edition kostet 99 Euro. Für andere EU-Länder liegt der Versand bei rund 14 Euro. Das Buch kann man über meine Homepage bestellen.
Hast du schon dein nächstes Projekt in Planung?
In meinem nächsten Projekt stecke ich schon mittendrin. Ich habe seit dem 1. März ein neues Loftstudio in Wuppertal mit über 250 Quadratmetern Fläche, das sehr viel Tageslicht durch große Fensterfronten und fünf Meter hohe Decken bietet. Zwar wird aktuell noch umgebaut, aber es finden bereits Shootings statt. Es wird wahrscheinlich noch zweieinhalb Monate dauern, bis alles fertig ist. Da stecke ich gerade sehr viel Zeit und Mühe rein.
DER FOTOGRAF
Jeean Alvarez wurde in Brasilien geboren und hat seinen Lebensmittelpunkt in Essen (NRW). 2009 entdeckte er seine Begeisterung für die Fotografie und hat sich seither sich mit eindrucksvollen Nude-, Fashion- und Lifestyle-Aufnahmen einen Namen gemacht. Seine Werke zeichnen sich durch einen natürlichen Look, eine sinnliche Bildsprache und ausdrucksstarke Modelle aus.
Mit viel Leidenschaft und einem guten Auge für Details hat sich Alvarez stetig weiterentwickelt und seine Werke in Magazinen wie der Vogue und dem Playboy veröffentlicht. Seine Liebe zur sonnigen Insel Ibiza und seine positive Energie spiegeln sich in seinen Aufnahmen wider und bringen den Betrachter:innen ein Stück Urlaub nach Hause. In ästhetischen und emotionalen Bildern zeigt er, dass Schönheit nicht nur von außen kommt, sondern auch mit einem positiven Lebensgefühl verbunden ist.