Sandstürme, Regenschauer in der Wüste und ein Tee bei Nomaden – Reisefotograf Thomas Schenker fuhr mit einem selbst gebauten Fahrrad entlang der Seidenstraße. Im Interview berichtet er von seinen Abenteuern und den spannendsten Fotomotiven.
Einmal von der Heimat aus quer durch Asien bis nach Peking – davon träumte Thomas Schenker schon, als er 16 Jahre alt war. Vor rund zwei Jahren hat er diesen großen Traum in die Tat umgesetzt und ist von Friedrichshafen bis nach Peking gefahren – auch auf der berühmten Seidenstraße. Doch war er keineswegs nur auf den großen, ausgebauten Straßen unterwegs, sondern oft auf kleinen Pfaden, ungepflasterten Wegen und auch einmal querfeldein durch die Wüste – und auch nicht mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad.
Einem ganz besonderen Fahrrad, wie der sonst als Geografie- und Englischlehrer tätige Fotograf uns erklärt, denn er hat es selbst gebaut. Damit transportierte er sein insgesamt rund 30 Kilogramm schweres Gepäck samt Kamera-Ausrüstung, um diese ungewöhnliche Reise zu dokumentieren. Entstanden ist daraus ein bewegender Reisebericht, der unter dem Titel „Seitenstraßen der Seidenstraße“ im Knesebeck-Verlag erschienen ist.
Wir haben Thomas Schenker gefragt, was sein Antrieb war, diese Radreise zu unternehmen, ob er alles sehen konnte, was im vorschwebte, warum er auf einer Reise niemals seine Kamera daheimlassen würde und was die Reise unbeschadet überstanden hat – Kamera oder Fahrrad?
Herr Schenker, vielen Dank für Ihre Zeit. Wohin und wie lange waren Sie unterwegs?
Ich bin mit dem Fahrrad von Friedrichshafen nach Peking gefahren – über die Seidenstraße. Dafür musste ich erst einmal eruieren, welche Routen aktuell befahrbar sind. Angesichts der Kriege in Syrien und Afghanistan, beides Länder, durch die Abschnitte der Seidenstraße führen, fielen die südlichen Routen weg. Aber ich fand es auch gar nicht so spannend, nur auf großen Straßen unterwegs zu sein,
die stark von Autos und LKWs frequentiert sind. Also habe ich mir extra die kleinen Straßen ausgesucht. So entstand die Idee von „Seitenstraßen der Seidenstraße“. Unterwegs war ich insgesamt acht Monate mit zwei Unterbrechungen.
Warum gerade mit dem Fahrrad?
Witzigerweise bin ich gar nicht der Radfahrer-Typ. Ich fahre zwar Mountainbike, so ein bisschen Berg hoch und wieder Downhill, aber längere Strecken sind nicht so meins. Die Idee dahinter war fotografischer Natur. Ich wollte Menschen kennenlernen und porträtieren. Und ich wollte die Landschaften spüren, durch die ich reise. Mit dem Auto zu fahren, hätte aufgrund der Windschutzscheibe eine Trennung zwischen mir und der Umgebung bedeutet. Auf dem Fahrrad habe ich dagegen das Gefühl, dass der Kontakt zu den Landschaften, durch die ich reise, aber auch zu den Menschen direkter ist. Natürlich hätte ich auch laufen können, aber da wäre ich ewig unterwegs gewesen.
Da Sie davon sprechen – was ist Ihre Verbindung zur Fotografie?
Mit dem Fotografieren habe ich erst angefangen, als ich nach dem Abitur auf meine erste Reise gegangen bin. Da hatte ich das Gefühl, dass ich alles, was ich jetzt sehe, festhalten will. Sobald ich daheim war, hat mich die Fotografie nicht mehr gepackt. Aber zu Beginn der nächsten Reise war dieses Gefühl wieder voll da. Da wurde mir klar: Ich bin anscheinend so ein typischer Reisefotograf.
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