Die World Press Photo Foundation hat die globalen Gewinner:innen des World Photo Contest 2022 bekannt gegeben. Die Auszeichnung „World Press Photo of the Year“ geht in diesem Jahr an die Kanadierin Amber Bracken. Sie fotografierte Kleider, die an die verstorbenen Kinder der Kamloops Indian Residential School erinnern. Matthew Abbott, Lalo de Almeida und Isadora Romero wurden ebenfalls für ihre Bilder gewürdigt.
Beim World Press Photo Contest werden die besten Fotojournalist:innen und Dokumentarfotograf:innen des vergangenen Jahres ausgezeichnet. In diesem Jahr haben 4.066 Fotograf:innen aus 130 Ländern ihre Arbeiten eingereicht; die Jury wählte die Sieger:innen aus 64.823 Fotografien und Beiträgen im offenen Format aus. „Gemeinsam zollen die Gewinner:innen der Vergangenheit Tribut, während sie gleichzeitig in der Gegenwart leben und in die Zukunft blicken“, sagte Rena Effendi, Vorsitzende der globalen Jury.
World Press Photo Exhibition 2022
Die Bilder werden in der World Press Photo Exhibition 2022 gezeigt. Die Ausstellung wird am 15. April in De Nieuwe Kerk in Amsterdam, Niederlande, eröffnet, bevor sie auf Welttournee geht. Die Ausstellung 2021 wurde an 66 Orten in 29 Ländern gezeigt. Um die ausgezeichneten Geschichten und Gewinner:innen zu feiern, wird die World Press Photo Foundation in diesem Jahr ein Winners’ Program in Amsterdam organisieren. Neben der Preisverleihung besteht das Programm aus Networking- und Presseveranstaltungen, Präsentationen, Vorträgen und einem Rundgang durch die World Press Photo-Ausstellung in De Nieuwe Kerk.
Darüber hinaus präsentiert das neu gestaltete World Press Photo Yearbook 2022 die preisgekrönten Bilder, Geschichten und Produktionen des Wettbewerbs. Das Jahrbuch enthält ausführliche Essays und den Jurybericht. Das Buch wird in sechs Sprachen veröffentlicht und ist ab Anfang Mai erhältlich.
In diesem Jahr zeichnet die Jury folgende Fotograf:innen für ihre Arbeiten aus:
World Press Photo of the Year
Kamloops Residential School – Amber Bracken, Kanada, für The New York Times:
Rote Kleider, die an Kreuzen am Straßenrand aufgehängt sind, erinnern an die Kinder, die in der Kamloops Indian Residential School, einer Einrichtung zur Assimilierung indigener Kinder, gestorben sind. Zuvor waren 215 nicht gekennzeichnete Gräber entdeckt worden.
Die Vorsitzende der Global Jury, Rena Effendi, sagt dazu: „Es ist ein Bild, das sich ins Gedächtnis einbrennt, es löst eine Art sensorische Reaktion aus. Ich konnte die Stille in diesem Foto beinahe hören, einen leiser Moment der globalen Abrechnung mit der Geschichte der Kolonisierung, nicht nur in Kanada, sondern auf der ganzen Welt.”
World Press Photo Story of the Year
Saving Forests with Fire – Matthew Abbott, Australien, für National Geographic/Panos Pictures:
Die australischen Ureinwohner brennen ihr Land strategisch ab, wobei sich das Feuer langsam ausbreitet, nur das Unterholz verbrennt und das Brennmaterial entfernt, das größere Brände begünstigt. Das Volk der Nawarddeken im westaustralischen Arnhemland praktiziert das kontrollierte Abbrennen seit Zehntausenden von Jahren und betrachtet das Feuer als ein Instrument zur Bewirtschaftung seiner 1,39 Millionen Hektar großen Heimat. Die Warddeken-Ranger kombinieren traditionelles Wissen mit modernen Technologien, um Waldbrände zu verhindern und so das klimawirksame CO2 zu reduzieren.
Das Fazit der Jury: „Die Story wurde so gut zusammengestellt, dass man die Bilder gar nicht getrennt voneinander betrachten kann. Man sieht sie als Ganzes, und es war eine nahtlose Erzählung.“
World Press Photo Long-Term Project Award
Amazonian Dystopia – Lalo de Almeida, Brasilien, für Folha de São Paulo/Panos Pictures:
Der Amazonas-Regenwald ist stark bedroht, da Abholzung, Bergbau, Infrastrukturentwicklung und Ausbeutung anderer natürlicher Ressourcen unter der umweltfeindlichen Politik von Präsident Jair Bolsonaro an Fahrt gewinnen. Seit 2019 schreitet die Zerstörung des brasilianischen Amazonasgebiets so schnell voran wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Der Amazonas ist ein Gebiet mit einer außergewöhnlichen Artenvielfalt und beheimatet mehr als 350 verschiedene indigene Gruppen. Die Ausbeutung des Amazonas hat eine Reihe sozialer Auswirkungen, insbesondere auf indigene Gemeinschaften, die gezwungen sind, mit einer erheblichen Zerstörung ihrer Umwelt und ihrer Lebensweise umzugehen.
„Dieses Projekt schildert etwas, das nicht nur negative Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft hat, sondern auch auf globaler Ebene, da es eine Kette von Reaktionen auf globaler Ebene auslöst“, konstatiert Rena Effendi.
World Press Photo Open Format Award
Blood is a Seed – Isadora Romero, Ecuador:
Anhand persönlicher Geschichten hinterfragt „Blood is a Seed“ (La Sangre Es Una Semilla) das Verschwinden von Saatgut, erzwungene Migration, Kolonisierung und den daraus resultierenden Verlust des Wissens der Vorfahren. Das Video setzt sich aus Digital- und Filmaufnahmen zusammen, von denen einige auf abgelaufenem 35-mm-Film aufgenommen und später von Romeros Vater nachgezeichnet wurden. Auf einer Reise in das Dorf ihrer Vorfahren in Une, Cundinamarca, Kolumbien, erkundet Romero vergessene Erinnerungen an das Land und die Feldfrüchte und erfährt von ihrem Großvater und ihrer Urgroßmutter, die „Saatgutwächter“ waren und mehrere Kartoffelsorten anbauten, von denen nur noch zwei hauptsächlich existieren.
Clare vander Meersch, Mitglied der Jury (und Vorsitzende der Jury für Nord- und Mittelamerika), sagt über dieses Projekt: „Es gibt so viele Schichten in dieser Erzählung, was den Einsatz von Audio, Video, Standbildern und Sequenzen angeht.“
Alle Gewinnerbilder sowie ausführliche Interviews zu den Aufnahmen findest du hier: www.worldpressphoto.org/collection/photocontest/2022/global-winners
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