Die renommierte japanische Fotografin Rinko Kawauchi erhält im Rahmen der Sony World Photography Awards 2023 den Preis für herausragende Leistungen für die Fotografie. Kawauchi ist eine der bedeutendsten Vertreterinnen der japanischen Gegenwartsfotografie.
Die World Photography Organisation hat bekanntgegeben, dass Rinko Kawauchi in diesem Jahr mit dem Preis für Herausragende Leistungen für die Fotografie ausgezeichnet wird. Die Fotografin hat sich internationales Renommee mit Bildern erworben, die flüchtige, intime Momente des täglichen Lebens festhalten und sich durch strahlendes Licht auszeichnen.
Mehr als zwanzig Arbeiten der Fotografin werden bei der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards 2023 zu sehen sein, die vom 14. April bis 1. Mai 2023 im Somerset House in London stattfindet. Die Auswahl wurde von der Fotografin selbst getroffen. Sie umspannt mehr als zwanzig Jahre ihrer Karriere und hebt wichtige Meilensteine und Themen aus einigen ihrer bekanntesten Serien hervor: Illuminance (2011), AILA (2004), Utatane (2001) und Ametsuchi (2012).
Inspiriert von der Shinto-Religion
Rinko Kawauchi wurde 1972 in der Präfektur Shiga, Japan, geboren und begann im Alter von 19 Jahren zu fotografieren. Anfang der 1990er-Jahre arbeitete sie als Fotografin für eine Werbeagentur, bevor sie begann, sich in einem Studio in Tokio auf ihre eigene Arbeit zu konzentrieren. Internationale Aufmerksamkeit erlangte Kawauchi erstmals 2001 mit der Veröffentlichung der drei Fotobände Utatane, Hanabi und Hanako. Zwei der Serien wurden mit Japans prestigeträchtigstem Nachwuchs-Fotopreis ausgezeichnet, dem Kimura-Ihei-Preis.
Rinko Kawauchi ist von der japanischen Shinto-Religion inspiriert, nach der alles einen Geist oder eine Energie besitzt, die „kami“ genannt wird. Dementsprechend nähert sich Kawauchis Objektiv geduldig und einfühlsam ihren alltäglichen Motiven an: schimmernden Lichtern, die sich in einem Spiegel spiegeln; einem Paar Hände, die Fäden zusammenflechten; Sonnenstrahlen, die das Blätterdach eines Walds durchfluten. Kawauchis Fotografien sind mit Haikus, japanischen Kurzgedichten verglichen worden, die oft zwischen den Zeilen über eine umfassendere Thematik oder Wahrheit reflektieren. Ähnlich verleiht auch Kawauchis zurückgenommene Bildsprache solch scheinbar kleinen Momenten Gewicht und eine Ahnung von höherem Sinn.
Dokumentation der rituellen Reinigung
Bei der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards 2023 wird Kawauchi Arbeiten aus verschiedenen Serien präsentieren, die Eckpfeiler ihrer Laufbahn darstellen. Die Serien Utatane (2001), AILA (2004) und Illuminance (2009) stehen exemplarisch für den unverkennbaren Stil der Fotografin. Sie zeigen Alltagsszenen, die über den Zyklus des Lebens und dessen Fragilität reflektieren – das Ausfransen eines Netzes, ein geöffneter Mund, der eine Reihe von Zahnfüllungen offenbart, ein Grashalm, von dem der Morgentau tropft.
Zudem werden in der Ausstellung auch Arbeiten aus der Serie Ametsuchi (2013) zu sehen sein, die sowohl in technischer als auch stilistischer Sicht eine Zäsur darstellt. Einem Traum folgend, entwickelte Kawauchi eine Faszination für „noyaki“ (brennendes Feld) – das kontrollierte Abbrennen von Feldfrüchten vor der Neubepflanzung. Sie unternahm zahlreiche Reisen in den Süden Japans, wo sie mit einer auf einem Stativ montierten Großformatkamera diese Feuer einfing, um so über die Idee der rituellen Reinigung der Erde und ihre eigene Wiedergeburt zu meditieren.
Kunstwerke als Wegweiser
Rinko Kawauchi sagte zur Annahme der Auszeichnung: „Dieser Preis ist eine Anerkennung für mein bisheriges Werk und wird mich bei meiner weiteren Arbeit bestärken. Die Ausstellung zeigt nicht nur Bilder, die für mich als Fotografin charakteristisch sind, sondern auch eine ambitionierte Serie, bei der ich eine andere Methode und Herangehensweise gewählt habe. Mit meinen Fotografien möchte ich Kunstwerke schaffen, die mir als Wegweiser dienen, um die Erfahrungen und Beobachtungen, die ich mache, näher zu untersuchen.“
Mit dem Preis für herausragende Leistungen für die Fotografie werden Personen oder Gruppen ausgezeichnet, die einen bedeutenden Einfluss auf das Medium Fotografie ausgeübt haben. Als 16. Preisträgerin reiht sich Rinko Kawauchi in eine illustre Liste ikonischer Persönlichkeiten ein. Dazu zählen William Eggleston (2013), Mary Ellen Mark (2014), Martin Parr (2017), Candida Höfer (2018), Nadav Kander (2019), Gerhard Steidl (2020), Graciela Iturbide (2021) und Edward Burtynsky (2022), um nur einige zu nennen. Die Gesamtsieger/-innen des Studenten-, Jugend-, offenen und Profi-Wettbewerbs der Sony World Photography Awards 2023 werden am 13. April 2023 bekannt gegeben. Weitere Informationen zu den bevorstehenden Ankündigungen und den Gewinner/-innen gibt es auf www.worldphoto.org