Der Kunstverein Konstanz zeigt bis zum 17. April 2022 vier Werkgruppen der Fotografin Loredana Nemes, in denen sich alles um das Genre der Porträtfotografie dreht. Die Aufnahmen der Künstlerin, entstanden in Europa, Asien und den USA, spiegeln ihr Interesse wider, dem Rätsel des Menschen und sich selbst näher zu kommen.
Das Porträt ist das zweitälteste Genre der Fotografie. Das Wesen eines Menschen zu erfassen, fordert Fotografen seit der Erfindung des Mediums heraus. Doch wie viel ein Bild über einen Menschen aussagen kann, was zwischen Oberfläche und Wesenskern sichtbar wird, ist eine viel diskutierte Frage. Auch Loredana Nemes ist auf der Suche nach dem möglichen Erkenntnisgewinn eines Bildnisses.
Im Kunstverein Konstanz präsentiert sie vier ihrer bereits vielfach ausgestellten Werkgruppen. In konzeptueller Herangehensweise hinterfragt sie die Möglichkeiten eines Porträts und schafft eigenwillige Kompositionen. Nemes‘ Fotografien sind Erzählungen von Liebe und Fremdheit und spiegeln ihr Interesse, dem Rätsel Mensch und sich selbst näher zu kommen. Seit Beginn ihres fotografischen Schaffens experimentiert sie mit ungebräuchlichen Ausdrucksweisen und forscht nach neuem fotografischen Terrain. Ihre Technik hingegen ist traditionell und aufwändig. Sie arbeitet viel mit Analogfilm, denn dies ermöglicht ihr präzises Gestalten, sorgfältiges Beobachten und genügend Zeit, sich auf die Protagonisten einzulassen.
„Über Liebe“ ist eine frühe Serie der Künstlerin, die zwischen 2006 und 2008 entstand. In einem imposanten Fries aus kleinformatigen Bildern hat Nemes sich als Braut auf den Straßen verschiedener europäischer und amerikanischer Großstädte inszeniert. Neben ihr steht jeweils ein wildfremder Mann als möglicher Bräutigam. Die Begegnungen hat Nemes mit Selbstauslöser fotografiert. Die Serie „beyond“ zeigt Rückzugsorte für Männer aus arabischen und türkischen Kulturkreisen. Was in den Lokalen hinter milchigen Fensterscheiben vor sich geht, bleibt Außenstehenden verborgen. Es folgen Porträts der Gäste, die sich dicht hinter einem Caféhausfenster positionieren.



2012 widmete sich Nemes mit „Blütezeit“ der für Aufbruch stehenden Jugend. Freundescliquen, Geschwister und Erstverliebte, die ihr in öffentlichen Gärten und Parks begegnen, bat sie um ein Gruppenporträt und griff dafür zu einem überraschenden Format. Statt einer herkömmlichen Gruppenaufnahme lichtete sie alle Jugendlichen einzeln ab und fügt die Porträts nachträglich als Diptychen oder mehrteilige Tableaus zu einem Bild zusammen. In der jüngsten Porträtarbeit „Immergrün“ erkundet Nemes die Beständigkeit der Liebe zwischen Männern und Frauen, die seit Jahrzehnten als Paar zusammenleben und schließt den Kreis zur Serie „Über Liebe“. Um die Zweisamkeit zu verbildlichen wählt Nemes das Verfahren der Doppelbelichtung, indem sie die Partner kurz nacheinander fotografiert.
Nemes ist 1972 in Sibiu in Rumänien geboren. Mit den Eltern floh sie 1986 nach Aachen. Dort studierte sie Deutsche Literatur und Mathematik, bevor sie sich autodidaktisch der Fotografie zuwandte. Seit 2001 lebt sie als Künstlerin in Berlin. Neben der Porträtarbeit ist die Welt der Bäume, ihr Aufblühen, Wachsen und Vergehen, ein weiteres wichtiges Sujet.
Passion Portrait: Fotografien von Loredana Nemes
Vom 19.02.2022 bis zum 17.04.2022
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 10-18 Uhr, Sa.+So. 10-17 Uhr
Kunstverein Konstanz, Wessenbergstr. 39 / 41, 78462 Konstanz
kunstverein-konstanz.de