WhiteWall hat zusammen mit dem Hamburger Designer-Duo Eva Marguerre und Marcel Besau eine Design Edition an Bilderrahmen herausgebracht. Im Interview beantworten die beiden Designer Fragen und geben Empfehlungen zur kreativen Präsentation der eigenen Fotografien für zu Hause.
Wofür steht das Studio Besau-Marguerre als Designbüro und was ist euch besonders wichtig?
Wir sind ein interdisziplinäres Designstudio mit Sitz in Hamburg Eimsbüttel. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Gestaltungsansatz, mit dem wir uns in den Bereichen Produktdesign, Visuelle Kommunikation, Styling und Interior Design bewegen. Ein zentrales Thema in unseren Projekten ist die Auseinandersetzung mit Farbe und Materialität und die Neugier Marken und ihre Geschichten kennenzulernen und gemeinsam mit unseren Kunden spannende Projekte zu entwickeln.
Dabei helfen uns die unterschiedlichen Perspektiven der Gestaltungsbereiche, in denen wir arbeiten. Der Blick auf die Marke, auf die Kollektionen, die Produkte und deren Inszenierung vom Bild über den POS, Messen und im Interior Design. Wir versuchen die Marken zu verstehen und in unseren Entwürfen eine Symbiose aus deren Stärken und unseren Gestaltungsansätzen zu schaffen – so entstehen neue und eigenständige Projekte.
Was ist euch bei einer Designkooperation besonders wichtig?
Für uns ist es besonders wichtig, ein gemeinsames Verständnis von Design, Qualität, der Liebe zum Detail und nicht zuletzt eine stete Neugier zu haben. Durch ein wertschätzendes und partnerschaftliches Verhältnis mit unseren Kunden entsteht der Freiraum für Kreativität und das Potenzial etwas Besonderes zu erschaffen.
Wie war eure Herangehensweise?
In vielen Bereichen unserer Arbeit geht es neben den Funktionen auch um die Inszenierungen von Produkten, Objekten und Räumen. Blicke zu leiten, einen Zugang zu schaffen sowie Emotionen zu wecken. Die Fotografie und der Dialog von Fotografie und Rahmen hat dazu viele Parallelen. Auf den ersten Blick scheint es eine banale Aufgabenstellung zu sein, Rahmen eine Farbe zu geben. Allerdings sind es die kleinen und großen Wechselwirkungen zwischen Rahmen und Bild und nicht zuletzt dem umliegenden Raum, die die Aufgabe sehr anspruchsvoll gemacht haben.
Wie in den meisten Projekten beginnen wir mit einer Recherchephase. Diese kann sowohl auf der theoretischen wie auf der praktischen Ebene stattfinden. In unserem Projekt mit WhiteWall haben wir uns die Geschichte der Rahmen angeschaut. Wir sind es eher gewohnt, dass der Rahmen heute eine zurückhaltende Funktion hat und dem Werk den größtmöglichen Raum zur Entfaltung bietet.Vor diesem Hintergrund war es spannend zu lesen, dass zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert die Rahmen oft vor dem Werk gestaltet wurden und dann ein passendes Werk dazu geschaffen wurde.
„Es entsteht ein eigenständiges Gesamtwerk – eine Symbiose mit einer wechselseitigen Beziehung […]. Mit unserer Design Edition bringen wir diesen Gedanken wieder in einen zeitgenössischen Kontext.“
Eva Marguerre und Marcel Besau, Designer:innen
Das ist ein anderes Verhältnis zwischen Rahmen und Werk. Es entsteht ein eigenständiges Gesamtwerk – eine Symbiose mit einer wechselseitigen Beziehung bei der scheinbar die Initialen des Rahmenbauers und des Künstlers zusammen auf dem Werk zu finden waren. Mit unserer Design Edition bringen wir diesen Gedanken wieder in einen zeitgenössischen Kontext. Wir wollen verschiedene Personengruppen mit den drei Farbwelten ansprechen und nicht überfordern: Grün nimmt sich zurück, Purpur ist kräftig und laut, Gelb ist eher Trend, aber zeitgemäß. Unsere Arbeit mit Farbe ist intuitiv.
Zudem haben wir die Farben auf verschiedene Fotografie-Genres getestet (Reise- und Naturfotografie, Architektonische Fotografie, Kunstfotografie, Schwarzweißfotografie, Porträts). Die Rahmen sollen Aufmerksamkeit erzeugen, Geschichten erzählen. Rahmen und Bild sollen miteinander interagieren und Blickführungen durch ihre Farbigkeit verändern. In der letzten Phase überprüfen wir alle Aspekte (technische Prüfung/Handwerk/Feinabstimmung) in ihrem finalen Zusammenspiel.
Hat Fotografie einen Stellenwert in eurem alltäglichen Business? Gibt es Berührungspunkte zur Fotografie?
Die Fotografie ist Teil unserer alltäglichen Arbeit. Wir suchen nach Motiven, arbeiten mit Stylist:innen und Fotograf:innen zusammen, machen eigene Shootings und 3D-Visualisierungen. Bilder sind auch ein Ersatz in einer zunehmend digitalen Welt für das reale, haptische Erleben. Kunden sind es mittlerweile gewohnt, Produkte über Bilder zu bewerten.
Die Fotografie hat daher einen großen Einfluss auf unsere Arbeit, inspiriert uns und ist Teil derselben. Im Verlauf unserer Tätigkeit haben wir einen intuitiven Blick für Bilder bekommen und stellen uns Fragen wie: Was transportiert ein Bild? Welche Blickrichtung gibt es im Bild? Welche Wertigkeit wird über ein Bild im Raum vermittelt? Wie lenkt man die Blicke auf das Produkt? Denn Bilder haben einen großen Anteil und einen erheblichen Einfluss auf die Stimmung in einem Raum.
Welche Farbwelt innerhalb der Rahmenkollektion ist euch am wichtigsten, welche Farbwelt sagt euch persönlich am besten zu?
Eva Marguerre: Die drei Farbwelten haben Komplexität und es gibt viele Variablen, die für verschiedene Motive möglich sind. Persönlich ist die gelbe Farbwelt mein Favorit, da Gelb für Leichtigkeit und Luftigkeit steht. Diese Variante zieht auch bei uns zu Hause ein.
Marcel Besau: Alle drei Farben sind sehr schön, insbesondere mit Schwarz-Weiß-Fotografie gefällt mir die grüne Farbwelt. Zudem bietet der Konfigurator alle Möglichkeiten zur Visualisierung. Amateure und Hobbyfotografen können hier selbst kreativ werden – eigene Haltung und Inszenierung zum Werk. Sicherlich muss sich die individuelle Farbfindung entwickeln, bevor es zur Bestellung kommt. Dies setzt aber ein gewisses Maß an Entscheidungsfreudigkeit und Mut voraus.
Für welche Art von Fotografie eigenen sich die Farben? Kann man jede Farbwelt für jedes Bild auswählen?
Die Fragen können wir nur zum Teil beantworten, da der Kunde das Werk fertigstellt. Es entstehen unterschiedliche Dialoge zwischen der Art des Bildes und der Farbe des Rahmens. Es besteht immer eine Wechselwirkung. Jede Komposition geht eine andere Verbindung ein. Das ist gerade das Spannende.
Wie seid ihr auf den Farbverlauf für die Rahmen gekommen?
Das war ein längerer Prozess. Der indirekte Auslöser war die Auswahl der Farbverläufe. Wir sind von folgendem ausgegangen: ein Rahmen hat vier Seiten. Zerlegt man den Rahmen, kommt man auf vier einzelne Holzleisten. Daher gab es zuerst die Idee, mit vier verschiedenen Farben zu arbeiten. Dann hatten wir aber Bedenken, dass es die Kunden überfordert bzw. zu schwer ist, die richtige Wahl zu treffen. Daraus entstand die Idee, sich etwas „zurückzunehmen“. Das Ergebnis: die nun entstandenen Farbwelten, nicht zu laut und mit harmonischen Kontrasten.
Im letzten Schritt wählten wir dann intuitiv die Farben aus – beeinflusst auch von verschiedenen Betrachtungsweisen wie des Produktes, Licht und natürlich Kunst.
Interessiert ihr euch persönlich für Fotografie und was ist euer Anspruch bei Bildern?
In aller erster Linie ist unser Anspruch die Qualität – und die sehen wir mit den Premium Produkten und dem Anspruch von WhiteWall mehr als erfüllt.
Habt ihr Tipps wie man diese Designedition aus Design(er)-sicht in Szene setzt? Passt die Designedition auch für bestehende Hängungen?
Das ist individuell zu sehen. Es ist immer ein kreativer Prozess, sich das Ergebnis vorzustellen. Der Rahmen tritt in den Dialog mit dem Bild.
Habt ihr auch schon eine Design Edition in eurem Showroom?
Ja, die Großformate sind gerade angekommen.