Bis zum 19. Februar 2023 können Besucher:innen in Olten etwas andere Porträts von Donald Trump, der Queen und Kim Kardashian besichtigen. Dort zeigt das IPFO Haus der Fotografie die Ausstellung der britischen Fotokünstlerin Alison Jackson – und der Titel „Fake Truth“ ist Programm.
Ist sie es oder ist sie es nicht? Diese Frage stellt sich etwa angesichts einer lächelnden Lady Di, die neckisch den Mittelfinger in die Kamera reckt. Und auch wenn schnell klar wird, dass der Ausstellungstitel „Fake Truth“ wortwörtlich zu nehmen ist, büßen die Aufnahmen nichts von ihrem Charme ein. Alison Jackson hat die Bilder inszeniert, indem sie mit Doppelgänger:innen von Marilyn Monroe, John F. Kennedy und Königin Camilla gearbeitet hat. Die Werke zeigen Situationen, die wir uns alle schon einmal vorgestellt, aber eben noch nie gesehen haben. Die international vielfach ausgezeichnete britische Künstlerin porträtiert unter anderem die royale Familie ganz privat, Barack Obama in einer Raucherpause und Bill Gates vor seinem neuen Mac von Apple.
Unterstützt von einem Team professioneller Lookalikes und mit enormem Produktionsaufwand inszeniert Jackson ihre Fotografien. Viel entsteht in Studioarbeit, mitunter geht sie aber auch auf die Strasse und lässt das Ganze mitfilmen, etwa wenn sie mit einem Double des letzten US-Präsidenten Donald Trump und einer Horde leicht bekleideter Models vor den Trump Tower in New York zieht und einen Menschenauflauf verursacht. Kaum jemand ist vor ihr sicher, Boris Johnson und Wladimir Putin haben ebenso ihren Auftritt wie Brangelina und Marilyn Monroe.
Mit der Kamera und pikanten Szenen rückt Jackson unserer Celebrity-Kultur zu Leibe, die ebenso sehr von der Darstellungssucht ihrer Protagonisten lebt wie von unserer Obsession mit ihnen und die letztlich Phänomene wie Donald Trump überhaupt erst möglich gemacht hat. Ihre Arbeiten stehen dabei eindeutig in der grossen Tradition britischen Humors, in der schon immer klar war, dass geschmackvolle Zurückhaltung keine Kategorie von bissiger Satire ist.
Kritik an der Promi-Kultur
Jackson sieht ihre Aufgabe aber nicht in der offensichtlichen Kritik an dieser oder jener Berühmtheit. Ihre Inszenierungen wagen auch nicht den Versuch, die „Wahrheit“ der Promi-Kultur zu entlarven. Für sie ist die Promi-Kultur an sich obszön. Eine Kultur, die scheinbar immun gegen offensichtliche Kritik ist. Durch die Gratwanderung von Vorstellbarem und Abstrusem verdeutlichen Jacksons Fotografien, dass es keine Inszenierung mehr gibt. Die Fotografien zeigen eine Kultur, die durch das Ende der Privatsphäre und die ständige Nähe definiert ist, in der alles offenbart und gezeigt werden muss. Eine Welt, in der alles vorstellbar ist.
Vor dem Hintergrund von Schlagworten wie „alternative Fakten“ und „post truth“ spielen Alison Jacksons inszenierte Fotografien auf jeder Etage des IPFO geschickt mit unserer Erwartungshaltung und unserem Hunger nach Enthüllung. Was sich unsere durch Reality-TV und Homestorys geprägte Fantasie ausmalt, treiben ihre Bilder auf die Spitze. Sie geben einen grellen Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn nur lange genug „Fake News“ gerufen wird: Am Ende glaubt man alles oder überhaupt nichts mehr.
Rund 75 der grossformatigen Prints, ergänzt um zahlreiche Videoarbeiten, sind ab dem 11. November in Olten zu sehen. Auch dabei sind weltberühmte Werke wie ein Familienselfie mit der Queen, Lady Di mit ausgestrecktem Mittelfinger und Donald Trump im Clinch mit Miss Mexiko.
„Fake Truth“ von Alison Jackson
Von 11. November 2022 bis zum 19. Februar 2023
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 14.00–18.00 Uhr,
Samstag und Sonntag 11.00–17.00 Uhr
IPFO Haus der Fotografie, Kirchgasse 10, 4600 Olten, Schweiz
https://www.ipfo.ch/
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