Im Diözesanmuseum Paderborn schaffen die Künstler:innen Barbara Klemm und Christoph Brech derzeit einen experimentellen Erfahrungsraum. Dafür vereint die Sonderausstellung „SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech“ Fotografie, Videokunst und historische Exponate auf einzigartige Weise.
Zarte Wolkenstudien und Dirigentenportraits treffen auf raumhohe Videos, in denen sich feine Lichtbündel zu Klangwolken formen. Trapezkünstlerinnen turnen vor der Ruinenkulisse Rostocks und zugleich zwischen den güldenen Engeln eines barocken Festaltares. Monde schimmern über Wellen und Wolken am Horizont, wandern von Amselstimmen begleitet über den nächtlichen Himmel oder verwandeln sich in eine Mondsichelmadonna aus der Zeit der späten Gotik.
Mit Barbara Klemm und Christoph Brech verwandeln zwei außergewöhnliche Künstler:innen das Diözesanmuseum Paderborn in einen Ort, der Kunst neu erfahrbar macht. Im Zusammenspiel zwischen Fotografie, Videokunst und historischen Schätzen der eigenen Sammlung wird das Diözesanmuseum Paderborn zum experimentellen Erfahrungsraum. Besucher:innen können in diese Welt bis zum 9. Oktober 2022 in der Sonderausstellung „SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech“ eintauchen.
Der Kontrast könnte kaum größer sein: Barbara Klemm, deren „Bruderkuss“ von 1979 heute eine Ikone ist, arbeitet grundsätzlich analog und in kleinformatigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen im Format 30 x 40 cm. Christoph Brechs digitale Bild- und Video-Kunst ist dagegen großformatig, von ausgewogener Farbigkeit und begleitet von subversiven Sounds. In Paderborn nutzen beide die offenen und nach oben aufstrebenden Galerien des musealen Großraumes zu einem furiosen Dialog ihrer Werke. Auch ausgewählte Sammlungsstücke des Museums werden mit einbezogen und lassen einen faszinierenden Dreiklang entstehen.
Das Verborgene sichtbar machen
Beide Künstler:innen haben für ihren Paderborner Dialog besondere Werke ausgewählt und auch neue geschaffen. Barbara Klemm ist vielen als die Grand Dame der politischen und gesellschaftlichen Fotografie vertraut. Jahrzehntelang hat sie für die FAZ das Weltgeschehen mit der Kamera eingefangen. Auch ihre sensiblen Aufnahmen von Menschen in aller Welt sind durch zahlreiche Ausstellungen bekannt.
In Paderborn aber richtet sie ihren unverwechselbaren Blick auf Skulpturen und Skulpturenfragmente, auf Menschen im Museum, Friedhöfe oder Landschaften und antwortet damit auf Christoph Brechs detailreiche, oft hintergründige Bildkompositionen – meist in überraschendem Gleichklang, mitunter jedoch auch in faszinierendem Kontrast. Brech begibt sich für diesen Dialog auch mal ins kleine Format oder auf das Gebiet der Grafik.
Das Vermögen, im scheinbar Alltäglichen das Besondere zu erblicken, verbunden mit einer sensiblen, teilnehmenden Sicht auf ihre Motive, ist ein herausragendes Charakteristikum der Fotografin Barbara Klemm und des Foto- und Videokünstlers Christoph Brech. Für die Ausstellung im Diözesanmuseum haben sie zahlreiche ihrer bislang wenig bekannten oder noch gänzlich unbekannten Werke ausgewählt – einige auch neu geschaffen. Im Blick der beiden erweitert sich auch die Wahrnehmung der ausgewählten Exponate des Diözesanmuseums um neue Perspektiven und Bedeutungen.
Begleitprogramm zur Ausstellung
Die Ausstellung wird von einem museumspädagogischen Angebot begleitet: Neben Führungen für Erwachsene, Familien, Jugendliche, Kinder und Schulklassen stehen kreative Fotokurse für Jung und Alt auf dem Programm. Die beliebte Reihe „Dialoge im Museum“ wird unter dem Titel „Rück-Sichten: Inspiration – Natur – Medium“ weitergeführt.
Auf die Kleinen warten die neugierige Handpuppe Amadeus und seine Freundin, die Theaterpädagogin Luisa Roensch. Sie zeigen Kita-Kindern ihre liebsten Fotos, Videos und Skulpturen in der Ausstellung. Unter dem Titel „So gesehen, Baby!“ haben Eltern mit ihren Babys unter einem Jahr die Ausstellung bei Kurzführungen ganz für sich allein.
„SO GESEHEN – Barbara Klemm · Christoph Brech“
Vom 21. Mai bis zum 9. Oktober 2022
Öffnungszeiten: Di – So 10.00 bis 18.00 Uhr, jeden ersten Mittwoch im Monat bis 20 Uhr, montags geschlossen
Erzbischöfliches Diözesanmuseum Paderborn, Markt 17, 33098 Paderborn
https://dioezesanmuseum-paderborn.de/sogesehen/