Mit der Ausstellung „Überlagerungen“ gibt das Haus am Waldsee Einblick in das Schaffen von Thomas Florschuetz, der als einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen Fotografie gilt. Die Werkschau dauert bis zum 28. August 2022.
Für die Ausstellung hat das Haus am Waldsee eine pointierte Auswahl verschiedenster Werkgruppen getroffen, die vorwiegend aus den vergangenen zehn Jahren stammt. Florschuetz‘ Werk umfasst zahlreiche, von sehr unterschiedlichen Sujets und Themen geprägte Serien. Der Fokus seiner Arbeit liegt auf dem Blick und der Form der Umsetzung und weniger auf der inhaltlichen Wiedergabe. Das intuitive Moment bei der Erfassung der jeweiligen Bildgegenstände und Szenarien spielt dabei die wesentliche Rolle.
Thomas Florschuetz, geboren 1957 in Zwickau, entwickelt Projekte und Bildvorstellungen auf Grundlage seines Interesses an der ständigen Veränderung von Körpern und Räumen unter den Prämissen von Licht und Zeit. Seine Fotografien sind bildliche Ausschnitte jenes permanenten Wandels, an dem die authentischen Bedingungen des Mediums Fotografie frei von jeglicher digitaler Manipulation stets mitwirken.
Versatzstücke weltbekannter Architekturen
Ab der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre entstanden umfangreiche Serien, wie die „Blumenstücke” und mit „Multiple Entry”, einer Langzeitbeobachtung eines Fensters in seiner damaligen Kreuzberger Atelierwohnung, eine Öffnung hin zu Elementen und Formen von Architektur sowie öffentlichen und urbanen Räumen. Hieran anknüpfend fertigte er vielbeachtete, meist großformatige Fotografien an, die Versatzstücke von zum Teil weltbekannten Architekturen zeigen und als zentraler Ausgangspunkt der Ausstellung dienen: Vom ehemaligen Palast der Republik in Berlin über Bauten von Louis Kahn in Ahmedabad und La Jolla bis hin zu Gebäuden von Oscar Niemeyer in Brasília oder Le Corbusier in Chandigarh und Ahmedabad.
In einer neueren Werkgruppe „Elephant’s Breath” setzt sich Florschuetz mit der kontrovers diskutierten Demontage des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem auseinander. Seine jüngsten Arbeiten befassen sich mit dem Sítio Roberto Burle Marx in der Nähe von Rio de Janeiro.
Das Faszinierende an der Fotografie ist für Florschuetz ihre Komplexität und damit ihre Fähigkeit, die Dinge zu erfassen, abzubilden und gleichzeitig über diesen rein abbildenden Aspekt hinauszuweisen. Ein und derselbe Gegenstand vermag es, bei jedem weiteren Blick seine Erscheinung zu verändern und sich auf neue Weise in unsere Vorstellung einzuprägen. Das zeigt etwa die seit 2013 entstandene Serie „Glas/Wasser”, in der wie schon bei den frühen Fensterbildern die permanente Veränderung und Erscheinung ein und desselben Gegenstandes in meist mehrteiligen Arbeiten untersucht wird.
Formalästhetische Prozesse
Zum Einsatz kommen klassische künstlerische Strategien: Von der Auseinandersetzung mit Innen- und Außenraum, über Licht, Raum und Zeit sowie Bewegung, Fragmentierung und Verschränkung, bis hin zu ausgeklügelten Arrangements der Fotografien im Ausstellungsraum. Veränderung im Allgemeinen, formale Überlagerungen im Besonderen, dabei unentwegt formalästhetische Prozesse offen zu legen und neue Denkräume zu erschließen, bezeichnen wesentliche Kriterien der Arbeitsweise von Thomas Florschuetz. Der Fotograf wurde mit dem Dorothea-von-Stetten-Kunstpreis ausgezeichnet und ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste, er gilt als einer der wichtigsten Vertreter zeitgenössischer Fotografie.
Thomas Florschuetz: „Überlagerungen“
Vom 20. Mai bis zum 28. August 2022
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, Montag geschlossen
Haus am Waldsee – Internationale Kunst in Berlin, Argentinische Allee 30, 14163 Berlin
www.hausamwaldsee.de