Fotofans aufgepasst: Am 29. Juni 2022 startet der 10. Oberstdorfer Fotogipfel. Neben spannenden Workshops stehen auch zahlreiche sehenswerte Ausstellungen auf dem Programm. Wir stellen euch unsere Highlights vor!
„BERGE 2.0“ lautet das Motto des diesjährigen Oberstdorfer Fotogipfel, der vom 29. Juni bis zum 3. Juli 2022 stattfindet. Dementsprechend dreht sich auch bei den Ausstellungen alles um die Berge und ihre Bewohner:innen, zerklüftete Landschaften und ihre Natur. In Oberstdorf zeigen renommierte Fotograf:innen in diesem Jahr ihren Blick auf nahe und ferne Gipfel, setzen sich fotografisch mit dem Heimatbegriff auseinander und nehmen die Besucher:innen mit zu Bergabenteuer aus der Vergangenheit.
AUSSTELLUNGEN
Mit einer Ausstellung beim 10. Oberstdorfer Fotogipfel vertreten sind:
Norbert Rosing (Zen Mountain), Friedrun Reinhold (Heimat), Michael Martin (Terra – Berge der Welt), Florian Wagner (World Wide Waters), Ulla Lohmann (Wenn die Erde Feuer spielt), Christian Geisler (Sissi, ein Leben zwischen Berg und Tal), Dominik Verhulst (White Mountain), Oliver Richter (24 Hours), Michael Guthmann (Oberstdorfer Panoramen), Tom Hegen (The swiss pass series – The crater series), Bernd und Manuela Ritschel (Alpengletscher – eine Hommage), Albrecht Voss (Modern Alpine Architecture), Joachim Baldauf (Weam keasch Du nochad?), Michael Agel (Sagen und Mythen der Berge), Andreas Klein (Traumtrekking – Trekkingtraum), Bergabenteuer in Bildern seit 1877, Profifoto New Talent Award
Norbert Rosing: „Zen Mountain“
Auf dem Gipfel des Nebelhorns präsentiert der fotografische Schirmherr Norbert Rosing seine Werke zum Thema „Zen Mountain“ in einer Outdoor-Fotoinstallation. Seine „Herzensbilder“ entsprechen im Kern der Zen-Kultur der Stille, die gleichzeitig für Einfachheit, schlichte Eleganz, Natürlichkeit und innere Verbundenheit mit der Natur steht.
Für alle Zen-Künste galt und gilt, dass man lernen muss wegzulassen. Der Praktizierende lernt zu sehen, was zum Wesen der Dinge gehört und was überflüssig ist. So wie in Norbert Rosings Fotografien sind klassische Motive des Zen Pflanzen, Bäume, Landschaften, Menschen und Tiere. Der typische Zen-Stil ist geprägt durch klare Kompositionen und einfache Formen. Die Ästhetik des Zen steht für Reduktion und Einfachheit, Natürlichkeit und Naturverbundenheit und soll zur Einsicht in die Schönheit des Seins inspirieren.
Das Höchste im Zen ist aber immer die direkte Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks, an dem Norbert Rosing die Betrachter:innen seiner Bilder auf einzigartige Weise teilhaben lässt. In seinem Gesamtwerk zeigt uns Rosing Seelenlandschaften aus erhabenen Felsformationen, zerklüfteten Canyons und weiten Wüsten, Orte, an denen Körper und Geist zur Ruhe kommen, die Seele schweben kann. Seine Inspiration findet er beim amerikanischen Großmeister der Schwarzweiß-Fotografie, Ansel Adams. Landschaften, die gewöhnlich in Farben schwelgend abgebildet werden, zeigt der namhafte Naturfotograf virtuos inszeniert in einem ausgewogenen Spiel von Schwarz, Weiß und Grau.
Mit dem Blick und dem Gefühl für besondere Stimmungen sowie der Leica M Monochrom im Gepäck hat er Augenblicke in der Natur gesucht, gesehen und großartig in Szene gesetzt.
Joachim Baldauf: „Weam keasch Du nochad?“
„Zu wem gehörst du?“ oder auf allgäuerisch eben: „Weam keasch Du nochad?“ Dieser Frage sind 14 Studierende der Hochschule für Künste Bremen nachgegangen. Gemeinsam mit den Modedesign-Professorinnen Ursula Zillig und Dorothea Mink machten sie sich dafür auf ins Oberallgäu. Vor Ort wurde die an der Hochschule entstandene Mode von den Studierenden direkt und partizipativ im örtlichen Geschehen und in der Natur gestylt und fotografiert. Die Mode auf den Fotos entstand innerhalb der vergangenen zwei Jahre in Kursen und Projekten unterschiedlicher Semester – vom Erstsemesterworkshop bis zur Abschlussarbeit.
Nach zwei Jahren der extremen Vorsicht, mit Angst vor Berührung und Nähe, als auch der Limitierung des Bewegungsradius, wurden Sehnsuchtsorte, Begegnungen mit und in der Landschaft erkundet und in visuelle Botschaften überführt. Wie zeigt sich ein zeitgemäßer Umgang mit dem scheinbar Selbstverständlichen, scheinbar Vertrautem?
Joachim Baldauf, international renommierter Modefotograf und gebürtiger Allgäuer, begleitete die Studierenden mit den Professorinnen beim Prozess der Ideenfindung und in der Umsetzung im Allgäu. Er selbst hat zusätzlich ein eigenes fotografisches Thema im Nord-Süd-Dialog eingebracht. Inhaltlich reflektieren die entstandenen Arbeiten aktuelle Entwicklungen, die einladen, junge ästhetische und kulturelle Werte und Positionen zu erkunden. Zu sehen ist die Ausstellung im Saal Breitachklamm im CEWE Haus der Fotografie.
Michael Martin: „Terra – Berge der Welt“
Michael Martin gehört zu den bekanntesten Fotografen Deutschlands. Seine Vorträge haben ihn berühmt gemacht, aber er hat auch über 30 Bücher veröffentlicht und viele Fernsehfilme über seine Reisen produziert. Nachdem er im Jahre 1981 zum ersten Mal mit einem Mofa in die Sahara gefahren war, ist er in den 80ern ausschließlich in der größten Wüste der Erde unterwegs gewesen. In den 90er Jahren lernte er dann auch die anderen Wüsten Afrikas kennen, bevor er im Jahre 2000 das enorm aufwändige Fotoprojekt „Die Wüsten der Erde“ anging.
Zehn Jahre später begann er die Eis- und Kältewüste der Erde zu bereisen, seit 2017 widmet er sich seinem bislang größten Projekt, einem Porträt des Planeten Erde. Michael Martin hat sich seine Themen immer selbst gesucht und dann mit eigenen Mitteln umgesetzt. Oft war das Motorrad sein Reisefahrzeug, aber es kamen auch Geländewägen, Schiffe, Flugzeuge und Motorschlitten zum Einsatz. Nach den jeweiligen Reisephasen steckte Michael Martin auch immer viel Mühe in die Ausarbeitung seiner Veröffentlichungen.
So kommt bei seinen Multivisionen sorgfältig ausgesuchte Musik zum Einsatz, zu der die Bilder perfekt synchronisiert werden. Bei der Gestaltung seiner Bildbände setzte er auf große Formate, ein klares Design und ein besonderes Lithoverfahren. Auch bei den Fernsehfilmen ging Michael Martin seinen eigenen Weg. Er produzierte diese selbstständig und verkaufte dann Lizenzen an die Sender. Michael Martin ist es in den vierzig Jahren seiner Tätigkeit als Fotograf und Vortragsreferent gelungen, ein spannendes Reiseleben mit groß angelegten Tourneen und einem normalen Leben in München zu kombinieren.
In der Ausstellung „Terra – Berge der Welt“ entführt Martin die Besucher:innen an die entlegensten Orte der Welt und zeigt ihnen die Schönheit der Gipfel von den Anden bis zur Arktis. Seine Bilder werden als Outdoor-Fotoinstallation in der Wandelhalle im Kurpark ausgestellt.
Friedrun Reinhold: „Heimat“
Heimat ist viel mehr als ein Gefühl und kann so vieles sein: ein Ort, eine Region, eine Landschaft, bestimmte Menschen, Gerüche, das Gefühl von Geborgenheit, eine Sprache, ein Dialekt, besondere Perspektiven und Erinnerungen an etwas Vertrautes. Der Fotograf Friedrun Reinhold hat sich intensiv mit dem Heimatbegriff auseinandergesetzt und im April 2022 eine Woche lang in und um Oberstdorf Menschen aus dem Allgäu in regionaler Tracht fotografiert.
Für die Allgäuer:innen ist klar, Heimat ist für sie: „Die Natur, die Berge, die Menschen und die Kühe.“ Und Reinhold stellt fest, dass man sich hier nicht so wichtig nimmt, sondern das Leben entspannt angehen lässt und die vielen regionalen Besonderheiten genießt. Die Heimat werde nach einigen Jahren in der Fremde wieder neu entdeckt und dann noch mehr geschätzt und geliebt als zuvor.
Diese Aspekte finden sich auch auf seinen Bildern wieder. „Mir ging es um eine schöne Sicht auf Mensch und Landschaft, eine traditionelle Ästhetik und eine sichtbare Verbundenheit der Personen mit der Umgebung. Als Fotograf durfte ich sehr viele Länder unseres Planeten kennen lernen und war jahrelang mit meinen Kameras mehr im Ausland als in Deutschland unterwegs. Auch das hat meinen Blick geprägt. Mir ist Oberstdorf über die sympathischen Begegnungen mit den porträtierten Menschen sehr viel näher gekommen“, erläutert der Fotograf. Und so ist gute Kontakt zu interessanten Personen für ihn immer wieder der Schlüssel zu einer Region. Wer nun neugierig geworden ist, kann die „Heimat“-Bilder als Outdoor-Fotoinstallation im Kurpark vor dem Oberstdorf Haus besichtigen.
„Mir ist Oberstdorf über die sympathischen Begegnungen mit den porträtierten Menschen sehr viel näher gekommen.“
Friedrun Reinhold, Fotograf
Profifoto New Talent Award
Zum Ausstellungsprogramm gehören auch mit dem renommierten Profifoto New Talent Award ausgezeichnete Fotoprojekte internationaler Fototalente. Der Wettbewerb wird zweimal jährlich von Canon und dem Magazin ProfiFoto in Kooperation mit WhiteWall, der Bildagentur laif und PHOTOPIA Hamburg ausgeschrieben. Die Bandbreite der vom New Talent Award prämierten Fotoprojekte reicht von Reportagen über intime Einblicke in prägende Erinnerungen der Fotograf:innen bis hin zu kritischen Blicken auf gesellschaftlich relevante Themen. Die 15 Gewinner:innen der aktuellen Ausschreibungen 21/1 bis 22/2 werden mit über 40 großformatigen Exponaten im Oberstdorfer Kunsthaus Villa Jauss präsentiert.
Neugierig, was sonst noch geboten ist? Weitere Infos zum 10. Oberstdorfer Fotogipfel findest du hier.