Chris Baker arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Astrofotograf. Er gewährt uns einen Einblicke in die Deep-Space-Fotografie und erklärt, wie er seine magischen Bilder von den Tiefen des Weltraums aufnimmt.
Kaum ein Fotogenre ist so speziell wie die Astrofotografie. Das gilt nicht nur für die Motive, sondern auch für die oft sehr teure und spezialisierte Ausrüstung, die dafür notwendig ist. Chris Baker beschäftigt sich seit 2001 intensiv mit der Astrofotografie. „Was ich tue, ist relativ anspruchsvoll, zeitaufwendig, eine ernsthafte Leidenschaft und sicherlich nicht billig“, gibt er zu. „Glauben Sie aber bitte nicht, dass Sie ein Observatorium auf einem Berg in Spanien, eine Ausrüstung im Wert von mehreren tausend Euro und viel Zeit brauchen, um den Himmel zu beobachten oder den Weltraum zu fotografieren. Gute Ergebnisse lassen sich auch mit bescheidener Ausrüstung und etwas Hingabe unter lichtverschmutztem Himmel erzielen.“
Baker hat aber nicht unseren Mond oder die Milchstraße im Fokus: „Ich fotografiere keine Objekte innerhalb unseres Sonnensystems, also zum Beispiel keine Planeten – ich fotografiere interstellare Objekte, die viel weiter entfernt sind. Diese sind einige hundert Lichtjahre bis zu über einer Milliarde Lichtjahre entfernt.“
Diese Art der Astrofotografie wird auch als Deep-Space-Fotografie bezeichnet. Für die Fotografie der bunten Nebel und fernen Galaxien hat Baker eine ganz besondere Leidenschaft entwickelt: „Das Licht ist durch das Universum gereist, über Tausende oder sogar Millionen von Jahren, um meine Kamera zu erreichen. Ich bin mit Leidenschaft und Hingabe auf der Suche nach einem herausragenden Foto. Dabei kann es sich um Nebel handeln, aus denen Sterne wie unsere Sonne entstehen, um eine gigantische Galaxie, die aus einer Billion Sterne besteht, oder um einen Stern, der spektakulär und in leuchtenden Farben zerfällt.“
Astrobilder einfangen ist Kunst
Die Astromotive, die Baker aufnimmt, sind thematisch wie auch von der kreativen Ausführung her atemberaubend. Gerade das ist seiner Meinung nach wichtig, um das Interesse der Betrachter:innen am Weltraum zu wecken. „Solche Bilder machen den Kosmos zugänglicher und bringen diese wundersamen, weit entfernten Objekte näher an unser Zuhause heran“, sagt der Fotograf. Dabei versucht er, das Interesse an der Astronomie durch seine kunstvollen Bilder zu wecken.
Das eigentliche Bild zu erstellen, kann mehrere Tage dauern: „Um die Daten zu erhalten, die ich für ein gutes Farbbild benötige, fotografiere ich durch drei, vier oder fünf Filter. Ich strebe meist eine Gesamtbelichtungszeit von bis zu 50 Stunden an, die sich über mehrere Nächte erstreckt.“
„Solche Bilder machen den Kosmos zugänglicher und bringen diese wundersamen, weit entfernten Objekte näher an unser Zuhause heran.“
Chris Baker, Astrofotograf
Deep-Space-Bilder aus einer einzigen Aufnahme gibt es so nicht, erklärt Baker: „Aus vielen Gründen ist es nicht möglich, eine einzige stundenlange Aufnahme zu machen. Daher wird die Aufgabe in überschaubare Abschnitte unterteilt, indem sogenannte Subframes aufgenommen werden. Dabei handelt es sich um Fotos mit Belichtungszeiten von Minuten und nicht von Stunden. In der Regel mache ich Subframes von jeweils 20 bis 25 Minuten, die ich über viele Nächte hinweg durch jeden Filter aufnehme. Jeden Morgen verwerfe ich die Bilder, die nicht perfekt sind. Unvollkommenheiten können aus verschiedenen Gründen auftreten: schlechte Sicht, ein Flugzeug oder ein Satellit, die eine Spur quer über das Bild hinterlassen, schlechte Fokussierung oder ein Softwarefehler.“ Solche Störer treten bei knapp 30 Prozent aller Bilder auf. Ist das der Fall, muss Baker weitere Aufnahmen machen, um das benötigte Material für sein Bild zu erhalten.
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