Der Tierfotograf und Autismus-Aktivist Alfie Bowen erzählt wie er zur Pferdefotografie kam und wie die Zeit mit Pferden und der Fotografie sein Leben verändert hat.
Text: Alfie Bowen, Übersetzung: Ben Kraus
In dem Projekt, mit dem ich in vor zwei Jahren begonnen habe, geht es um Verbindung: meine Verbindung zu Tieren und zur Kunstform der Fotografie, die Verbindung der Pferde untereinander und zum Land und unsere kollektive Verbindung zu unserem Land und unserer Welt. Meine Verbindung zu Tieren, die sich im Laufe meines Lebens entwickelt hat, um den Herausforderungen des Lebens mit einer Autismus-Spektrum-Störung zu entkommen, hat sich oft auf exotische Arten konzentriert – Zebras, Löwen, Giraffen und andere. Aber ich habe eine echte Liebe für die britische Flora und Fauna und für Pferde. Meine erste Begegnung mit Pferden hatte ich als Kind am Fritton Lake in Suffolk, wo ich zehn Minuten auf dem Rücken eines freundlichen Ponys verbringen durfte. Jedes Mal, wenn wir dort waren, ritten wir die gleiche Strecke, und wenn ich in den Sommerferien wieder im Sattel saß, strahlte ich von einem Ohr zum anderen.
Diese Sommerferien und die Erlebnisse mit den Tieren und der Natur waren eine willkommene, wenn auch viel zu kurze Flucht vor den schwierigen Tagen in der Regelschule, wo ich nicht von Schönheit, sondern von Dunkelheit umgeben war. Die Tyrannen, die meine emotionale Zerbrechlichkeit und meine sozialen Schwierigkeiten ausnutzten, schikanierten mich mit unerbittlicher Entschlossenheit. Tag für Tag, Monat für Monat war ich diesem Strom der Finsternis ausgesetzt, bis ich es nicht mehr aushielt und mich weigerte, die Sicherheit meines Zimmers länger als sieben Tage zu verlassen.
Pferde statt Schule: Wenn die Kamera Zuflucht bietet
Die Schule reagierte darauf, indem sie einen Teilzeitplan aufstellte – ich würde die Hälfte der Woche in der Dunkelheit der Schule verbringen und einen Tag in der Sonne. Die Sonne schien in Form eines Pferdepraktikums, bei dem ich den ganzen Tag damit verbrachte, Pferde und Ponys zu füttern, zu striegeln und ihnen ein Lächeln zu schenken. Die restlichen Tage verbrachte ich in der Geborgenheit meines Zuhauses. Eines Tages schlug meine Mutter vor, ich solle mit ihrer kleinen Kompaktkamera in den Garten gehen und versuchen, die Bienen und Schmetterlinge zu fotografieren – und schon war ich vom Fotofieber gepackt.
Ich fotografiere die Tiere, die mir in den dunklen Tagen des Jahres 2012 die dringend benötigte Zuflucht geboten haben.
Ich denke, mit diesem Projekt schließt sich der Kreis. Ich fotografiere die Tiere, die mir in den dunklen Tagen des Jahres 2012 die dringend benötigte Zuflucht geboten haben. Es war etwas ganz Besonderes, in den vergangenen 24 Monaten ihr Leben auf den Feldern von Suffolk, in den Bergen von Nordwales und unter den Bäumen des New Forest zu erforschen. In vielerlei Hinsicht war es ebenso eine Reise der Selbstheilung und Selbstfindung wie das Fotografieren der Pferde.
Es gibt nichts Schöneres, als diese Ponys in freier Wildbahn zu beobachten. Deshalb habe ich immer einen sicheren und respektvollen Abstand gehalten. Fotografiert habe ich ausschließlich mit der Nikon Z9 und den Objektiven Z 24–120 mm f/4 S, Z 100–400 mm f/4,5– 5,6 VR S und Z 70–200 mm f/2,8 VR S.
Wild Horses
Das zweite Buch von Alfie Bowen, Wild Horses, ist bei ACC Art Books erschienen. Es ist über www.alfiebowen.uk erhältlich, die exklusive Ausgabe erhält einen signierten Druck.
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