Konzeptionelle Fotografie, Dokumentarfotografie, facettenreiche Fotokunst – die Wiesbadener Fototage präsentieren vom 13. bis 28. August 2022 unter dem Motto „Unruhige Zeiten“ das Medium der Fotografie in seiner spannenden Vielschichtigkeit. 37 internationale Künstler:innen werden ihre Arbeiten zeigen, wir stellen sechs Werkreihen vor.
An sechs Ausstellungsorten in Wiesbaden werden die Werke der 37 Fotokünstler:innen zu sehen sein: Aktives Museum Spiegelgasse, frauen museum wiesbaden, Kunsthaus Wiesbaden, Kunstverein Bellevue-Saal, Rubrecht Contemporary und sam – Stadtmuseum am Markt. Ihre Arbeiten befassen sich nicht nur mit der Fotografie in all ihren Facetten, sondern untermauern auch deren ästhetische wie politische Relevanz und Brisanz. Um einen ersten Eindruck von der Unterschiedlichkeit und der Vielfalt der Positionen vermitteln, stellen wir sechs Werkreihen vor.
Der Ausstellungsparcours
Zu sehen sein werden unter anderem Arbeiten von Pang Hai (Beijing), die von den Unsicherheiten des Lebens in China berichten. Um einen Selbstmord geht es in seiner Serie „The Garden’s Crossroads“, um die Einsamkeit in der Stadt, um Anonymität, Entfremdung und Unordnung.
Die konzeptuelle Fotoserie „Synkope“ von Seb Agnew (Hamburg) erkundet das menschliche Gefühl der Orientierungslosigkeit im Kontext unseres alltäglichen Lebens.
Marc-Oliver Schulz‘ (Hamburg) Werkgruppe „Wassermasken“ stellt eine große Frage des fotografischen Mediums: Können wir unseren Augen trauen? Wie durch einen Zerrspiegel ist die Abwandlung ein und derselben Person zu verfolgen.
Laura Stromps (Berlin) Werkreihe „Origin“ hinterfragt, wie wir Menschen in Zukunft leben wollen. Sie zeigt uns technischen Fortschritt und seine Kehrseiten wie Entfremdung, Einsamkeit und die Flucht in das Virtuelle.
Spektakulär ist die Bildsprache Gabriele Galimbertis (Mailand), dessen Werkgruppe „The Ameriguns“ US-amerikanische Waffenfetischisten aufwendig inszeniert.
Wo Waffen sind, ist der Krieg nicht weit: Florian Bachmeiers (Schliersee) Fotografien aus der Ukraine bringen ihn direkt ins Bild. Seit Jahren fotografiert er das Leben der Menschen in der Ukraine, bis in die grausame Gegenwart.
Fotobuchausstellung und Festivalprogramm
Ergänzt wird der Ausstellungsparcours der Fototage durch eine Fotobuchausstellung im Kunsthaus. Präsentiert werden die 52 besten Fotobücher aus dem „Kassel Dummy Award 2022“. Dieser Award ist ein Wettbewerb für das beste unveröffentlichte Fotobuch des Jahres. 2022 wurden insgesamt 226 Bücher aus 32 Ländern weltweit eingereicht.
Ein vielfältiges Begleitprogramm, das inhaltliche Aspekte des Festivalthemas aus unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchtet, ergänzt die zentralen Ausstellungen der Fototage. Die Veranstaltungen werden von regionalen und überregionalen Projektpartnern unterstützt und dienen zugleich der Vertiefung des Kontakts zwischen den beteiligten Künstler:innen und dem Festivalpublikum.
Bereits im Vorfeld stimmt die Caligari Film Bühne mit der Reihe „Fotografie im Film“ auf die Fototage ein. Fünf Filme stehen vom 1. bis 21. Juli 2022 auf dem Programm, u. a. „Die Bilderkriegerin – Anja Niedringhaus“ oder „Dear Memories – Eine Reise mit dem Magnum-Fotografen Thomas Hoepker“.
Vorträge und Preisverleihung
Die zentrale Eröffnungsfeier der Wiesbadener Fototage findet am Samstag, den 13. August 2022, um 19 Uhr, im Kunsthaus Wiesbaden statt. Ein Höhepunkt des Abends ist die Verleihung des „Preis der Jury“. Sonntag, der 14. August 2022, steht ganz unter dem Motto „Talk: Fotografie“. Über den Tag verteilt, sprechen beteiligte Künstler:innen in den jeweiligen Ausstellungsorten über ihre Abeit und stellen sich den Fragen des Publikums.
Die Fotobuchausstellung im Kunsthaus ergänzt am Donnerstag, den 18. August 2022, ein Vortrag von Markus Schaden, einem der beiden Leiter des PhotoBookMuseum in Köln. In diesem Vortrag blickt Schaden auf die aktuelle Lage des Mediums Fotobuch und bietet spannende Ausblicke und Perspektiven aus dem PhotoBookMuseum.
„Was ist Fotografie?“ lautet der Vortrag von Dr. Christina Lebervon der DZ BANK Kunststiftung am Mittwoch, den 24. August 2022. Fotojournalismus zwischen Stagnation und Wandel ist das Thema des Vortrags von Dr. Felix Koltermann. Er beschreibt, wie sich der Fotojournalismus in unserer hyperkomplexen, extrem beschleunigten Welt, aktuell zu positionieren versucht (Do, 25.08.2022). Am Samstag, den 20. August 2022, haben die Wiesbadener Fototage die „Sektion Bild“ der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) zu Gast, die im Rahmen einer Abendveranstaltung offiziell den Otto-Steinert-Preis 2022 verleihen wird.