Vom 19. November 2022 bis zum 5. Februar 2023 sind im f³ – freiraum für fotografie in Berlin die Bilder von Tina Modotti zu sehen. Sie gilt als eine der schillerndsten Figuren der Fotografie-Geschichte.
Tina Modotti war Schauspielerin, Fotografin und Revolutionärin. 1896 wird sie als Assunta Adelaide Luigia Modotti Mondini im italienischen Udine in ärmlichsten Verhältnissen geboren. Bereits im Alter von zwölf Jahren muss sie als Näherin zum Unterhalt ihrer Familie beitragen. Mit gerade einmal 17 Jahren schifft sie sich, auf der Suche nach einem besseren Leben, in Genua in Richtung USA ein.
Nach Tätigkeiten in Textilfabriken und in der Filmbranche, lernt sie 1923 in San Francisco den bekannten Fotografen Edward Weston kennen, der sie in Kontakt mit dem Medium bringt. Angezogen von der revolutionären Aufbruchstimmung in Politik und Kunst zieht sie mit ihm, wie zahlreiche andere Intellektuelle und Künstler:innen, in den 1920er Jahren nach Mexiko. Die Begegnung mit dem Land prägt ihr Leben: Dort entsteht zwischen 1923 und 1930 ihr fotografisches Hauptwerk, sie hält dem Land einen Spiegel vor und identifiziert sich mit ihm sozial, politisch und kulturell.
Vorläuferin der „Photographie Humaniste“
Nach ersten Stillleben und Architekturaufnahmen entwickelt Modotti schnell eine eigene, parteiliche Fotografie, die sich – sozusagen als Vorläuferin der „Photographie Humaniste“ – für eine gerechtere Welt einsetzt: Sie fotografiert die arbeitende, arme Bevölkerung; wettergegerbte Hände, die einen Spaten halten; Bettler, die auf der Straße schlafen; sie dokumentiert die revolutionäre indigene Bewegung sowie Gewerkschafts- und Bauernversammlungen. Besonders oft fotografiert sie die Lebenssituation der Frauen und Kinder. Ihr Anspruch war es, mit ihren Bildern die Lebensrealität im Land aufzuzeigen. Ihre Aufnahmen der Arbeiterbewegung der 1920er Jahre sowie ihre Fotografien der internationalen Künstlerszene, die es nach der mexikanischen Revolution ins Land zog, sind historische Dokumente von unschätzbarem Wert. Zu Lebzeiten wurden ihre Fotografien in internationalen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht.
Doch es bleibt nicht bei der Dokumentation der gesellschaftlichen Umstände: 1927 tritt Modotti in die Kommunistische Partei ein. Gemeinsam mit ihrem Freundeskreis, zu dem unter anderem Frida Kahlo, Diego Rivera, Manuel Álvarez Bravo, Lotte Jacobi, Anna Seghers, Julio Antonio Mella und Pablo Neruda zählen, ist sie politisch aktiv. Wie viele andere linksgerichtete Emigrant:innen wird sie 1930, nach einem Attentat auf den Präsidenten Pasqual Ortiz Rubio, aus ihrer Wahlheimat ausgewiesen. Sie geht zunächst nach Berlin, dann Moskau und schließlich nach Spanien, wo sie während des Spanischen Bürgerkriegs in der Internationalen Roten Hilfe arbeitet und sich gegen den Faschismus engagiert. 1939 kehrt sie nach Mexiko zurück.
Tina Modotti war eine moderne Frau, die ihr Leben selbst bestimmte. In vielen Bereichen ihres facettenreichen Lebens und Schaffens nimmt sie eine Vorreiterrolle ein und prägt die frühe „Concerned Photography“ maßgeblich. In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1942 erliegt sie, im Alter von nur 46 Jahren, in einem Taxi einem Herzanfall.
„Tina Modotti – Revolution und Leidenschaft“
Vom 19. November 2022
bis zum 5. Februar 2023
Öffnungszeiten: Mi – So, 13 – 19 Uhr
f³ – freiraum für fotografie, Waldemarstraße 17, 10179 Berlin
www.fhochdrei.org