Mit der Alpha 7 IV hat Sony das unter ambitionierten Fotografen lang erwartete Nachfolgemodell der inzwischen drei Jahre alten Sony Alpha 7 III vorgestellt. Die Ausstattung kann sich sehen lassen: Mit 33 Megapixeln, sowie dem Bildprozessor und dem AF-System aus dem Sony-Flaggschiff Alpha 1 könnte die Neueinsteigerin auch als Zweitkamera für professionelle Sony-Fotografen interessant sein. Das Gehäuse der Alpha 7 IV wird für rund 2.800 Euro erhältlich sein. Wir hatten bereits Gelegenheit, die Alpha 7 IV in die Hand zu nehmen und zeigen euch ein paar erste Bilder aus der Praxis.
Neu entwickelter BSI-Sensor und der Prozessor aus der Alpha 1
Sony hebt die Sensorauflösung seiner Vollformat-Einstiegsklasse auf ein neues Niveau. Die Alpha 7 IV ist mit einem rückseitig belichteten BSI-Bildsensor ausgestattet, der jetzt gute 33 Megapixel auflöst. In Kombination mit der neuesten Generation des Bionz-XR-Bildprozessors soll die Sony nicht nur sehr detailreiche, sondern auch rauscharme Bilder bei schwachem Licht liefern. Das bestätigen die ersten Bilder aus unserem Praxistest. Dabei handelt es sich um JPEGs direkt aus der Kamera. Die Aufnahme des Cocktail-Glases bei ISO 4.000 zeigt kaum Bildrauschen. Zudem bleiben die Details in den kleinen Luftblasen erhalten. Insgesamt macht die Bildqualität des neuen Sensors einen richtig guten ersten Eindruck. Selbst die Aufnahme bei ISO 12.800 kann sich sehen lassen. Der erweiterte Empfindlichkeitsbereich liegt bei ISO 50 bis ISO 204.800.
Durch die bewegliche Lagerung des Sensors ist die Alpha 7 IV außerdem mit einer 5-Achsen-Bildstabilisierung ausgestattet. Die ermöglicht, laut Sony, um bis zu 5,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten. Im Praxistest waren vier Blendenstufen kein Problem. Wer ein ruhigeres Händchen hat, kann hier sicherlich noch länger aus der Hand belichten.
Die Alpha 7 IV erbt das AF-System des Profi-Flaggschiffs
Neben dem Prozessor übernimmt Sony auch das leistungsstarke Hybrid-Autofokus-System aus der Alpha 1. Der kombinierte Phasen- und Kontrast-AF basiert auf insgesamt 759 Messfeldern, die 94 Prozent der Bildfläche abdecken. Somit könnt ihr eure Motive auch bis weit an den Rand scharfstellen. Für professionelle Fotografen wird vor allem die Echtzeit-Tracking-Funktion ein spannender Aspekt sein. Damit ist die Alpha 7 IV durchaus auch für Sport- und Tieraufnahmen interessant. Mithilfe der Augenerkennung werden nicht nur Menschen, sondern auch Tiere erkannt. Dabei wurde die Erkennung jetzt auch auf Vögel ausgeweitet. Das gilt auch für Video-Aufnahmen. Die Erkennungsgenauigkeit für menschliche Gesichter und Augen wurde nach Angaben von Sony im Vergleich zur Alpha 7 III um rund 30 Prozent verbessert.
Starke Ausdauer im Serienbildmodus
Dass sich die Alpha 7 IV als gute Kamera für Action-Sequenzen eignet, belegen auch die deutlich gesteigerten Bildfolgen im Serienbildmodus. Sony belässt die Frequenz zwar bei zehn Bildern pro Sekunde, wie es schon bei der Alpha 7 III der Fall war, dafür sind jetzt über 1.000 unkomprimierte RAW-Bilder oder komprimierte RAWs + JPEG in Folge möglich. Damit das gelingt, hat Sony den XR-Bildprozessor mit zwei SD-UHS-II-Kartenschächten kombiniert, von denen einer sogar mit schnellen CFexpress-Karten vom Typ A bestückt werden kann. Einzig bei unkomprimierten RAWs + JPEGs gelingen nur rund 828 Bilder in Folge. Das wird in den meisten Fällen aber sehr wahrscheinlich völlig ausreichen.
Verbesserte Videofunktion, aber 4K60p nur mit Crop
Im Vergleich zur Alpha 7 III ist die Alpha 7 IV im Bereich Video in vielen Belangen besser aufgestellt. Das neue Einstiegsmodell filmt in 4K und kann das jetzt sogar mit 60p – allerdings mit einer Einschränkung. Die 4K60p sind nur im Super-35-Format möglich. Der Bildausschnitt wird also ungefähr auf das APS-C-Format gecroppt. Das dürfte für Video-Profis ein Manko sein. Gleichzeitig bedeutet der Crop-Faktor aber auch, dass hier ein 7K-Oversampling stattfindet und somit sehr scharfe und detailreiche Videoaufnahmen möglich sind. Bei allen anderen Format- und Frequenz-Kombinationen steht die volle Fläche des Vollformatsensors zur Verfügung. Bei 4K30p, bei Full HD und auch bei 120p-Zeitlupen in Full HD wird somit der gesamte Sensor ausgelesen.
Die Videos machen im Praxistest einen sehr guten Eindruck. Das wird unter anderem mit der gesteigerten Farbtiefe mit jetzt 10 Bit und der optimierten Farbunterabtastung von 4:2:2 zusammenhängen. Zudem hat Sony die Alpha 7 IV mit der S-Cinetone Farbfunktion ausgestattet, die ursprünglich für Sonys Cinema-Line-Kameras entwickelt wurde und für einen kinoreifen Look mit satten Farben sorgt. Laut Sony soll es durch die wärmeableitende Struktur der Kamera möglich sein, über eine Stunde lang kontinuierlich 4K60p 10-Bit-4:2:2-Videos aufzunehmen.
Darüber hinaus kann die Alpha 7 IV in Verbindung mit Sony-E-Objektiven mit speziellen AF-Funktionen im Video-Modus aufwarten. Dazu gehören neben dem „AF Assist“, der Fokusverlagerungen bei der Verwendung des Autofokus unterstützt, und der „Focus Map“-Funktion zur Visualisierung der Schärfentiefe auch erstmals eine ein- und ausschaltbare „Breathing Compensation“. Dabei wird das bei Filmaufnahmen als störend wahrgenommene „Focus Breathing“ minimiert, bei dem es durch Fokusänderungen zu einer Verschiebung des Bildwinkels kommen kann. Die neue Funktion soll das vermeiden.
Seitliches Schwenkdisplay und optimierter Sucher
Sony steckt die Alpha 7 IV in das Gehäuse der Alpha 1 und der Alpha 7S III. Beim 3,0 Zoll großen Monitor hat sich der Hersteller an der A7S III orientiert und das Touchdisplay an der linken Gehäuseseite aufgehängt. Damit lässt es sich um 180 Grad nach links schwenken sowie nach oben und nach unten kippen. Der elektronische Sucher löst mit jetzt 3,69 Millionen Bildpunkten rund 1,6-mal höher auf als noch beim Vorgängermodell. Die Bildfrequenz lässt sich bis auf 120 Bilder pro Sekunde erhöhen. In der Praxis hat der Sucher aber auch ohne die Boost-Funktion Aufnahme-Infos und Motive scharf und flüssig dargestellt.
Fazit zum ersten Eindruck der Alpha 7 IV
Sony ist mit der Alpha 7 IV eine erstklassige Allround-Kamera gelungen, die nicht nur Vollformat-Einsteiger, sondern dank des neuen Sensors und des leistungsstarken Prozessors auch Profis als Zweitkamera gefallen könnte. Durch die deutlich gesteigerte Bildfolge im Serienbildmodus, die Unterstützung von CFexpress-Karten, die optimierten Videofunktionen und nicht zuletzt durch das sehr schnelle AF-System mit Echtzeit-Tracking überzeugt die Alpha 7 IV im ersten Praxistest als wirklich sehenswerte Allrounderin zum fairen Preis.