Die Auszeichnung für das „Unicef-Foto des Jahres“ geht 2021 an den indischen Fotografen Supratim Bhattacharjee. Seine Aufnahme zeigt ein elfjähriges Mädchen, das nach einem Wirbelsturm in Indien vor den Trümmern ihres Tee-Shops steht. Damit verlor sie nicht nur ihr Geschäft, sondern auch die Existenzgrundlage für ihre fünfköpfige Familie. Das Bild zeigt laut Unicef „den Überlebenskampf von Kindern angesichts fortschreitender Umweltzerstörung und des Klimawandels“.
Mit dem internationalen Wettbewerb „Unicef-Foto des Jahres“ zeichnet Unicef Deutschland einmal im Jahr, und jetzt bereits zum 22. Mal, Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalist:innen aus, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren.
Das Siegerbild: Vom Untergang einer Hoffnung
Mit seinem Siegerbild „Vom Untergang einer Hoffnung“ erzählt der Fotograf Supratim Bhattacharjee die Geschichte des jungen Mädchens Pallavi. Als ein tropischer Wirbelsturm die Wassermassen im Ganges-Delta aufgewühlt hat, wurde Pallavis kleiner Tee-Shop auf der Insel Namkhana zerstört, der gleichzeitig die Existenzgrundlage für ihre fünfköpfige Familie war. Supratim Bhattacharjee traf das Mädchen 2020 einen Tag nach der Katastrophe. Dass ganze Dörfer weggespült werden, Inseln allmählich versinken, der Weg zur Schule durchs kniehohe Wasser führt, gehört zur leidvollen Erfahrung der Menschen in den Sundarbans, einer Küstenregion Indiens und Bangladeschs. Die fortschreitende Zerstörung der Mangrovenwälder, der Anstieg des Meeresspiegels und die Versalzung ehemaliger Süßwassergebiete nehmen den Familien ihre Lebensgrundlage. Allein in Asien und Afrika wachsen nach Unicef-Schätzung 530 Millionen Kinder in Überschwemmungs-Regionen auf.
Der zweite Preis: Ein kleiner großer Sieg über die Pandemie
Der zweite Preis geht an den indischen Fotografen Sourav Das für seine Reportage „Ein kleiner großer Sieg über die Pandemie“. Seine Bilder erzählen die Geschichte eines Lehrers, der während des Corona-Lockdowns ein ganzes Dorf in ein Freiluftklassenzimmer verwandelt hat. Millionen Mädchen und Jungen auf der Welt hatten durch Corona oft über Monate hinweg keine Möglichkeit auf Schulunterricht. Dank der Initiative des indischen Lehrers Deep Narayan Nayak, der die Schule in seinem Dorf kurzerhand ins Freie verlegt und die Wände der Häuser in Schultafeln verwandelt hat, konnten die Mädchen und Jungen weiterlernen. Der indische Fotograf Sourav Das hat Szenen aus dem Alltag dieser ungewöhnlich kreativen und liebenswerten Dorfschule eingefangen. Auf dem Höhepunkt der Lockdowns konnten laut Unicef 1,6 Milliarden Kinder nicht zur Schule gehen.
Der dritte Preis: Leben mit der Verletzung
Der irakische Fotograf Younes Mohammad wird für seine Serie über Kinder kriegsverletzter Väter mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Wenn der Vater keine Beine mehr hat, wenn ihm die Arme abgerissen worden sind – was bedeutet das für seine Kinder? Die kurdischen Mädchen und Jungen im Irak, die der Fotograf Younes Mohammad porträtiert hat, sind teils noch Babys. Für ein Kriegstrauma noch zu jung, für alle Zukunft aber begleitet durch die Geschichte ihrer Väter, die gegen die Terror-Truppen des „Islamischen Staats“ gekämpft haben, Opfer von Minen, Scharfschützen oder Gefechten geworden sind. Mohammad hat die große Kraft der Kinder festgehalten, mit dem Schicksal ihrer Familien umzugehen, die Behinderungen ihrer Väter anzunehmen, zu lieben und zu lächeln.
Eine Ausstellung mit allen prämierten Arbeiten ist bis Ende Januar im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin zu sehen. Anschließend werden die Fotoreportagen vom Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V. ausgestellt und sind ab dem 17. Februar 2022 für die allgemeine Öffentlichkeit im Willy-Brandt-Haus
zugänglich.
Link zum Wettbewerb:
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/foto-des-jahres/wettbewerb-2021