Der Titel „Photographer of the Year“ bei den Creative Photo Awards geht in diesem Jahr an den Portugiesen André Boto. Seine Aufnahme „The False Illusion“ rückt die Umweltverschmutzung in der Vordergrund. Auch ein deutscher Fotograf wurde beim Wettbewerb ausgezeichnet: Horst Kistner sicherte sich mit seiner Hommage an Edward Hopper den Sieg in der Kategorie „Open Theme“.
Bei den Creative Photo Awards, dem Wettbewerb für künstlerische und kreative Fotografie im Rahmen der Siena Awards, reichten Fotograf:innen aus 128 Ländern zehntausende Bilder ein. 17 Kategorien standen dafür zur Verfügung. Den Gesamtsieg sicherte sich in diesem Jahr der portugiesische Fotograf André Boto.
Zu seinem Bild sagt der Fotograf: „Umweltverschmutzung ist ein echtes Problem, das uns alle betrifft. Oft gibt es Versuche, dieses Problem zu tarnen oder kleinzureden. Große Industrieunternehmen und Machthaber versuchen, ein reales Problem zu verbergen, das Folgeerscheinungen mit sich bringt. Sie erwecken die Illusion, dass es sich um ein weit entferntes Problem handelt. Aber in Wirklichkeit sind wir schon heute damit konfrontiert und stehen vor der großen Herausforderung, es jetzt lösen.“
Gewinner:innen der Creative Photo Awards 2022
Abstract
In der Kategorie „Abstract“ gewann die mazedonische Fotografin Ana Joveva den ersten Platz mit dem Bild „Motherhood“. „Es gibt keine stärkere Beziehungsverbindung auf dieser Welt: Mutter, Mutterschaft, Kind, Frau. Jeder Tag, jeder Augenblick, Tag, Nacht. unendliche Emotionen mit tiefster Zärtlichkeit, Liebe und Liebe, Kraft und noch mehr Kraft. Wieder da, wo es passiert, wieder da, wo alles passiert“, erklärt sie zu ihrem Bild.
Food & Beverage
„Fish, You Can!“ lautet der Titel der Aufnahme, mit der sich der bulgarische Fotograf Yuliy Vasilev den Sieg in der Kategorie „Food & Beverage“ sicherte. Es ist eine Aufforderung, frische und unverarbeitete Produkte anstelle von Konserven zu verwenden.
Conceptual
In der Kategorie „Conceptual“ erzielte die spanische Fotografin Tania Barrenetxea mit „Swallow“ den ersten Platz. Die Zahl der Menschen, die mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen haben, ist im vergangenen Jahrzehnt stetig gestiegen. Ihr Bild entstand in einer Zeit, als sie mit Angstzuständen und einem alles verzehrenden Gefühl der emotionalen Überforderung zu kämpfen hatte.
Nature & Landscape
Der chinesische Fotograf Fenqiang (Frank) Liu gewann in der Kategorie „Nature & Landscape“ mit „Secret Garden“. Das Foto wurde im Kraft Azalea Garden in Florida aufgenommen und zeigt einen weißen Reiher, der von einer Eiche fliegt. „An einem Tag im Frühjahr 2020 hatte ich das Glück, den Silberreiher und die Eiche zu fotografieren, bevor die Stadt den Baum wegen seines schlechten Zustands entfernte. Die Eichenäste und das herabhängende spanische Moos umrahmten den Reiher, während ich darauf wartete, dass er abhob. Schließlich gelang es mir, diesen herrlichen Moment festzuhalten“, erzählt er.
Nudes
Der chinesische Fotograf Du Yi durfte sich gleich doppelt freuen, denn er gewann gleich in zwei Kategorien: Neben dem Sieg in der Kategorie „Nudes“ für „The Death of Marat“ ging auch der erste Platz in der Kategorie „Beauty“ an ihn – und zwar für seine Aufnahme „Heart-shaped Wing“. Zu „The Death of Marat“ sagt er: „Diese Hommage ist zweifellos spielerisch und ironisch gemeint, mit nur zwei gemeinsamen Elementen zum Original von Jacques-Louis David: dem Torso und der Holzkiste. Ein nackter Rücken, der in einer Holzkiste liegt, kein Gesicht und keine Hinweise sichtbar. Der namenlose Mann namens Marat steht im Gegensatz zum Marat von Jacques-Louis David, der mit dem Gesicht auf der Seite in der Badewanne liegt.“
Wedding
Das Bild mit dem Titel „Arrivo della Sposa“ (dt.: Ankunft der Braut), aufgenommen in Certaldo in der Provinz Florenz, gewann in der Kategorie „Wedding“. Der italienische Fotograf Damiano Salvadori hat die Emotionen des Bräutigams eingefangen, als er auf seine zukünftige Frau wartete.
Architecture
Das Siegerfoto in der Kategorie „Architecture“ stammt vom palästinensischen Fotografen Ahmad Kaddourah. Seine Aufnahme „White Door“ hat er Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten eingefangen. „Türen sind in allen Kulturen der Welt ein universelles Symbol für Eingang und Ausgang. Geometrie und Muster sind eng miteinander verbunden. Sie tauchen überall auf. Sie wirken zusammen, weil das Auge in der Lage ist, Muster zu erkennen. Um sie zu erkennen, muss man ein Auge für Linien und Kurven haben“, so der Fotograf.
Animals / Pets
Mit dem Bild „Hope“ gewann der Fotograf Pedro Jarque Krebs zum dritten Mal in Folge den ersten Platz in der Kategorie „Animals / Pets“. Das Foto ist einem kleinen Gorilla gewidmet: Er wurde im Zoo von Madrid dank eines europäischen Programms zum Schutz bedrohter Arten geboren, das der Fotograf seit Jahren dokumentiert. „Es gibt noch Hoffnung. Dieses hübsche Kerlchen wurde erst vor zwei Monaten in der Zuchtgruppe des Madrider Zoos geboren, die Teil des Europäischen Programms für gefährdete Arten ist. Die westlichen Flachlandgorillas sind vom Aussterben bedroht und jede Geburt ist ein Hoffnungsschimmer für das Überleben der Art. Erhaltungsprogramme sind heute notwendiger denn je“, erläutert der Fotograf.
Portraiture
In der Kategorie „Portraiture“ steht der iranische Fotograf Alireza Sahebi mit dem Foto „Aram“ ganz oben auf dem Siegertreppchen. Der Fotograf sagt: „Haben Sie jemals ein Geräusch gehört, das lauter war als ein intensiver Blick? Diese Arbeit entstand, indem ich den Raum für die Kommunikation zwischen dem Subjekt und dem Publikum verfolgte – indem ich die Kleidung vom Körper entfernte, Sommersprossen schuf, Grün als Symbol der Natur verwendete. All diese Elemente kommen zusammen, um den Blick des Subjekts in die Augen des Betrachters zu verstärken.“
Still Life
Das Foto „Blumen und Vogel“ von Budi Gunawan aus Indonesien gewinnt den ersten Platz in der Kategorie „Still Life“. Seine Aufnahme entstand Mitte April 2022 und zeigt, wie schön ein Vogel und eine Vase voller Blumen sein können. Es ist ein konzeptionelles Foto, das einen prächtigen Nektarvogel abbildet, der auf eine Vase voller Blumen zufliegt.
Experimental
„Just in Time“ ist der Titel der Aufnahme des australischen Fotografen Jo Howell, der in der Kategorie „Experimental“ mit einem Bild mit offensichtlichen geometrischen Konnotationen gewinnt, das die beeindruckende Fähigkeit der Ameisen zur sozialen Interaktion hervorhebt. „Ein Ameisenvolk kann aus mehreren Millionen Individuen bestehen. Und doch spielen sie alle ihre Rolle, um den Erfolg des Fortbestands ihrer Gemeinschaft als Ganzes zu gewährleisten. Dieses Bild ist mein Versuch, die komplizierte Beziehung zwischen den kleinsten Lebewesen zu zeigen und wie jeder eine wichtige Rolle spielt, sogar der kleine Kerl, der als letzter ankommt. Die Erstellung dieses Bildes erforderte ein Maß an Geduld, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es besitze!“, so Howell.
Open Theme
In der Kategorie „Open Theme“ ging Horst Kistner aus Deutschland mit seinem Foto „Gregory’s Gone“ hervor. Es ist der Begegnung zwischen Edward Hopper (The Nighthawk) und Gregory Crewdson, einem der Lieblingsfotografen Kistners, in einem alten Kaffeehaus gewidmet. Sein Bild sei eine Geschichte mit offenem Ende, sagt der Fotograf.
Mode
Der iranische Fotograf Abolfazl Jafarian, der für Schwarz-Weiß-Porträts brennt, gewann in der Kategorie „Mode“ mit „Magical Girl“. Für ihn sind beide Farbtöne entscheidend für die Darstellung von Emotionen.
Music
In der Kategorie „Music“ siegte die niederländische Fotografin Cheraine Collette mit „The Way of the Erhu“, einem Selbstporträt mit der Erhu, einem traditionellen mongolischen Streichinstrument. „Immer wenn ich meine Erhu in die Hand nehme, ein traditionelles Saiteninstrument aus der Mongolei mit einer über 4000 Jahre alten Geschichte, versetzen mich der Klang und die Melodien in eine andere Welt. Ein imaginärer, mythischer Ort mit weiten Landschaften und endlosen Horizonten. In der Folklore begibt sich ein Erhu-Spieler auf eine Reise, um das Instrument an einem ruhigen Ort zu spielen, um den Spieler in Frieden und Harmonie mit sich selbst und der Natur zu bringen“, erzählt die Fotografin über ihr Bild.
Product
Die französische Fotografin Karine Faby erreichte den ersten Platz in der Kategorie „Product“ mit „i8 Wheel“, einer Nahaufnahme der Karosserie und des Vorderrads eines BMW i8. Das Auto wurde in einem Hangar fotografiert, aber durch die Technik des Blitzlichts, das durch eine halbtransparente Platte gestreut wird, ist die Umgebung nicht mehr sichtbar.
Storyboard
Die amerikanische Fotografin Diana Cheren Nygren schließlich gewann in der Kategorie „Storyboard“ mit ihrer Serie „The Persistence of Family“. Dazu sagt sie: „Diese Serie konzentriert sich auf die Rolle der Familiengeschichte bei der Gestaltung unseres Selbstverständnisses und unseres Platzes in der Welt. Ich habe meine Familienfotos, Bilder meiner Kinder und Landschaftsaufnahmen von Neuengland, wo wir aufgewachsen sind, zusammengefügt. In den Bildern greifen die Generationen über die Zeit hinweg nacheinander.“
Die Bilder aller Gewinner:innen und Finalist:innen findest du hier: https://creative.sienawards.com/gallery