Der Fotokünstler Ashraful Arefin verändert Farben und Licht. So kreiert er Stillleben, die spannende Geschichten von einfachen Haushaltsartikeln und Gebrauchsgegenständen erzählen.
Was kommt dir in den Sinn, wenn du an Stillleben denkst? Vermutlich ein Gemälde mit Blumen in einer dekorativen Vase. Aber hast du beim Gedanken an Caravaggios Früchtekorb oder Van Goghs Sonnenblumen jemals an die verwendeten Objekte und deren Geschichte gedacht?
Nicht nur die Malerei, auch die Fotografie von Stillleben hat eine lange Tradition und ist eine Kunstform für sich. Eine Kunstform, der sich Ashraful Arefin in seiner Fotografie widmet. Dabei fotografiert er besonders gern Alltagsgegenstände: „Dabei wird deine Kreativität gefordert, indem du aus etwas vermeintlich Langweiligem und Leblosem ein interessantes Foto kreierst. Ist das nicht unglaublich spannend?“
Stilllife-Fotograf:innen wie Arefin hauchen unbewegten Objekten Leben ein, indem sie mit Licht, der Bildgestaltung und spannenden Spezialeffekten spielen. „Am besten gefällt mir daran, dass es keines besonderen Motivs bedarf, um loszulegen. Damit steht das Stillleben im krassem Kontrast zu anderen Genres, wo man ein Model finden, die beste Location aussuchen und auf schönes Wetter warten muss“, sagt der Fotograf.
„Und da du alle Faktoren des Bildes vollständig kontrollierst, kannst du in aller Ruhe verschiedene Lichtsettings und Kompositionen ausprobieren und so herausfinden, was am besten funktioniert.“ Gerade für Einsteiger, die etwas über Lichtsetzung und Bildgestaltung lernen möchten, eignet sich das Stillleben besonders gut. Aber natürlich auch, wenn erfahrene Fotograf:innen ihre Fotofähigkeiten erweitern möchten.
Motive mit Geschichte
Dem Grundgedanken eines Stilllebens folgend können Sie praktisch jedes leblose Objekt als Motiv verwenden. Diese Freiheit wird allerdings bisweilen zum Problem, da die große Auswahl es schwer macht, sich für ein spezielles Objekt zu entscheiden. Mit etwas Planung lässt sich diese Falle leicht umgehen. Überlege, welches Konzept und welche Symbolik du vermitteln möchtest.
„Ich verbringe gerne vorab etwas Zeit mit der Suche nach einem passenden Konzept und lasse mir verschiedene Ideen durch den Kopf gehen“, sagt Fotoexperte Arefin. „Der Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Stillleben liegt in der Geschichte, die das Bild erzählt, und darin, wie gut dein Motiv zum Konzept passt.“
Bei der Auswahl des Motivs gibt es darüber hinaus einige wenige Dinge zu beachten: In welcher Ära soll sich dein Foto ansiedeln? Modern, alt? Zudem solltest du dir Gedanken darüber machen, wie du das Licht setzen und welche Stimmung du erzeugen möchtest. Du kannst dasselbe Objekt in unterschiedlichen Settings verwenden, indem du einfach nur das Licht und den Bildaufbau variierst. Achte bei der Zusammenstellung deiner Komposition darauf, dass die verschiedenen Objekte in einer Beziehung zueinander stehen. Das ergibt für den Betrachter ein harmonischeres Gesamtbild. „Jedes Objekt hat seine eigene Geschichte. Wenn du beispielsweise ein nostalgisches Bild kreieren möchtest, eignet sich etwas Gebrauchtes oder Zerbrochenes besser als ein brandneues Objekt“, sagt Arefin.
Bindung herstellen
Handelt es sich beim Hauptmotiv um etwas Altes, sollten auch die anderen Motive im Bild alt und gebraucht sein. „Für gewöhnlich wirken gerade gebrauchte Objekte durch ihre Abnutzungsspuren, Rost und Risse auf Stillleben sehr gut. Wenn wir solche Objekte bewusst wahrnehmen, verspüren wir ein warmes, nostalgisches Gefühl und denken darüber nach, was dieses Objekt im Lauf der Zeit alles erlebt haben mag“, berichtet Arefin. „Ich verwende deshalb gerne alte Flaschen und Spielzeugautos. Natürlich darfst du diese Regeln aber auch brechen und bewusst mit dem Kontrast zwischen neuen und alten Dingen und unterschiedlichen Epochen experimentieren.“
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