Wie steht es um die Imaging-Branche? In welche Richtung entwickelt sie sich? Und welche Impulse braucht es? Darüber haben wir mit Fotografen und Experten aus der Industrie beim fotoPRO.world-Expertentalk gesprochen – in der inspirierenden Atmosphäre des Studios von HG Esch.
Die Imaging-Branche befindet sich in stürmischen Zeiten: Mehr als zwei Jahre Corona-Pandemie, sinkende Verkaufszahlen, digitale Transformation und der immer stärker werdende Einfluss von Social Media definieren den Bereich des Professional Imaging neu. Doch was bedeuten diese Veränderungen für die Protagonist:innen der Branche – für die Fotograf:innen, den Kulturbetrieb sowie die Unternehmen? Und wie können Profis vor diesem disruptiven Hintergrund Strategien für die eigene berufliche Praxis entwickeln?
Darüber diskutierten beim fotoPRO.world-Expertentalk:
- HG Esch, Architekturfotograf
- Wolfgang Kornfeld, Geschäftsführer des bpp
- Stephan Riediger, Global Head of Sales Multibrand & B2B / Professional bei Leica Camera AG
- J. Konrad Schmidt, Fotograf und Leiter der Initiative Bild im BVDW
- Daniel Ziegert, Manager Nikon Professional Services (NPS) & Nikon School DACH
- Moderation: Stefanie Smuda, Leitende Redakteurin bei fotoPRO.world
Der Expertentalk, der im Studio von HG Esch aufgezeichnet wurde, stand unter dem Motto „Zwischen Prekariat und Premium: Quo vadis Professional Imaging?“ und war in drei thematische Blöcke gegliedert:
- Auswirkungen und Herausforderungen durch die Pandemie
- Neue Perspektiven
- Videografie und Zukunftstrends
Pragmatisch und realistisch, aber dennoch optimistisch zeigten sich die Experten ob des aktuellen Zustands der Branche sowie im Hinblick auf die Zukunft. Die Corona-Pandemie hat Fotograf:innen teils in schwierige Situationen gebracht. Lockdowns und eingeschränkte Reisemöglichkeiten machten es ihnen schwer, ihren Beruf wie bisher auszuüben. Dennoch kann Wolfgang Kornfeld, Geschäftsführer des bpp, auch von vielen positiven Erfahrungen aus dieser Zeit berichten: „Die Fotograf:innen haben die Zeit oftmals genutzt, um sich neu zu positionieren. Es gab neue Projekte und viel Engagement, das eigene Netzwerk auf- und auszubauen. Durch die Pandemie wurde zudem mehr in Bilder investiert, da die Leute nicht wie gehabt reisen konnten.“
„Die Pandemie hat dazu geführt, dass Fotograf:innen wieder kreativ denken müssen.“
HG Esch, Architekturfotograf
Neue Wege mussten gefunden werden, um mit Bestandskunden in Kontakt zu bleiben und neue Kunden auf sich aufmerksam zu machen. Ein wichtiges Werkzeug dabei: Social Media. Während der Pandemie hat Fotograf J. Konrad Schmidt zum Beispiel die Story-Funktion auf Instagram genutzt, um seinen Kontakten zu vermitteln, dass der Betrieb weitergeht.
Social Media für Fotograf:innen
Während des Expertentalk wird klar, dass Plattform nicht gleich Plattform ist: „Ein technisch herausragender Fotograf funktioniert nicht auf jedem Kanal. Ein echter Esch etwa zieht beispielsweise auf TikTok nicht, weil man ihn in der Form gar nicht wahrnehmen möchte, die Aufmerksamkeitsspanne ist zu gering. Da ist ein schlecht gemachtes Video von jemandem, der einen tollen Zaubertrick kann, besser platziert“, sagt Daniel Ziegert, Manager Nikon Professional Services (NPS) & Nikon School DACH. Er ergänzt: „Als Kreative und Hersteller müssen wir erst lernen, dass es unterschiedliche Bedarfe für die Werkzeuge von Medienproduktion gibt – und für diejenigen, die damit arbeiten.“
Und J. Konrad Schmidt führt einen weiteren Aspekt an: „Während die Displays im Büro oder für Werbeanzeigen immer größer werden, bleiben die Smartphone-Displays unverändert klein. Es gibt aber Bilder, die auf fünfeinhalb Zentimetern nicht wirken. Dennoch lassen wir uns von der Technik diktieren, wie wir Bildsprache kommunizieren. Fotograf:innen müssen aufgrund dieser Limitationen mehr denn je wissen, wann man neue Bildwelten beispielsweise mit einem gedruckten Print oder auf einer Website eröffnen muss.“
Smartphone & Video: Trends der Zukunft
Dennoch behält das Smartphone seine wichtige Rolle innerhalb der Imaging-Branche bei: Es hat die Kompaktkamera abgelöst und ist dadurch zum Treiber der Technologie geworden. Entwicklungen wie Artificial Intelligence (AI), die im Smartphone längst Standard sind, halten zunehmend Einzug in Kameras. Ein entscheidender Unterschied zwischen Smartphone und Kamera sei aber nach wie vor das Objektiv, sagt Stephan Riediger, Global Head of Sales Multibrand & B2B / Professional bei Leica Camera AG.
Er gibt zudem einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen: „Ein weiterer Trend wird die Videofunktion sein. In den Jobs ist das kaum noch trennbar, beides wird gefordert. Und das hat wiederum Einfluss auf die Gestaltung der Kameras. Eine Systemkamera von heute kann beides, aber die Frage ist, ob man eine Spezialvideokamera braucht oder ob die Videofunktion in den jetzigen Systemkameras noch mal verbessert wird. Unterm Strich muss aber beides vorhanden sein.“
Spannende Diskussionen beim Expertentalk
Während die Industrie sich also auf die Entwicklung neuer Technologien konzentriert, geht es für Fotogaf:innen darum, aus der Vergangenheit zu lernen und sich für die Zukunft zu wappnen – Stichwort: Resilienz. Für HG Esch gibt es zwei Faktoren, auf die Fotograf:innen setzen sollten: „Neben hoher Qualität ist ein tiefes Vertrauen zum Kunden elementar.“ Wer am Anfang seiner Karriere steht, sollte zudem fokussiert sein: „Es ist entscheidend, jeden Job als den wichtigsten anzusehen, den du gerade machst“, so Esch. Und Wolfgang Kornfeld ergänzt: „Das Bild, das du gerade gemacht hast, ist dein letztes Werbebild. Du musst dich jeden Tag mit deinen Bildern aufs Neue beweisen.“
Bist du neugierig geworden, welche Tipps die Experten darüber hinaus haben, was die Branche aktuell bewegt und wie Lösungsansätze für die größten Herausforderungen im Imaging-Bereich aussehen könnten? Dann schau direkt rein in die Aufzeichnung des Expertentalks!
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