Keine Prozente, Stückzahlen und Eurowerte mehr, dafür positive Trends und eine neue Vorsitzende: Auf der Pressekonferenz des BGL Ende November in Hamburg präsentierte sich der Verband des Bildermarktes verhalten optimistisch. Aber auch das ist ja derzeit nicht selbstverständlich. fotoPRO.world war bei der BGL-Tagung dabei.
Die jährlichen Mitgliederversammlungen des BGL, dem Verband der Großfotofachlabore e.V., waren in den letzten Jahrzehnten immer ein Quell mehr oder weniger verlässlicher Marktzahlen. Der Quell floss vom Marktforschungsunternehmen Futuresource über Fujifilm – selektiert – hin zu interessierten Insidern beziehungsweise in die BGL-Allgemeinheit. Nun, der Quell ist versiegt. Will sagen: Offizielle Zahlen über den europäischen und deutschen Bildermarkt gibt es derzeit nicht.
BGL-Tagung – Tatsachen und Tendenzen
Was es aber dennoch gibt, sind Tatsachen und Tendenzen. Tatsache ist, wie der Vorstand des BGL ausführt: Die Quartale Q1-Q3 2023 sind wohl positiver verlaufen als diejenigen der Vorjahre. Vor allem auch deshalb, weil die Menschen wieder deutlich mehr Reisen und die schönen Erinnerungen in entsprechenden Fotoprodukten festhalten. Die Bestellungen von Kalendern und Wand-Deko laufen, so die BGL-Labors, überdurchschnittlich gut, Fun-Produkte stagnieren und die Grußkarten sind aktuell eher weniger gefragt. Und das Fotobuch? Hat auch noch Potential gegenüber der Vor-Corona-Zeit, die einzelnen Bestellungen haben aber mehr Wert(schöpfung).
Yvonne Rostock wird BGL-Vorsitzende
Yvonne Rostock, neu gewählte BGL-Vorsitzende und CEO von CEWE, fasst zusammen: “Der Wert von Fotoprodukten ist für Konsumenten höher als deren Preis. Wir ermöglichen den Menschen – unseren Kundinnen und Kunden – Erinnerungen zu bewahren und zu verschenken. Emotional. Individuell. Persönlich. Es ist für mich ein Geschenk, in dieser Branche zu arbeiten und ich freue mich auf die gemeinsame Zukunft.”
Der Wert von Fotoprodukten ist für Konsumenten höher als deren Preis
Yvonne Rostock, neu gewählte BGL-Vorsitzende und CEO von CEWE
In diesem Zusammenhang stellten sich die im Vorstand vertretenen BGL-Unternehmen vehement gegen den (nicht nur) in den USA aufkeimenden Trend, Fotoprodukte kostenlos als Sales-Stimulator für andere Angebote zu missbrauchen. Völlig zu Recht – die nicht mehr ganz Jungen werden sich an die 90er Jahre erinnern, wo solche Dumping-Aktionen im Bildergeschäft für ein regelrechtes wirtschaftliches “Blutbad” unter den Labors sorgten.
Zurück ins Jetzt. “Weg von Mappen hin zu Online-Bestellungen” heißt der klare Trend bei den Kindergarten- und Schulfotolabors, im Vorstand vertreten durch Marc Heinze (Thiele Foto-Laborbetriebe). Sein Fazit: “Wir sind durch mit der digitalen Transformation”.
Wir sind durch mit der digitalen Transformation
Marc Heinze, Vorstandsmitglied BGL
Schnellere Lieferungen, höhere Effizienz
Das bedeutet für das Geschäft mit Kindergärten und Schulen vor allem: wertigere Warenkörbe, zusätzliche Produktverkäufe wie Bilder-Deko, schnellere Lieferungen, höhere Effizienz. Interessant, aber nicht überraschend, sind die Ergebnisse einer internen Marktuntersuchung von Thiele: 66 Prozent der Bestellungen kommen von Frauen, Männer sind länger im Shop unterwegs und bestellen mehr, die 25-45jährigen stellen die größte User-Gruppe dar und die Senioren kaufen wertmäßig am meisten.
Antoon Nuiten, Fujifilm Imaging Products & Solutions, bestätigt die Aussagen für die Niederlande, wo Fujifilm ebenfalls im Kindergarten- und Schulfotomarkt tätig ist: “2023 ist unser bestes Jahr, der Markt brummt.” Ob und in welchem Umfang sich diese positive Aussage auf den gesamten Bildermarkt übertragen lässt, wird sich für alle Labors spätestens am 24. Dezember zeigen – dann, und erst dann, ist klar, wie das Ergebnis 2023 unter dem Strich ausfällt. In Stückzahlen, Prozenten und Euros.
2023 ist unser bestes Jahr,
Antoon Nuiten, Fujifilm Imaging Products & Solutions
der Markt brummt
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