Am vergangenen Sonntag ist die dritte Biennale für aktuelle Fotografie nach neun Wochen Laufzeit zu Ende gegangen. Das Biennale-Team zeigte sich mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden. Außerdem wurden die Kuratoren der Biennale 2024 bekannt gegeben.
Die dritte Biennale für aktuelle Fotografie ist beendet: Unter dem Titel „From Where I Stand“ zeigte die von der Niederländerin Iris Sikking kuratierte Ausgabe fotografische Positionen von rund 40 internationalen Künstler:innen, Kollektiven und Fotograf:innen an den Schnittstellen von Kunst, Journalismus und Aktivismus. Die Biennale erreichte mit ihren sechs Ausstellungen in sechs Häusern in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg rund 26.000 Besucher:innen.
Darüber hinaus haben weiterhin täglich durchschnittlich etwa 60.000 Reisende und Besucher:innen des Bahnhofs Mannheim und mehr als 40.000 Reisende und Besucher:innen des Bahnhofs Heidelberg noch bis zum 22. Juni 2022 die Möglichkeit, die dort prominent platzierten fotografischen Installationen der Biennale mit Arbeiten von Anna Ehrenstein (Mannheim), Eline Benjaminsen und Misha Vallejo Prut (beide Heidelberg) zu sehen.
Kuratoren für die Biennale für aktuelle Fotografie 2024
Shahidul Alam, Tanzim Wahab und Munem Wasif sind als Kuratoren der Biennale für aktuelle Fotografie 2024 berufen worden. Sie waren zusammen mit vier weiteren potenziellen Kurator:innen zu einer Präsentation eingeladen worden und konnten mit ihrem kuratorischen Ansatz Vorstand und Team der Biennale wie auch die Leiter:innen der sechs beteiligten Ausstellungshäuser überzeugen.
Mit den drei Kuratoren aus Bangladesch wird die Biennale erstmals von einem Trio außerhalb Europas konzipiert. Die vierte Biennale für aktuelle Fotografie findet vom 16. März bis zum 12. Mai 2024 statt. Sie wird sich inhaltlich mit unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit, einer Vielfalt an Stimmen zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden auseinandersetzen.
ÜBER DAS KURATORENTEAM 2024
Shahidul Alam (*1955) ist Fotojournalist, Sozialaktivist, Kurator und Schriftsteller sowie promovierter Chemiker. Seine Interessensfelder als Aktivist, Fotograf wie auch als Kurator sind Gesellschaftsthemen, u. a. Naturkatastrophen, Menschenrechtsverletzungen, die Unterdrückung durch die Regierung und das Militär in Bangladesch sowie das „Verschwinden“ politischer Gegner. Er wurde mehrfach für sein fotografisches Werk und sein politisches Engagement ausgezeichnet.
Tanzim Wahab (*1986) ist Kurator, Forscher und Dozent. Er ist der Direktor des Chobi Mela International Festival of Photography. Er hat mehrere kuratorische Forschungsprojekte und Ausstellungen geleitet, darunter Breaking Ground mit Werken der modernistischen Vorläufer Bengalens und (Dis) Place, eine Ausstellung über Vertreibung, die sich mit der Möglichkeit eines postgeschichtlichen Raums und der Funktion als symbolischer „Entlastungsakt“ befasst (mit Hadrien Diez). Wahab ist derzeit Mitherausgeber von Primary Documents, der Publikationsreihe über internationale Kunst des Museum of Modern Arts (MoMA). Außerdem war er Stipendiat mehrerer Programme, darunter u. a. Art for Social Change, USA, und Art Think South Asia (ATSA), Indien.
Munem Wasif (*1983) ist Künstler, Kurator und Pädagoge. In seiner Arbeit untersucht er die Konzepte von „Dokumenten“ und „Archiven“ und ihren entsprechenden Einfluss auf politisch und geografisch komplexe Themen. Seit der achten Ausgabe ist er Ko-Kurator des Chobi Mela Photo Festivals und hat drei große Überblicksausstellungen dafür kuratiert: über den legendären bangladeschischen Fotografen Anwar Hossain (2015), über Nasir Ali Mamun (2017) und über Rashid Talukder (2019). In den Jahren 2020/21 war Wasif Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Seine Arbeiten wurden in Institutionen auf der ganzen Welt gezeigt, darunter das Centre Pompidou, die Whitechapel Gallery, das Victoria & Albert Museum, das Fotomuseum Winterthur und das Chobi Mela Photo Festival.
Über die in den Ausstellungshäusern gezählten Besucher:innen hinaus nahmen mehrere hundert Interessierte am analogen und digitalen Begleitprogramm der Biennale 2022 teil. Dieses umfasste Formate wie Führungen, Gespräche mit Künstler:innen, Workshops für Erwachsene sowie Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien, die Lange Nacht der Fotografie, die Campustage als Angebot für Studierende sowie in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg, der Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz und dem Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg eine achtteilige Veranstaltungsreihe zum Thema Fotografie und Nachhaltigkeit.
Das digitale Vermittlungsprogramm, entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR, erweiterte die Biennale in den virtuellen Raum mit digitalen Ausstellungsrundgängen, der Webapplikation Biennale in a Book, dem Digital Dialogue Day mit digitalen Künstlergesprächen, Kuratorinnen-Führungen und dem Podcast „Biennale to go“. Diese digitalen Angebote stehen über die Laufzeit der Ausstellungen hinaus auf der Website bzw. auf dem YouTube-Kanal der Biennale weiterhin zur Verfügung.
Mit Nachhaltigkeit gepunktet
Ein besonderer Erfolg gelang der Biennale hinter den Kulissen: Rund die Hälfte der neu produzierten künstlerischen Arbeiten, die in den Ausstellungen gezeigt wurden, konnten nachhaltig hergestellt werden. Statt auf Alu-Dibond wurden die Kunstwerke auf Papierwabenkartons kaschiert, Tapeten wurden durch wiederverwendbare Textilien bzw. PVC-Planen ersetzt.
Auch das Rahmenprogramm der Biennale 2022 rückte das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus: Gespräche zur Nachhaltigkeit in der künstlerischen und in der angewandten Fotografie, ein Workshop für Künstler:innen zum nachhaltigen Materialgebrauch sowie eine große Müllsammelaktion rund um die Kunsthalle Mannheim wurden umgesetzt. Die Biennale für aktuelle Fotografie als städteübergreifendes Großprojekt mit sechs beteiligten Institutionen und vielen langjährigen Kooperationspartnern setzt auf eine nachhaltig angelegte Struktur der Zusammenarbeit, welche die Expertise aller Beteiligten bündelt und ressourcenschonen-des Arbeiten ermöglicht.
Der Schwerpunkt auf dem Thema Nachhaltigkeit soll bei der Biennale 2024 weiter ausgebaut werden: Für die kommende Edition strebt die Biennale an, alle Neuproduktionen nachhaltig herzustellen.
Weitere Informationen: www.biennalefotografie.de